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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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Sparta völlig egal, und im Grunde auch jede Vision, wie großartig sie auch aussehen mag. Aber ich hatte gerade eine Wahl gewonnen, sie mussten mir also zuhören. Ich hätte darauf wetten können, dass wenigstens einige die Herausforderung annehmen würden und noch mehr erreichen wollten als 2006.
    Noch bevor ich meine Krücken wieder loswurde, nahmen mein Stab und ich bereits wieder die Arbeit auf. Ausgehend von den Zielen, die ich in meinen Reden formuliert hatte, und den angekündigten Haushaltsinitiativen starteten wir die ehrgeizigste Reform-Agenda aller Regierungen der modernen Geschichte: die weitreichendste Reform der Gesundheitsgesetzgebung in Amerika; die umfassendsten Vorschriften zur Bekämpfung des Klimawandels im Land, einschließlich des ersten CO 2 -armen Kraftstoffstandards weltweit; eine Reform der Bewährungsstrafen und neue Gefängnisse; dazu das gewaltige Projekt der Fertigstellung des Kanals, mit dessen Bau Gouverneur Pat Brown dreißig Jahre zuvor begonnen hatte.
    Wir führten die Haushaltsreformen wie auch die politischen Reformen mit Nachdruck fort. Wir stärkten die Rücklagen für schlechte Zeiten und verboten das Spendensammeln während der Zeit der Haushaltsdebatten. Und wir unternahmen einen zweiten Versuch, die Wahlbezirke per Volksentscheid festzulegen.
    Ein weiteres Problem war in diesem Jahr zu den vielen anderen hinzugekommen und forderte unsere volle Aufmerksamkeit. Wochenlang trafen wir uns mit Hypothekenbanken wie Countrywide, GMAC, Litton und HomEq, um Soforthilfe für Menschen zu organisieren, die infolge der Hypothekenkrise in Not geraten waren. Wir setzten alles daran, dass sie in ihren Häusern wohnen bleiben konnten.
    Die Arbeitstage waren oft sechzehn Stunden lang, und meist übernachtete ich einfach in Sacramento. Ich liebte die Arbeit – die tägliche Herausforderung, die Vielschichtigkeit der Aufgaben, ständig unterwegs zu sein. Aber ich vermisste auch Maria und die Kinder, und ich sorgte immer dafür, dass ich Freitag bis Sonntag in Los Angeles verbringen konnte.
    Dieser Zeitplan hatte in meiner ersten Amtszeit funktioniert, vor allem, glaube ich, weil Maria eine so gute Mutter war. Doch eines Abends im Frühjahr, als ich aus Sacramento zurück war und wir alle am Küchentisch saßen, brach Christina plötzlich in Tränen aus. »Daddy, du bist nie zu Hause«, sagte sie. »Du bist immer in Sacramento. Du bist nicht zum Schulkonzert gekommen, als ich meinen Auftritt hatte.« Ihre Geschwister griffen das Stichwort auf: »Du bist nicht zum Parents Day gekommen. Nur Mommy war da.« – »Ja, bei mir warst du auch nicht. Du hast mein Fußballspiel verpasst.« Plötzlich brach es aus ihnen heraus. Alle weinten und beschwerten sich.
    Christina muss den Schock in meinem Gesicht gesehen haben. Ich genoss so sehr meine Zeit als Gouverneur, dass ich gar nicht gemerkt hatte, was da zu Hause brodelte. Sie sagte: »Tut mir leid, Daddy, aber ich musste es mal sagen.«
    »Nein, Christina«, antwortete Maria. »Das ist schon okay. Ich finde es wichtig, dass ihr eurem Daddy sagt, was ihr denkt und fühlt. Also erzählt ihm einfach alles.« Sie ermutigte die Kinder, den Mund aufzumachen.
    Ich kann manchmal eine ziemliche Dampfwalze sein. Aber jetzt fragte ich mich, wie lange sie sich wohl schon so fühlten und wie lange sie gebraucht hatten, bis sie es mir sagen mochten? Ich hatte ihnen immer gepredigt, dass in einer Familie jeder Zugeständnisse machen muss. Wenn sechs Menschen zusammenleben, kann niemand die ganze Zeit nur das machen, was er oder sie will. Nun, jetzt war ich mit den Zugeständnissen an der Reihe. Ich versprach, dass ich ab sofort nur noch eine Nacht pro Woche in Sacramento verbringen würde. »Ich muss vielleicht manchmal morgens los, bevor ihr aufsteht, und vielleicht komme ich erst nach Hause, wenn ihr schon ins Bett geht«, sagte ich. »Aber von jetzt an werde ich da sein.«
    Man sagt, die Politik macht Ehen kaputt. Man wird so von der Arbeit absorbiert, dass es zwangsläufig Auswirkungen auf die Menschen hat, die man liebt. Selbst wenn man es schafft, die Familie aus dem Rampenlicht herauszuhalten – der Ehepartner und die Kinder bekommen es zu spüren, dass sie den Ehemann oder die Ehefrau, den Daddy oder die Mom mit einer großen Öffentlichkeit teilen müssen, und sie ahnen, dass man sich dabei verlieren kann. Natürlich war Maria eine starke Persönlichkeit mit einer eigenen Karriere. Als sie merkte, dass wir immer mehr auseinanderdrifteten, tat sie das

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