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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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des Landes und der Welt wurde.
    Den Konsens herzustellen war nicht leicht, und unser Klimaschutzgesetz war alles andere als perfekt. Es gab erbitterte Auseinandersetzungen, intern, aber auch mit Parlamentariern und Interessengruppen. Allerdings konnten wir sie beilegen, indem wir uns gegenseitig zuhörten und über das Für und Wider ernsthaft diskutierten. Wir redeten mit führenden Aktivisten und Wissenschaftlern. Wir redeten mit Autokonzernen und Energieriesen und der Versorgungswirtschaft und mit Bauern und Verkehrsunternehmen. Während wir an dem Klimaschutzgesetz arbeiteten, besuchte ich die Chefs von Chevron und Occidental und BP, weil ich ihnen klarmachen wollte, dass das kein Angriff gegen sie war. Es ging vielmehr um ein Problem, an das niemand vor hundert Jahren auch nur im Traum gedacht hatte, als die industrialisierte Welt sich entschloss, voll und ganz auf Öl und Gas zu setzen. Ich wollte, dass gerade sie hinter unserer Idee standen und bei der Gesetzesunterzeichnung dabei waren, und ich wollte, dass sie anfingen, auf das Ziel einer Reduktion der Treibhausgasemissionen um dreißig Prozent bis zum Jahr 2020 hinzuarbeiten. Ich sagte: »Dazu müssen wir anfangen, in Biokraftstoffe zu investieren, in Solarstrom und andere erneuerbare Energien.«
    Ich arbeitete hart, um auch die Mitglieder meiner eigenen Partei davon zu überzeugen. Es ist kein Widerspruch, Republikaner und gleichzeitig Umweltschützer zu sein. Teddy Roosevelt gründete die Nationalparks, Richard Nixon schuf das Umweltministerium und trat für das erste Gesetz zur Luftreinhaltung ein. Ronald Reagan unterschrieb als Gouverneur wie auch als Präsident Umweltschutzgesetze, und der Präsident Bush senior installierte einen wegweisenden Handel mit Emissionsrechten, um den sauren Regen einzudämmen. Wir führten diese Tradition fort.
    Wir konzentrierten uns so sehr auf den »California Global Warming Solutions Act« und andere große Veränderungen, dass für den normalen Wahlkampf kaum Zeit blieb. Aber das war egal. Unsere Fortschritte bei wichtigen Themen, die Demokraten wie Republikanern am Herzen lagen, waren wirksamer als jeder Slogan oder jede Wahlkampfanzeige. Das war ein wesentlicher Bestandteil unserer Wiederwahlstrategie.
    Ich hatte bereits 2005 ein Komitee zur Vorbereitung der Wiederwahl gebildet, aus einem einfachen Grund heraus hatte: Die Menschen, die meine Vorhaben unterstützten, wollten sicher sein, dass sie ihr Geld oder ihre Zeit nicht an jemanden verschwendeten, der sich womöglich gleich wieder aus dem Staub machte. Sie fragten: »Warum sollte ich mich für Arnold engagieren, wenn er nächstes Jahr weg ist und ein Demokrat ins Amt kommt und mich dann für meine Wahlkampfhilfe bestraft?« Eunice schickte mir 23600 Dollar, die Höchstsumme, die ihr Haushalt unter den geltenden Gesetzen beisteuern durfte. In ihrem Anschreiben hieß es: »Bitte sag Teddy nichts davon. Ich habe ihm nie so viel gegeben, noch nicht einmal, als er sich als Präsidentschaftskandidat bewarb.«
    Doch nicht alle in meiner Familie freuten sich über meine Entscheidung. Maria erfuhr davon aus der Zeitung, und sie war sauer. Doch mit ihrem ausgeprägten Sinn für Humor fand sie einen Weg, ihre Botschaft rüberzubringen: Sie schickte mir ein hübsches gerahmtes DIN-A4 großes Foto von sich. Unten am Rand stand: »Warum trittst du noch einmal an, wenn das hier zu Hause auf dich wartet?« Sie hatte die amerikanische Politik aus nächster Nähe beobachtet und war fest davon überzeugt, dass sie Beziehungen zerstören konnte. Und sie dachte: »Er hat Geschmack an der Macht gefunden. Es ist typisch, er hat den Köder geschluckt. Vielleicht bewirbt er sich demnächst für den Senat.« Ich grinste, als ich das Foto bekam, aber ich wollte zu Ende bringen, was ich angefangen hatte. Ursprünglich wollte ich tatsächlich nur für eine Amtszeit kandidieren, ich wollte die Dinge in Ordnung bringen und wieder abtreten. Aber inzwischen war mir klar geworden, dass man das in drei Jahren nicht schaffen konnte.
    Glücklicherweise profitierte ich davon, dass ich gegen einen schwachen Gegner antrat. Die Demokraten hatten den Finanzminister Phil Angelides nominiert. Er war ein sehr kluger Mann und ein aufopferungsvoller Staatsdiener, aber er war ein schlechter Kandidat. Er trat mit der einen Idee an, die Steuern zu erhöhen. In der einen Fernsehdebatte, die wir zusammen bestritten, nutzte ich das für eine improvisierte Provokation: »Ich kann förmlich die Freude in Ihren Augen

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