Total Recall
zurechtzukommen. Die Scheidung läuft, aber ich habe noch immer die Hoffnung, dass Maria und ich wieder als Ehemann und Ehefrau und als Familie mit unseren Kindern zusammenkommen können. Man kann das Verdrängung nennen, aber so arbeitet mein Denken nun einmal. Ich liebe Maria. Und ich bin Optimist. Mein ganzes Leben lang habe ich mich auf das Positive konzentriert. Ich bin optimistisch, dass wir wieder zusammenkommen werden.
In diesem letzten Jahr hat Maria manchmal gefragt: »Wie kannst du mit deinem Leben weitermachen, und ich habe das Gefühl, dass alles auseinanderbricht? Warum fühlst du dich nicht so orientierungslos?« Natürlich weiß sie die Antwort schon, weil sie mich besser versteht als jeder andere. Ich muss weitermachen. Und auch sie hat immer weitergemacht und engagiert sich immer stärker für Projekte, die etwas mit ihren Eltern zu tun haben. Sie hat das ganze Land bereist und für den Kampf gegen die Alzheimer-Krankheit geworben. Und sie ist sehr aktiv im Vorstand der Special Olympics und hilft bei der Vorbereitung der International Special Olympics Games in Los Angeles im Jahr 2015.
Ich war froh, dass ich nach unserer Trennung so viel zu tun hatte, denn sonst wäre ich wirklich in ein schwarzes Loch gefallen. Ich arbeitete weiter und blieb in Bewegung. Im Sommer hatte ich schon eine Vortragsreise als Ex-Gouverneur in den Norden der Vereinigten Staaten und nach Kanada hinter mir. Ich besuchte den Rio Xingu in Brasilien mit Jim Cameron, flog nach London zur Geburtstagsfeier von Michail Gorbatschow, der achtzig wurde, dann nach Washington D. C., um an einem Einwanderungsgipfel teilzunehmen, und weiter nach Cannes, um den Verdienstorden Légion d’Honneur entgegenzunehmen und neue Projekte anzuschieben. Doch obwohl ich so viel unterwegs war wie früher, war das alles nicht mehr dasselbe. Seit mehr als dreißig Jahren hatte mir meine Arbeit vor allem deshalb Spaß gemacht, weil ich sie mit Maria teilen konnte. Wir hatten alles zusammen gemacht, und jetzt war mein Leben irgendwie aus dem Lot geraten. Es gab niemanden, der zu Hause auf mich wartete.
Als der Skandal im Frühjahr 2011 bekannt wurde, sollte ich eigentlich die Eröffnungsrede beim Energieforum in Wien halten, einer Veranstaltung der UNO-Organisation für Industrielle Entwicklung, UNIDO. Ich hatte Angst, dass der Medienrummel meine Glaubwürdigkeit als Kämpfer für den Umweltschutz beeinträchtigen könnte, und erwartete fast, dass man die Einladung zurückziehen würde. Doch die Organisatoren in Wien wollten an der Rede festhalten. »Das ist eine private Angelegenheit«, sagten sie. »Wir glauben nicht, dass solche Dinge das große Vorbild beschädigen werden, das Sie in der Umweltpolitik gegeben haben. Schließlich wird die Million Solardächer ja deshalb auch nicht abgebaut.« In meiner Rede versprach ich, persönlich alles daranzusetzen, um die Welt davon zu überzeugen, dass eine grüne Weltwirtschaft erstrebenswert, notwendig und erreichbar ist.
Als ich Sacramento verließ, tat ich es auch mit dem Gedanken, meine Filmkarriere wieder aufzunehmen. Ich hatte in meinen sieben Jahren als Gouverneur kein Gehalt bezogen, und es war jetzt an der Zeit, wieder zu einer bezahlten Arbeit zurückzukehren. Doch der Medienansturm im April und Mai machte das vorerst unmöglich. Zu meinem Bedauern und meiner Beschämung hatte der Skandal auch jenseits meiner Familie schmerzliche Folgen für viele Menschen, mit denen ich zusammengearbeitet hatte.
Ich kündigte an, dass ich meine beruflichen Pläne zurückstellen würde, um persönliche Angelegenheiten in Ordnung zu bringen. Wir verschoben The Governator , eine Zeichentrickfilm- und Comic-Heft-Serie, an der ich mit Stan Lee, dem legendären Schöpfer von Spider-Man , gearbeitet hatte. Ein weiteres aufgeschobenes Projekt, das völlig aus dem Ruder lief, war Cry Macho , ein Film, auf den ich mich schon während der ganzen Zeit als Gouverneur gefreut hatte. Al Ruddy, der Produzent von Der Pate und Million Dollar Baby , hatte diesen Film jahrelang für mich reserviert. Doch nachdem der Skandal publik wurde, war der Stoff einfach zu nah an der Realität. Es geht darin um die Freundschaft eines Pferdetrainers mit einem pfiffigen zwölfjährigen Latino-Jungen. Ich rief Al an und sagte: »Vielleicht kann jemand anders die Hauptrolle übernehmen, das würde mir nichts ausmachen. Vielleicht kannst du es auch noch ein bisschen länger für mich aufheben.«
Er hatte schon mit den Investoren gesprochen.
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