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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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allerdings im stillen auch einräumen: »Ich habe die Öffentlichkeit auch alles andere über mich wissen lassen, warum sollte ich da die negative Seite verschweigen?« Doch wenn ich schon über mein Fehlverhalten redete, wollte ich wenigstens selbst bestimmen, wann.
    Es war dumm zu glauben, dass ich überhaupt eine Wahl hatte. Die Leute redeten, die Leute schrieben E-Mails, und ein paar Tage später stellte Movie Channel die ersten Fragen nach einem unehelich geborenen Sohn. Dann sprang die Los Angeles Times auf den Zug auf.
    Einen Tag, bevor sie die Geschichte brachten, rief ein Reporter an, um uns vorzuwarnen und einen Kommentar zu erbitten. Ich sagte ihm in etwa: »Ich verstehe und verdiene den Ärger und die Enttäuschung meiner Freunde und meiner Familie. Es gibt keine Entschuldigung, und ich übernehme die volle Verantwortung für den Schmerz, den ich verursacht habe. Ich habe mich bei Maria, meinen Kindern und meiner Familie entschuldigt. Es tut mir aufrichtig leid. Ich bitte die Medien, die Privatsphäre meiner Frau und meiner Kinder in dieser schwierigen Zeit zu respektieren. Ich verdiene Ihre Fragen und Ihre Kritik, meine Familie nicht.« Ich wollte meine Familie schützen – das ist bis heute mein höchstes Ziel geblieben.
    Und dann musste ich es meinen Kindern sagen, weil ich ja wusste, dass es am nächsten Tag in der Zeitung stehen würde. Katherine und Christina beichtete ich es am Telefon, weil sie zusammen mit Maria in Chicago waren, um an Oprah Winfreys Abschiedssendung teilzunehmen. Patrick und Christopher waren mit mir zu Hause, also bat ich sie um ein Gespräch und erzählte ihnen alles. Ich erklärte meinen Töchtern und meinen Söhnen, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Ich sagte: »Es tut mir leid. Dies geschah mit Mildred vor vierzehn Jahren und sie wurde schwanger und jetzt gibt es da ein Kind, Joseph. Das ändert nichts an meiner Liebe zu euch, und ich hoffe, dass es nichts an eurer Liebe zu mir ändert. Aber es ist nun mal passiert. Es tut mir wirklich schrecklich leid. Eure Mutter ist sehr aufgebracht und enttäuscht. Ich werde sehr hart arbeiten, um uns alle wieder zusammenzubringen. Es wird eine schwierige Zeit werden, und ich hoffe nur, sie wird nicht zu schrecklich für euch – denn ihr werdet mit Reaktionen konfrontiert werden, von anderen Kindern in der Schule, von Eltern, wenn ihr eure Freunde besucht, von Mitstudenten an der Uni oder wenn ihr das Fernsehen anschaltet oder die Zeitung aufschlagt.«
    Ich hätte noch hinzufügen sollen »oder wenn ihr ins Internet geht«, denn zu den ersten Dingen, die Katherine und Patrick taten, gehörte es, zu twittern, wie sie sich fühlten. Patrick zitierte aus dem Rocksong »Where’d You Go«: »Some days you feel like shit, some days you want to quit and just be normal for a bit«, und fügte dann hinzu: »Und doch liebe ich meine Familie, bis dass der Tod uns scheidet.« Katherine schrieb: »Dies ist ganz sicher nicht leicht, aber ich spüre eure Liebe und Unterstützung, während ich mich langsam fange und wieder nach vorn schaue. Ich werde meine Familie immer lieben!«
    Es dauerte Wochen, bis sie allmählich glauben konnten, dass unsere Familie nicht völlig auseinandergebrochen war. Unsere Kinder bekamen mit, dass Maria und ich fast täglich in Kontakt standen. Sie sahen, dass wir zusammen zum Mittag- oder Abendessen gingen. Patrick und Christopher entwickelten einen gewissen Rhythmus, in dem sie zwischen dem Haus und der Wohnung pendelten. All dies half uns, wenigstens ein klein wenig Stabilität herzustellen.
    Mir taten auch die Auswirkungen dieser Geschichte auf Mildred und Joseph leid. Sie waren es nicht gewohnt, im Licht der Öffentlichkeit zu stehen, und plötzlich fanden sie sich von publicitygeilen Rechtsanwälten und von Reportern der Boulevardshows und Klatschzeitungen umlagert. Ich blieb mit Mildred in Kontakt und half ihr, einen ruhigeren Aufenthaltsort für sie beide zu finden. Mildred war nie auf Konflikt aus gewesen und ging anständig mit der Situation um, und als sie unseren Haushalt verließ, sagte sie den Medien, dass wir ihr gegenüber fair gewesen seien.
    Maria und ich sind zwar in dem Moment, in dem ich dies schreibe, getrennt, aber ich versuche immer noch, mit allen so umzugehen, als wären wir zusammen. Maria hat das Recht, bitter enttäuscht zu sein und mich nie wieder so zu sehen wie vor der Enthüllung. Dass unsere Trennung sich vor den Augen der Öffentlichkeit abspielt, macht es uns doppelt schwer, damit

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