Total Recall
»Sie werden einen anderen Film mit dir drehen. Diesen allerdings nicht«, sagte er.
Genau wie nach meiner Herzoperation zog sich Hollywood erst einmal zurück. Das Telefon klingelte nicht mehr. Doch im Sommer berichtete mein Neffe Patrick Knapp, der mich inzwischen im Entertainment-Bereich als Rechtsanwalt vertritt, dass die ersten Studios und Produzenten angerufen hatten. »Liegt Arnolds Karriere noch auf Eis?«, fragten sie. »Wir müssen nicht mit Arnold selbst sprechen, weil wir das durchaus verstehen, wenn er noch in dieser Familienkrise steckt, aber können wir wenigstens mit Ihnen sprechen? Wir haben da einen tollen Film, den wir mit ihm machen wollen …«
Im Herbst war ich wieder im Filmgeschäft: Ich drehte in Bulgarien The Expendables 2 , mit Sylvester Stallone, in New Mexico The Last Stand unter der Regie von Kim Jee-Woon, und in der Nähe von New Orleans The Tomb , wieder mit Stallone.
Ich hatte mich schon gefragt, was das wohl für ein Gefühl sein würde, wieder vor der Kamera zu stehen. Wenn ich als Gouverneur ein Filmset besuchte, dachte ich immer: »Junge, bin ich froh, dass ich hier nicht kopfüber in einem Gurt hänge und eine Kampfszene drehen muss.« Meine Freunde fragten: »Vermisst du das gar nicht?«, und ich antwortete: »Überhaupt nicht. Ich bin so froh, dass ich Anzug und Krawatte trage und gleich eine Besprechung zum Thema Bildung und digitale Lehrbücher habe und dann eine Rede über die Bekämpfung der Kriminalität halten kann.« Aber das Gehirn spielt einem immer wieder Streiche. Man fängt an, Drehbücher zu lesen und sich die Szene vorzustellen, wie man sie drehen müsste, wie der Stunt choreografiert werden könnte, und dann ist man wieder drin und freut sich darauf, den Film zu drehen. Der Geist löst sich von dem ganzen Politkram und wendet sich neuen Herausforderungen zu.
Als ich im September 2011 zu den Dreharbeiten für The Expendables 2 nach Bulgarien reiste, war das meine erste Arbeit als Schauspieler seit Ewigkeiten – einmal abgesehen von Gastauftritten in The Kid & I und dem ersten Expendables -Streifen in meiner Zeit als Gouverneur. Ich hatte acht Jahre lang keine Schießereien und Stunts mehr gemacht. Die anderen altgedienten Actionhelden auf der Besetzungsliste – Sylvester, Bruce Willis, Dolph Lundgren, Jean-Claude Van Damme und Chuck Norris – waren alle ausgesprochen nett zu mir, geradezu fürsorglich. Oft bleibt ein Actionfilm-Hauptdarsteller am Set für sich allein, übt seine Kampfkünste und sieht cool aus. Doch diese Jungs waren sich zu nichts zu schade. Einer von ihnen kam immer mal rüber und erklärte mir Dinge wie: »Die Sicherung ist bei diesem Gewehr hier … So lädst du die Granaten.« Ich gehörte wieder zum Verein, und man hieß mich herzlich willkommen.
Die Stunts waren hart. Es ist körperlich schwere Arbeit und verlangt große Kondition, weil man jeden Stunt immer aufs Neue wiederholen muss: auf irgendeinen Schreibtisch krachen, mit Waffen herumlaufen, sich auf den Boden fallen lassen, in Deckung bleiben, weil man beschossen wird. Man merkt, dass es einen gewaltigen Unterschied macht, ob man fünfunddreißig ist oder fast fünfundsechzig. Ich war froh, dass The Expendables 2 ein Ensemblefilm war und ich nur einer unter acht, neun, zehn Stars. Ich war nur vier Tage am Set und genoss es, dass der Druck nicht auf mir lastete, den Film zu einem Erfolg machen zu müssen.
Von Bulgarien aus flog ich in die USA, in den Südwesten, um The Last Stand zu drehen. Bei diesem Film lastete der Druck allerdings eindeutig auf mir. Das Drehbuch war mir sogar auf den Leib geschrieben worden. Ich spiele einen Drogenpolizisten aus Los Angeles kurz vor der Pensionierung. Nachdem mein Partner bei einer misslungenen Razzia schwer verletzt worden ist, beschließe ich den Job aufzugeben. Also gehe ich zurück in meine Heimatstadt an der Grenze zwischen Arizona und Mexiko und werde Sheriff. Dann taucht plötzlich eine gefährliche Drogenbande bei mir auf, die dem FBI entwischt ist. Das sind Schwerkriminelle und ehemalige Militärs, und ich soll sie davon abhalten, die Grenze nach Mexiko zu überqueren, aber mir stehen nur drei unerfahrene Deputys zur Verfügung. Wir sind das letzte Aufgebot. Es ist eine fantastische Rolle. Der Sheriff weiß, dass alle in der Stadt auf ihn hoffen. Sein Ansehen steht auf dem Spiel. Gehört er wirklich zum alten Eisen oder schafft er es noch einmal?
Für den nächsten Film, The Tomb , verwandelte ich mich vom Gesetzeshüter
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