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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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ich immer wieder Schauspieler, die eine Wohnung suchten, und so kam es, dass in meinem Apartmenthaus schließlich vier Schauspieler lebten. Damit knüpfte ich Kontakte zu der Branche, in der ich früher oder später einmal Fuß fassen wollte. Aber das Beste war, dass ich für meine alte Wohnung 1300 Dollar im Monat gezahlt hatte und jetzt eine Wohnung hatte, die sich vom ersten Tag an selbst finanzierte, genau wie ich es geplant hatte.
    Mein alter Freund Artie Zeller war schockiert, als er erfuhr, dass ich ein Haus für 215000 Dollar gekauft hatte. Tagelang hatte er kein anderes Gesprächsthema, weil er unbedingt wissen wollte, woher ich den Mut dazu genommen hatte. Er verstand mich nicht, weil er in seinem Leben nie ein Risiko einging. »Wie hältst du diese Belastung nur aus?«, fragte er. »Du musst jetzt immer zusehen, dass du fünf Apartments vermietet bekommst. Du musst die Miete eintreiben. Und wenn etwas schiefgeht?« Er sah nur die Probleme, und die malte er sich in den grellsten Farben aus. Die Mieter würden Lärm machen. Was war, wenn jemand betrunken nach Hause kam? Was, wenn jemand stürzte und mich verklagte? »Du weißt doch, wie schnell man in Amerika verklagt wird!« Und so weiter und so weiter.
    Wenn ich ihm zuhörte, wurde ich selbst ganz nervös. »Artie, du machst mir ja fast Angst«, lachte ich. »Hör einfach auf. Ich gehe da ganz naiv ran. Wenn ein Problem auftaucht, überlege ich mir, was zu tun ist, aber erst dann. Mach mich nicht vorher verrückt.« Manchmal fällt eine Entscheidung leichter, wenn man gar nicht so viel darüber weiß, weil man dann nicht zu viel nachdenkt. Wenn man zu viel weiß, kann das lähmen. Dann wird eine Investitionsmöglichkeit plötzlich zum Minenfeld.
    Das war mir auch schon auf dem College aufgefallen. Unser Wirtschaftsprofessor hatte zwei Doktortitel, fuhr aber einen VW-Käfer. Zu der Zeit fuhr ich bereits seit Jahren bessere Autos. Ich sagte mir: »Alles zu wissen ist auch keine Lösung, denn der Typ verdient nicht einmal genug Geld, um sich ein größeres Auto leisten zu können. Dabei sollte er eigentlich einen Mercedes fahren.«

Kapitel 9
    Die größte Muskelshow aller Zeiten
    Als Mister Olympia hatte ich dreimal eine Weltmeisterschaft gewonnen, von der neunundneunzig Prozent aller Amerikaner noch nie etwas gehört hatten. Bodybuilding war als Sport immer noch nicht richtig bekannt, und Bodybuilder hatten noch immer ein negatives Image. Wenn man einen durchschnittlichen Amerikaner dazu fragte, hörte man Aussagen wie:
    »Die sind so muskelbepackt, dass sie sich nicht einmal die Schuhe binden können.«
    »Irgendwann werden sie fett und sterben früh.«
    »Die haben Minderwertigkeitskomplexe.«
    »Die sind geistig unterbelichtet.«
    »Das sind lauter Narzissten.«
    »Die sind alle schwul.«
    Bodybuilder wurden nicht geschont. Ein Journalist schrieb einmal, für Bodybuilding als Sport zu werben sei in etwa so einfach, wie Zwergenringen populär zu machen.
    Natürlich sehen Bodybuilder in den Spiegel, wenn sie trainieren. Aber der Spiegel ist einfach ein Hilfsmittel, wie für Balletttänzer auch. Man ist sein eigener Trainer. Wenn man zum Beispiel Kurzhantelcurls macht, muss man darauf achten, dass die Schultern gerade und die Ellbogen an der Seite bleiben.
    Der Sport war einfach viel zu unbekannt. Mir war Bodybuilding stets so typisch amerikanisch erschienen, dass ich immer wieder überrascht war, wenn die Leute nicht wussten, was ich machte. »Sind Sie Ringer?«, fragten sie beispielsweise. »Was für ein Körper! Nein, ich weiß, Sie sind Footballspieler, stimmt’s?« Sie kamen auf alles Mögliche, aber nie auf Bodybuilding.
    Tatsächlich hatten Bodybuilding-Veranstaltungen in Ländern außerhalb Europas und Nordamerikas weitaus mehr Zuschauer. Bei einer Messe in Indien wollten fünfundzwanzigtausend Leute Bill Pearl sehen. In Südafrika kamen zehntausend Zuschauer. Im Nahen Osten zählte Bodybuilding zu den beliebtesten Sportarten, was die Publikumszahlen betraf. Joe Weider hatte schon viel erreicht, als Bodybuilding 1970 offiziell als Sport anerkannt wurde. Seitdem konnten sich Bodybuilding-Programme um staatliche Unterstützung in den Ländern bemühen, in denen Sport offiziell gefördert wird.
    In den vier Jahren, die ich mittlerweile in den USA war, hatte sich beim Bodybuilding praktisch nichts getan. In den größeren Städten gab es weiterhin nur ein oder zwei Fitnessstudios, in denen Bodybuilder trainierten. Selbst bei den größten

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