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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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Wohnung für mich selbst nehmen und sämtliche Ausgaben mit den Mieteinnahmen finanzieren. So könnte ich Erfahrungen sammeln und expandieren, wenn die Investition Gewinn abwarf.
    Ich bereitete mich zwei oder drei Jahre lang vor. Ich sah mir jeden Tag den Immobilienteil der Zeitung an, studierte die Preise und las die Artikel und Anzeigen. Am Ende kannte ich jeden Straßenzug in Santa Monica. Ich wusste, um wie viel höher der Immobilienwert nördlich des Olympic Boulevard im Vergleich zu dem Gebiet nördlich des Wilshire Boulevard oder nördlich des Sunset Boulevard lag. Ich wusste, wie sich die Lage von Schulen, Restaurants und die Strandnähe auf den Preis auswirkten.
    Eine hervorragende Immobilienmaklerin namens Olga Asat nahm mich unter ihre Fittiche. Ich glaube, sie stammte ursprünglich aus Ägypten oder irgendwo aus dem Nahen Osten. Sie war schon etwas älter, klein und stämmig, mit krausem Haar und immer schwarz gekleidet, weil sie dachte, das würde sie schlanker machen. Sie hatte einen flinken Verstand, war energisch, aber auch unberechenbar. Mancher mochte sich gefragt haben: »Soll ich mit so einer Geschäfte machen?« Aber ich fühlte mich sofort zu ihr und ihrer herzlichen, mütterlichen Art hingezogen. Sie solidarisierte sich mit mir als Ausländer und war wirklich um mein Wohlergehen bemüht.
    Wir arbeiteten jahrelang zusammen. Mit Olgas Hilfe kannte ich schließlich jedes Gebäude der Stadt. Ich war über jeden Eigentümerwechsel informiert: Wer hatte verkauft, zu welchem Preis, wie hatte sich der Grundstückswert seit dem letzten Besitzerwechsel verändert, wie sahen die Bilanzen aus, was kostete der jährliche Unterhalt, zu welchem Zins wurde finanziert? Ich lernte Hausbesitzer und Banker kennen. Olga war ein unglaubliches Arbeitstier. Unermüdlich nahm sie mit mir ein Gebäude nach dem anderen in Augschein, bis wir das richtige Apartmenthaus für mich gefunden hatten.
    Die mathematische Seite des Immobiliengeschäfts lag mir sehr. Ich ging durch ein Gebäude, fragte nach der Quadratmeterzahl, dem Leerstand und nach dem Mietpreis pro Quadratmeter und überschlug dann im Kopf, wie viel ich bieten konnte, ohne mich mit den Zahlungen zu übernehmen, und das alles in kürzester Zeit. Der Immobilienmakler sah mich dann seltsam an, als ob er fragen wollte: »Wie haben Sie denn das ausgerechnet?«
    Ich hatte einfach ein Talent dafür. Ich nahm mir einen Bleistift und sagte: »Ich kann nicht höher gehen als das Zehnfache des Ertrags, weil die Unterhaltskosten für ein solches Gebäude bei etwa fünf Prozent liegen. Diese fünf Prozent müssen verfügbar sein. Außerdem liegen die Zinsen gerade bei 6,1 Prozent, also kostet mich der Kredit so und so viel.« Ich schrieb dem Makler alles auf.
    Dann sagte er: »Ja, Sie haben recht, aber vergessen Sie nicht, dass der Wert der Immobilie steigen wird. Vielleicht sollten Sie deshalb ein bisschen eigenes Geld investieren. Am Ende wird der Wert steigen.«
    »Das ist mir schon klar«, antwortete ich, »aber man sollte nie mehr als den zehnfachen Ertragsfaktor zahlen. Wenn der Wert in Zukunft steigt, ist das mein Gewinn.«
    Interessante Angebote ergaben sich nach der Ölkrise 1973 und mit dem Einsetzen der Rezession. Olga rief mich in dieser Zeit ständig an und sagte: »Der Verkäufer X. Y. hat finanzielle Probleme«, oder: »Die haben sich wirklich übernommen, ich glaube, du solltest ihnen schnell ein Angebot machen.« Anfang 1974 fand sie ein Apartmenthaus mit sechs Einheiten in der 19th Street nördlich des Wilshire Boulevard – auf der begehrteren Seite. Die Eigentümer wollten sich etwas Größeres kaufen und deshalb schnell verkaufen. Doch es kam noch besser. Das Geschäft mit dem größeren Gebäude war so vielversprechend, dass sie bereit waren, mir beim Preis entgegenzukommen.
    Das Haus kostete 215000 Dollar. Für die Anzahlung brauchte ich jeden Dollar, den ich gespart hatte – insgesamt 27000 Dollar – sowie weitere 10000 Dollar, die ich mir bei Joe Weider lieh. Das Gebäude war nicht sonderlich schön, ein schlichtes zweigeschossiges Haus vom Anfang der fünfziger Jahre, aber ich fühlte mich gleich wohl darin. Das Viertel war nett, und die Apartments waren geräumig und in gutem Zustand. Ich hatte ein sehr großes Apartment mit 220 Quadratmetern, einem Balkon nach vorn zur Straße, einer Doppelgarage und einer Terrasse nach hinten. Doch es gab noch weitere Vorteile: Ich vermietete die anderen Wohnungen an Schauspieler. Im Fitnessstudio traf

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