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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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zusammenprallst?«
    Für mich war das ganz einfach: Ich wich den anderen aus. Warum also zusammenstoßen? Aber George sah viel mehr darin. Ein paar Wochen später hörte ich, wie er seinen intellektuellen Freunden bei einer Party davon erzählte: »Als Charles und ich im Fitnessstudio waren, haben wir genau beobachtet, wie sich die Leute bewegen. Und es ist kaum zu glauben, aber in den vier Stunden, die wir dort waren, rempelten sich diese riesigen Bodybuilder nie an! Obwohl es dort sehr eng zugeht, überall Geräte herumstehen und der Platz bei weitem nicht ausreicht, stoßen sie nie zusammen. Sie gehen einfach aneinander vorbei, wie große Raubtiere im Käfig, ganz graziös, ohne einander auch nur zu berühren.«
    Seine Freunde lauschten fasziniert. »Wow, die stoßen nie aneinander?«
    »Kein einziges Mal. Und ich habe noch etwas Faszinierendes beobachtet: Arnold wirkt beim Training nie grimmig, wirklich nie. Er stemmt unglaubliche Gewichte und lächelt dabei immer. Überlegt mal: Was muss da in seinem Kopf vorgehen? Was weiß er über seine Zukunft, wenn er immer so lächelt?«
    Ich dachte: »Das ist brillant. Ich hätte das nie so ausdrücken können. Ich kann nur sagen, dass mir das Training Spaß macht, weil mich jede Wiederholung und jedes Set näher an mein Ziel bringt.« Aber George schaffte es, etwas so zu formulieren und eine Szene so zu beschreiben, dass daraus eine perfekte Werbung fürs Bodybuilding wurde. Die Psychologie, die er mit ins Spiel brachte, war mir gar nicht bewusst gewesen.
    Nachdem er gemerkt hatte, dass ich ein lustiger Typ war und gern Leute kennenlernte, führte er mich in die New Yorker Gesellschaft ein. Ich lernte Modedesigner, reiche Erbinnen und Filmkünstler kennen. George ließ gern verschiedene Welten aufeinandertreffen. Unter anderem freundete er sich mit dem Herausgeber einer Zeitschrift für Feuerwehrleute an. »Das wird eine ganz große Sache«, erzählte George jedem. »Spezialzeitschriften für Feuerwehrleute, Polizisten, Klempner oder Soldaten.« Er war dem Trend um Jahre voraus.
    Neben seiner Tätigkeit als Fotograf hatte er auch Ambitionen als Filmemacher. Ihm gefiel die Idee, mich auf die Leinwand zu bringen. Er drehte Kurzfilme über mich beim Training oder beim Collegeunterricht oder im Gespräch mit anderen Leuten, die er dann seinen Bekannten zeigte. »Wäre es nicht interessant, diesen Kerl in einem Film zu haben?«, fragte er dann. Er begann, Geldgeber für einen Dokumentarfilm übers Bodybuilding zu suchen, der sein erfolgreiches Buch Pumping Iron zur Grundlage haben sollte.
    Charles Gaines schloss mittlerweile Freundschaften in Hollywood. Er stellte mich Bob Rafelson vor, dem Regisseur von Ein Mann sucht sich selbst (Five Easy Pieces) , der sich die Filmrechte an Stay Hungry gesichert hatte. Noch während Charles mit George an Pumping Iron arbeitete, schrieb er bereits mit Rafelson am Drehbuch zu Stay Hungry. Eines Tages brachte Charles Rafelson mit zum Venice Beach und stellte mich ihm vor. Seine Frau Toby war auch dabei und machte begeistert Fotos von Franco und mir beim Training.
    Die Bekanntschaft mit Bob Rafelson katapultierte mich in eine ganz andere Welt. Mit Rafelson kamen viele Persönlichkeiten des »New Hollywood« in mein Leben: Jack Nicholson und Roman Polanski, die gerade Chinatown drehten, oder Dennis Hopper und Peter Fonda, die mit Rafelsons Produzenten Harold Schneider Easy Rider gemacht hatten. Später rief mich Bob an und fragte, ob ich für Nicholson einen Trainer finden könnte. »Jack ist ein hoffnungsloser Fall«, sagte er. »Du musst mir helfen. Für seinen nächsten Film muss er schlank sein.« Also engagierte ich Stacey Bentley, eine unglaubliche Bodybuilderin, die gern am Venice Beach trainierte. Ich fuhr sie zu Nicholsons Haus am Mulholland Drive, wo sie ihn dann mit ihren Übungen schikanierte. Am Ende nahm er tatsächlich 9 Kilo ab.
    Gaines und Butler drängten Rafelson, mich in Stay Hungry für die Rolle des jungen Bodybuilders Joe Santo zu besetzen. (Der deutsche Verleihtitel des Films wurde Mr. Universum .) Rafelson hatte sich noch lange nicht entschieden, als er Anfang 1974 abends bei mir in der Wohnung saß und mir schilderte, was das für mich bedeuten würde: »Wenn wir diesen Film machen, solltest du wissen, dass er dein Leben verändern wird. Du weißt doch, wie es Jack erging, nachdem wir Five Easy Pieces gedreht hatten? Du weißt, wie es Dennis Hopper und Peter Fonda nach Easy Rider erging? Sie wurden alle Superstars!

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