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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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geworden, aber Bodybuilding war nun einmal ihre Leidenschaft, hier hatten sie am meisten Potenzial. Dick Johnston gefiel die Idee und sagte zu, über unsere Veranstaltung zu berichten.
    Franco und ich hatten mit der Organisation alle Hände voll zu tun. Wir wussten, dass wir uns nie allein über den Kartenverkauf finanzieren konnten. Wir mussten die Tickets für die Bodybuilder bezahlen, die aus der ganzen Welt zu uns kamen, wir mussten die Kampfrichter bezahlen, wir mussten die Miete fürs Theater bezahlen und die Werbung und Pressearbeit finanzieren. Also suchten wir Sponsoren. Isaac Hayes schlug vor, wir sollten uns an seinen Freund wenden, den Boxer Sugar Ray Robinson, der eine Stiftung hatte. »Er wird mitmachen«, sagte Hayes. »Seine Stiftung tritt wirklich für die Underdogs ein. Er spendet Geld für die Jugendlichen in den Innenstädten und für Minderheiten. Du musst also nur sagen, dass du als Österreicher und Bodybuilder in Kalifornien einer Minderheit angehörst!« Franco und ich amüsierten uns sehr darüber, dass wir einer Minderheit angehörten. Dennoch war Franco begeistert von der Aussicht, einen der größten Boxer aller Zeiten kennenzulernen. Auch ich war aufgeregt. Ich hatte Robinson als Kind in den Wochenschauen gesehen.
    Als wir in den Büroräumen seiner Stiftung eintrafen, warteten dort bereits viele Leute. Ich stellte mir vor, wie jeder ihn um Geld bat. Wie großartig von einem ehemaligen Boxweltmeister, so viel Zeit für seine Stiftung zu opfern.
    Schließlich waren wir an der Reihe. Sugar Ray führte uns in sein Büro und war unglaublich freundlich. Da saßen wir nun vor dem Mann, den wir im Fernsehen und in den Wochenschauen gesehen hatten, einem der größten Boxer aller Zeiten, und waren so voller Bewunderung, dass wir in den ersten Sekunden gar nicht mitbekamen, was er sagte. Er nahm sich Zeit und hörte sich unsere Bitte an. Wir baten um Geld, um die Preise und Pokale für unsere Veranstaltung zu finanzieren. Am Ende lachte er. Es war einfach zu verrückt. Zwei Ausländer, die versuchten, in Los Angeles eine internationale Meisterschaft im Bodybuilding zu organisieren. Er gab uns 2800 Dollar für die Preise, was damals viel Geld war. Wir kauften davon richtig schöne Pokale mit einer kleinen Gravur, auf der stand: »Gespendet von der Sugar Ray Robinson Youth Foundation.«
    Zu unserer Freude stellten wir fest, dass die Leute dem Bodybuilding gar nicht so negativ gegenüberstanden. Sie waren eigentlich sehr offen dafür. Das Problem war nur, dass nicht darüber berichtet wurde. Immerhin waren wir hier im aufgeschlossenen Amerika, wo man stets empfänglich für Neues war. Wir wollten die Leute aufklären. Ich hatte die Persönlichkeit dazu. Ich wusste auch, dass Gaines’ Artikel gut aufgenommen worden waren. Wie sagen Immobilienmakler immer so schön: Die drei wichtigsten Dinge bei einer Immobilie? »Die Lage, die Lage und noch einmal die Lage.« Unser Motto lautete: »PR, PR und noch einmal PR.«
    Als der Wettkampf näher rückte, hängten wir in den Sporthallen des YMCA und an anderen Treffpunkten in der Stadt Plakate auf: DIE GRÖSSTE MUSKELSHOW ALLER ZEITEN! Auf den Plakaten war ich zu sehen (fünfmaliger Mister Universum, viermaliger Mister Olympia), außerdem Franco (Mister Universum, Mister World), Frank Zane (Mister America, Mister Universum), Lou Ferrigno (Mister America, Mister Universum), Serge Nubret (der größte Bodybuilding-Star Europas) und Ken Waller (Mister America, Mister World).
    Zu meiner Überraschung organisierte Shelley nicht nur Interviews mit der Presse, sondern schaffte es auch, mich in landesweit ausgestrahlten Talkshows unterzubringen: bei Merv Griffin, in der Tonight Show und der Mike Douglas Show. Da war mir klar, dass wir den richtigen Riecher gehabt hatten. Es gab Interesse am Bodybuilding, wir hatten uns das nicht nur eingebildet.
    Angesichts der Vorurteile gegenüber Bodybuildern musste ich vor der eigentlichen Sendung natürlich noch zu einem Vorgespräch. Ich kam nachmittags ins Studio, Stunden vor Beginn der Sendung, damit sich die Redakteure davon überzeugen konnten, dass der Muskelprotz auch wirklich den Mund aufbekam und sinnvolle Sätze herausbrachte. Ich redete also mit dem Redakteur, der nach einer Weile sagte: »Das ist ja großartig! Können Sie das alles auch erzählen, wenn Sie unter Druck stehen und vor Publikum auftreten?«
    Ich antwortete: »Wissen Sie, ich sehe das Publikum gar nicht. Ich bin so konzentriert, dass ich es überhaupt

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