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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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deinen Geist, überlegst nicht, wie du deinen Verstand schärfen oder Stress abbauen kannst. Wenn du Muskelkrämpfe hast, musst du dich besser dehnen, ein Bad im Whirlpool nehmen, Eisbeutel auflegen oder Mineralien nehmen. Glaubst du, dass der Geist keine Probleme hat? Du kannst gestresst, müde, gelangweilt, erschöpft oder kurz vor dem Durchdrehen sein. Aber man kann Techniken lernen, die das verhindern.«
    Ich bekam ein Mantra und lernte, mich mit einer zwanzigminütigen Meditation in einen Zustand zu versetzen, in dem ich nichts mehr dachte. Ich lernte, wie man abschaltet und das Ticken einer Uhr oder Gespräche im Hintergrund völlig ausblendet. Wenn einem das auch nur für wenige Sekunden gelingt, spürt man schon eine positive Wirkung. Und je länger man das kann, desto besser ist es natürlich.
    Auch Barbara machte in dieser Zeit Veränderungen durch. Sie und Francos Frau Anita meldeten sich zu einem Kurs von Werner Erhard an, dem sogenannten Erhard Seminars Training (EST), einer damals beliebten Methode zur Selbsthilfe und Selbsterfahrung. Die beiden fragten, ob Franco und ich auch mitkommen wollten, aber wir fanden, dass wir so etwas nicht brauchten. Wir wussten, wohin wir wollten, wir kannten unsere Ziele. Wir hatten unser Leben im Griff und mussten das nicht erst beim EST lernen. Eine Übung in der ersten Sitzung bestand zum Beispiel darin, dass niemand den Raum verlassen durfte, um auf die Toilette zu gehen. Die Lehre, die auf diese Weise vermittelt werden sollte, war: Wie wollt ihr euer Leben in den Griff bekommen, wenn ihr nicht einmal eure eigene Blase im Griff habt?
    Ich staunte, dass die Leute dafür Geld bezahlten! Aber wenn Barbara und Anita es ausprobieren wollten, hatte ich nichts dagegen.
    Vom ersten Seminarwochenende kehrten Barbara und Anita in bester Laune und sehr euphorisch gestimmt zurück. Franco und ich überlegten schon, ob wir nicht doch hingehen sollten. Aber nach dem zweiten Wochenende waren wie verändert, sie hielten alles in ihrem Leben für falsch und gaben allen möglichen Leuten die Schuld daran. Barbara war wütend auf ihren Vater. Sie war die jüngste von drei Töchtern und dachte, er habe sie wie den Sohn behandelt, den er nie hatte. Ich mochte ihren Vater und verstand gar nicht, was sie hatte. Ich sagte ihr ordentlich die Meinung, denn meiner Ansicht nach gab es keinerlei Hinweis darauf, dass er sie falsch behandelte. Daraufhin warf sie mir vor, ein Egoist zu sein und ihr nicht genügend Aufmerksamkeit zu schenken.
    Normalerweise kamen wir sehr gut miteinander aus, wir lebten immerhin schon über drei Jahre zusammen. Aber Barbara war ein normaler Mensch mit normalen Bedürfnissen, und an mir war nichts normal. Mein Ehrgeiz war nicht normal. Meine Ziele im Leben waren nicht normal. Der Gedanke, ein ganz normales Leben zu führen, war mir völlig fremd. Als ich mich vom Bodybuilding aufs Schauspielen verlegte, sah Barbara wohl keine Zukunft mehr für uns. Kurz vor meiner Abreise nach Alabama zu den Dreharbeiten für Stay Hungry zog sie aus.
    Ich war sehr traurig darüber. Wir waren vier Jahre lang zusammen gewesen. Barbara war Teil meines Lebens. Ich empfand Gefühle für sie, die ich zuvor nicht gekannt hatte. Es war ein Trost, mit jemandem zusammen zu sein, das Leben mit jemandem zu teilen, die Wohnung miteinander zu teilen, die Möbel und die Bilder gemeinsam auszusuchen. Von ihrer Familie war ich warmherzig aufgenommen worden, es war ein wunderbares Gefühl, dazuzugehören. Wir waren eine Einheit, die plötzlich auseinandergerissen wurde. Ich bemühte mich, die Trennung zu verstehen. Hatte Bob vielleicht zu Barbara gesagt: »Arnold muss sensibler werden. Er muss weinen können. Wenn du etwas für unseren Film tun willst, zieh aus und lass ihn so richtig leiden.« Nur so konnte ich mir die Trennung erklären, die ansonsten für mich völlig verrückt wirkte.
    Ich wusste, dass ich etwas Wertvolles verloren hatte. Meine Gefühle sagten mir, dass wir zusammenbleiben sollten, doch rational betrachtet konnte ich Barbaras Gründe verstehen. Auf lange Sicht hätte unsere Beziehung nicht funktioniert. Barbara wollte eine Familie gründen, ich brauchte Freiheit, um mich zu verändern und weiterzuentwickeln. Doch die Jahre mit Barbara hatten mir gezeigt, dass eine gute Beziehung das Leben enorm bereichern kann.
    Birmingham in Alabama war eine Industriestadt und ungefähr so groß wie Graz, und die Dreharbeiten für Stay Hungry waren das Ereignis in der Stadt. Wir reisten im April

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