Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
Vom Netzwerk:
folgte der Karawane, beschattete sie wie ein Gespenst, und während er sich durch den Dschungel schlich, zermarterte er sich das Gehirn auf der Suche nach einem Plan. Wie konnte er gegen diese Horde bestehen? Sämtliche Araber und viele ihrer Verbündeten waren mit Gewehren bewaffnet – zwar nur mit langen, schwerfälligen Steinschlossmusketen, aber dennoch Gewehren – genug, um jedem Eingeborenenstamm, der sich ihnen etwa in den Weg stellen sollte, Angst einzujagen. Einige trugen in ihren breiten Gürteln lange, mit Silber beschlagene Pistolen von wirksamerer Bauweise – Steinschlosswaffen aus maurischer und türkischer Herstellung.
    Kane folgte ihnen wie ein brütender Geist, und sein Zorn und sein Hass fraßen sich wie ein Krebsgeschwür in seine Seele. Jeder Knall der Peitschen war ihm wie ein Schlag auf die eigenen Schultern. Die Hitze und die Grausamkeit der Tropen haben manchmal seltsame Folgen. Aus gewöhnlichen Leidenschaften entstehen monströse Gefühle; die Gereiztheit steigert sich zu Berserkerwut, Zorn flammt zu unerwartetem Wahnsinn auf, und Menschen töten in einem roten Nebel der Leidenschaft und wundern sich danach verblüfft über das, was sie getan haben. Die Wut, die Solomon Kane empfand, hätte jederzeit und allerorts ausgereicht, um einen Menschen in seinen Grundfesten zu erschüttern. Jetzt aber nahm sie monströse Proportionen an, sodass Kane wie vom Fieber erfasst schauderte; eiserne Klauen gruben sich in sein Gehirn, und er sah die Sklaven und ihre Peiniger wie durch einen roten Nebel. Und doch hätte er nicht zugelassen, dass seine aus dem Hass erwachsene Wut ihn zum Handeln veranlasste, wäre da nicht ein Missgeschick gewesen.
    Eine der Sklavinnen, ein schlankes, junges Mädchen, schwankte plötzlich und fiel zu Boden, zog ihre Jochgefährtin mit sich. Ein hoch gewachsener, hakennasiger Araber brüllte wild und peitschte brutal auf sie ein. Ihre Jochpartnerin richtete sich taumelnd halb auf, aber das Mädchen blieb liegen, krümmte sich schwach unter der Peitsche, schaffte es aber offenbar nicht, aufzustehen. Über ihre ausgedörrten Lippen kam ein jämmerliches Wimmern. Andere Sklaventreiber eilten herbei, und ihre Peitschen schlugen auf ihr zitterndes Fleisch ein und hinterließen Spuren der Qual.
    Eine halbe Stunde Ruhe und ein wenig Wasser hätten das Mädchen wieder zu Kräften gebracht, aber die Araber hatten dafür keine Zeit. Solomon biss sich in den Arm, bis seine Zähne im Fleisch aufeinander trafen und kämpfte um Beherrschung. Als die Peitschenschläge schließlich aufgehört hatten, dankte er Gott und stählte sich für das schnelle Aufblitzen des Dolchs, das das Kind von seinen Qualen erlösen würde. Aber die Araber waren auf Kurzweil aus. Da das Mädchen ihnen auf dem Markt bei der Versteigerung keinen Gewinn mehr bringen würde, konnten sie sie zu ihrem Vergnügen benutzen. Und ihre Vorstellung von Humor war von einer Art, die das Blut der Menschen in gefrierendes Wasser verwandelt.
    Ein Ruf des Arabers, der als Erster mit der Peitsche zugeschlagen hatte, veranlasste die übrigen, sich um ihn zu scharen. Ihre bärtigen Gesichter grinsten in entzückter Erwartung, während ihre wilden Gefolgsleute sich mit funkelnden Augen näher drängten. Die unseligen Sklaven begriffen, was ihre Peiniger vorhatten, und es erhob sich ein Chor jämmerlicher Schreie.
    Kane, vor Schrecken halb gelähmt, erkannte ebenfalls, dass dem Mädchen kein leichter Tod beschieden war. Er wusste, was der hoch gewachsene Moslem vorhatte, als er sich mit einem scharfen Dolch über sie beugte, einem Dolch, wie die Araber ihn benutzen, um Wild zu häuten. Wilder Zorn flammte in dem Engländer auf. Sein eigenes Leben hatte für ihn nur geringen Wert; er hatte es schon oft genug ohne nachzudenken für ein Heidenkind oder auch ein kleines Tier aufs Spiel gesetzt. Aber seine einzige Hoffnung, den armen Teufeln in der Sklavenkarawane helfen zu können, hätte er nicht ohne Vorbedacht in den Wind geschlagen. Jetzt aber handelte er, ohne zu überlegen. Eine Pistole rauchte in seiner Hand, und der hoch gewachsene Schlächter lag im Staub, und das Gehirn quoll aus seinem Schädel, ehe Kane begriff, was er getan hatte.
    Er war beinahe ebenso verblüfft wie die Araber, die einen Augenblick lang wie erstarrt dastanden und dann in wildes Geschrei ausbrachen. Einige von ihnen rissen ihre schwerfälligen Steinschlossmusketen hoch und jagten ihre schweren Kugeln krachend durch die Bäume, die übrigen, ohne Zweifel in

Weitere Kostenlose Bücher