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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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kämpfte jetzt wild gegen die Hände an, die ihn festhielten.
    »Du hast es gewusst«, sagte Kane mit düsterer Stimme. »Du hast gewusst, was für ein Ding diese Taten verübt hat. Du hast den Geist des Irren gefürchtet, und deshalb hast du beschlossen, seine Leiche im Sumpfland zu lassen, statt sie im Sumpf zu versenken. Weil du gewusst hast, dass das Gespenst den Ort seines Todes heimsuchen würde. Er war im Leben geistesgestört, und im Tod wusste er nicht, wo er seinen Mörder finden sollte, sonst hätte er dich in deiner Hütte aufgesucht. Er hasst außer dir keinen Menschen, aber seine verwirrte Seele kann einen Menschen nicht vom anderen unterscheiden, und deshalb erschlägt er alle, bloß um seinen Mörder nicht entkommen zu lassen. Doch dich wird er kennen und künftig für alle Zeit in Frieden ruhen. Der Hass hat aus seinem Geist ein körperliches Wesen gemacht, das schlagen und zerreißen kann. Und wenn er dich auch im Leben schrecklich gefürchtet hat, im Tod hat er keine Angst mehr vor dir.«
    Kane hielt inne. Er blickte zur Sonne auf.
    »All dies habe ich von Gideons Geist gehört, habe es aus seinem Jammern und Flüstern und seinem schrillen Schweigen herausgehört. Nichts als dein Tod wird jenem Geist ein Ende machen.«
    Ezra lauschte in atemlosem Schweigen, und Kane sprach die Worte aus, die sein Verderben sein sollten.
    »Es ist hart«, sagte Kane mit düsterer Stimme, »einen Mann kaltblütig zum Tode zu verurteilen und dies auf eine Weise, wie ich es im Sinn habe, aber du musst sterben, auf dass andere leben können – und Gott weiß, dass du den Tod verdient hast.
    Du sollst nicht am Strick sterben und auch nicht von einer Kugel oder vom Schwert, sondern von den Krallen dessen, den du getötet hast – denn nichts anderes wird ihm den Frieden bringen.«
    Bei diesen Worten war es, als würde Ezra das Gehirn zerspringen, seine Knie versagten ihm den Dienst und er jammerte und schrie, fiel Kane zu Füßen, bettelte um den Tod, flehte darum, ihn auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen, ihn zu Tode zu peitschen. Kanes Gesicht war starr wie der Tod, und die Dorfleute, deren Angst ihre Gnadenlosigkeit noch steigerte, banden den kreischenden Delinquenten an die Eiche, und einer von ihnen hieß ihn, seinen Frieden mit Gott zu machen. Aber Ezra antwortete nicht darauf, kreischte nur unerträglich monoton in seiner hohen, schrillen Stimme. Dann wollte der Mann ihn ins Gesicht schlagen, aber Kane hinderte ihn daran.
    »Lass ihn seinen Frieden mit Satan machen, weil er dem eher begegnen wird«, sagte der Puritaner grimmig. »Die Sonne wird gleich untergehen. Lockert seine Fesseln, damit er sich bis zur Dunkelheit befreien kann, weil es besser ist, dem Tod frei und ohne Ketten entgegenzutreten, nicht geknebelt wie ein Opfertier.«
    Als sie sich abwandten, um ihn zu verlassen, fuhr der alte Ezra fort, unmenschliche Geräusche von sich zu geben. Schließlich verstummte er und starrte mit schrecklicher Eindringlichkeit auf die Sonne.
    Sie wanderten über das Sumpfland, und Kane warf einen letzten Blick auf die an den Baum gebundene, bizarre Gestalt, die im Zwielicht wie ein großes Pilzgewächs aussah, das aus dem Stamm herauswuchs. Und plötzlich brüllte der Geizhals gellend:
    »Tod! Tod! In den Sternen sind Totenschädel!«
    »Das Leben war gut zu ihm, obwohl er verwachsen, grob und böse war«, seufzte Kane. »Vielleicht hat Gott einen Platz für solche Seelen, wo das Feuer und das Opfer sie von ihrem Unrat reinigt, so wie das Feuer den Wald von pilzähnlichen Gewächsen säubert. Doch mein Herz lastet schwer in meiner Brust.«
    »Nay, Sir«, meinte einer aus der Schar der Dorfleute, »Ihr habt nur den Willen Gottes getan, und aus der Tat dieser Nacht wird nur Gutes erwachsen.«
    »Nay«, erwiderte Kane mit schwerer Stimme. »Ich weiß nicht – ich weiß nicht.«
    Die Sonne war untergegangen, und die Nacht war mit verblüffender Schnelligkeit heraufgezogen, als kämen aus der unbekannten Leere des Alls Schatten herangerast, die die Welt eilig in Dunkelheit hüllen. Durch die dichte Nacht hallte ein unheimliches Echo, und die Männer blieben stehen und blickten dorthin zurück, woher sie gekommen waren.
    Nichts war zu sehen. Das Moor war ein Ozean der Düsternis, und das hohe Gras rings um sie beugte sich in langen Wellen unter dem schwachen Wind und erfüllte die Totenstille mit atemlosem Murmeln.
    Dann schob sich in weiter Ferne die rote Mondscheibe über das Sumpfland, und einen Augenblick lang zeichnete

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