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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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gekämpft, und die Korsaren der Piratenküste haben sich deinetwegen ihre Wunden geleckt.«
    Kane würdigte ihn keiner Antwort.
    Hassim zuckte die Achseln. »Du wirst einen guten Preis bringen«, sagte er. »Vielleicht bringe ich dich nach Stambul, wo es Schahs gibt, die sich einen solchen Mann unter ihren Sklaven wünschen. Und jetzt erinnere ich mich an einen gewissen Kemal Bey, einen Mann von den Schiffen, der im Gesicht eine tiefe Narbe von deiner Hand trägt und den Namen eines Engländers verflucht. Er wird mir einen hohen Preis für dich bezahlen. Und wisse, o Franke, ich erweise dir die Ehre, dir einen eigenen Wächter zuzuweisen. Du wirst nicht in der Jochkette gehen, sondern frei, mit Ausnahme deiner Hände.«
    Kane gab keine Antwort. Auf ein Zeichen des Scheichs stellte man ihn auf die Füße und lockerte seine Fesseln, mit Ausnahme seiner Hände, die sie fest hinter seinem Rücken gebunden ließen. Man schlang ihm einen kräftigen Strick um den Hals, dessen anderes Ende ein hünenhafter Krieger in die Hand gedrückt bekam, der in der anderen Hand einen mächtigen Krummsäbel trug.
    »Und was hältst du jetzt von der Gunst, die ich dir erweise, Franke?«, fragte der Scheich.
    »Ich denke«, antwortete Kane mit tiefer, drohender Stimme bedächtig, »dass ich die Erlösung meiner Seele dafür tauschen würde, wenn ich dir und deinem Schwert allein und unbewaffnet gegenübertreten und mit bloßen Fingern dein Herz aus der Brust reißen könnte.«
    Der konzentrierte Hass in seiner tiefen, hallenden Stimme war so groß und der Zorn, der unbesiegbar aus seinen Augen flammte, von so urtümlicher Leidenschaft, dass der furchtlose und kampferprobte Häuptling bleich wurde und unwillkürlich zurückschreckte, als stünde er einem tollwütigen Tier gegenüber.
    Dann gewann Hassim die Fassung wieder und kehrte nach einem kurzen Wort an seine Gefolgsleute an die Spitze der Karawane zurück. Kane stellte dankbar fest, dass die Ruhepause, die der Kampf mit ihm erzwungen hatte, dem gestürzten Mädchen Gelegenheit gegeben hatte, sich auszuruhen und wieder Kräfte zu sammeln. Das Häutemesser hatte nicht Gelegenheit bekommen, mehr zu tun, als sie zu berühren; also konnte sie taumelnd mit der Karawane Schritt halten. Die Nacht war nicht mehr weit, bald würden die Sklavenhändler anhalten müssen, um ihr Lager aufzuschlagen.
    Der Engländer schloss sich notgedrungen dem Treck an, sein Wächter blieb ein paar Schritte hinter ihm, den mächtigen Säbel in der Hand, bereit, jederzeit zuzuschlagen. Mit einem Anflug grimmiger Eitelkeit registrierte Kane, dass drei weitere Krieger dicht hinter ihm marschierten, die Musketen bereit und die Lunten brennend. Sie hatten eine Ahnung seiner Geschicklichkeit bekommen und riskierten nichts. Seine Waffen hatten sie aufgesammelt, und Hassim hatte sich sofort alle mit Ausnahme des katzenköpfigen Juju-Stabs angeeignet. Den hatte er verächtlich weggeworfen, worauf ihn einer der wilden Krieger an sich genommen hatte.
    Jetzt bemerkte der Engländer, dass ein schlanker, graubärtiger Araber an seiner Seite ging. Dieser Araber schien mit ihm sprechen zu wollen, wirkte aber seltsam schüchtern, und eigenartigerweise schien seine Verängstigung dem Juju-Stab zu gelten, den er dem Krieger weggenommen hatte. Jetzt drehte er den Stab unsicher in den Händen.
    »Ich bin Yussef der Hadschi«, sagte dieser Araber plötzlich. »Ich habe nichts gegen dich. Ich war nicht an dem Angriff auf dich beteiligt und wäre gern dein Freund, wenn du das erlauben würdest. Sag mir, Franke, woher stammt dieser Stab und wie kommt er in deine Hände?«
    Kanes erste Regung war, den Mann in die Hölle zu wünschen, aber die Aufrichtigkeit, die im Wesen des alten Mannes zu spüren war, ließ ihn anders denken, und so antwortete er: »Mein Blutsbruder hat ihn mir gegeben – ein Magier von der Sklavenküste namens N’Longa.«
    Der alte Araber nickte, murmelte etwas in seinen Bart und schickte dann einen Krieger nach vorn, um Hassim zu holen. Der hoch gewachsene Scheich kam gleich darauf neben der langsam dahinziehenden Sklavenkarawane nach hinten geschritten; seine Dolche und Säbel klirrten dabei aneinander, nachdem er sich Kanes Dolch und Pistolen in die breite Schärpe gesteckt hatte.
    »Schau, Hassim.« Der alte Araber hielt ihm den Stab hin. »Du hast ihn weggeworfen, ohne zu wissen, was du tatest!«
    »Und was hat es mit dem Stab auf sich?«, knurrte der Scheich. »Ich sehe nichts als einen Stab – mit einer

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