Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)
gerissen worden, und seitdem bedeutete es den Tod, jene Moore zu überqueren. Zuerst sind den Klauen dieses Monstrums Männer aus der Gegend hier zum Opfer gefallen, dann auch Fremde, die über das Moor gingen. Seit jenem ersten Opfer sind viele Männer gestorben.
Letzte Nacht habe ich das Moor überquert und gehört, wie ein weiteres Opfer verfolgt wurde und vor dem Monster floh, ein Fremder, der nichts von dem Unhold in den Mooren wusste. Ezra, es war zum Fürchten, denn der arme Teufel konnte sich schrecklich verwundet dem Scheusal zweimal entreißen, und jedes Mal hat der Dämon ihn wieder erwischt und ihn erneut zu Boden gezerrt. Und zuletzt fiel der Ärmste mir tot vor die Füße, in einer Art und Weise zu Tode gebracht, dass selbst die Statue eines Heiligen erstarren würde.«
Die Dorfleute traten unruhig von einem Fuß auf den anderen und murmelten angsterfüllt miteinander, und die Augen des alten Ezra huschten verstohlen herum. Doch der düstere Ausdruck von Solomon Kane blieb unverändert, und sein Blick, der wie der eines Kondors war, schien den Geizhals zu durchbohren.
»Aye, aye!«, murmelte der alte Ezra eilig. »Eine schlimme Sache, eine schlimme Sache! Doch weshalb erzählt Ihr mir das?«
»Aye, eine schlimme Sache. Hör weiter zu, Ezra. Der Unhold kam aus den Schatten, und ich habe über der Leiche seines Opfers mit ihm gekämpft. Aye, ich weiß nicht, wie ich das Ungeheuer überwältigen konnte, denn es war ein harter und langer Kampf, aber die Mächte des Guten und des Lichts waren auf meiner Seite, und die sind mächtiger als die Mächte der Hölle.
Am Ende war ich stärker, und das Monstrum ließ von mir ab und floh, und ich folgte ihm, jedoch vergebens. Aber ehe es floh, hat es mir eine ungeheure Wahrheit zugeflüstert.«
Der alte Ezra zuckte zusammen, sein Blick hastete verängstigt in die Runde, und es sah aus, als würde er in sich selbst zusammenschrumpfen.
»Weshalb sagt Ihr mir das?«, murmelte er.
»Ich bin ins Dorf zurückgekehrt und habe dort meine Geschichte berichtet«, erklärte Kane, »weil ich wusste, dass ich jetzt über die Macht verfügte, die Moore für alle Zeit von ihrem Fluch zu befreien. Ezra, komm mit uns!«
»Wohin?«, fragte der Geizhals.
»Zu der verfaulenden Eiche im Moor.«
Ezra taumelte zurück, als ob ein Schlag ihn getroffen hätte; er stieß unartikulierte Schreie aus und wandte sich zur Flucht.
In diesem Augenblick sprangen zwei kräftige Dorfleute auf Kanes scharfen Befehl vor und packten den Geizhals. Sie entwanden seiner welken Hand den Dolch und hielten seine Arme fest, schauderten, als ihre Finger sein klammes Fleisch berührten.
Kane bedeutete den Männern, ihm zu folgen, machte kehrt und schritt den Weg entlang, gefolgt von den Dorfleuten, die ihre äußerste Kraft einsetzen mussten, um ihren Gefangenen zum Mitgehen zu bewegen. Durch den Sumpf gingen sie und wieder hinaus, benutzten einen wenig begangenen Pfad, der über die niedrigen Hügel hinaus in die Moore führte.
Die Sonne glitt den Horizont hinab, und der alte Ezra starrte sie mit hervortretenden Augen an – starrte, als ob er nicht genug sehen könnte. Denn draußen, auf dem Moor, ragte die mächtige Eiche auf wie ein Galgen, jetzt nur noch eine verwitternde Hülle. Unter dem Baum blieb Solomon Kane stehen.
Der alte Ezra wand sich im Griff derer, die ihn festhielten, und gab unartikulierte Laute von sich.
»Vor über einem Jahr«, sagte Solomon Kane, »hast du deinen geistesgestörten Vetter Gideon aus Angst, er könnte den Leuten von deinen Grausamkeiten ihm gegenüber berichten, auf genau dem Pfad, auf dem wir jetzt gegangen sind, vom Sumpf weggebracht und hast ihn in jener Nacht hier ermordet.«
Ezra zog den Kopf ein und knurrte: »Diese Lüge könnt Ihr nicht beweisen!«
Kane sagte ein paar Worte zu einem der Dorfbewohner. Der junge Mann kletterte an dem verrottenden Stamm der Eiche hoch und zerrte aus einem Spalt ganz oben etwas, das rasselnd vor die Füße des Geizigen fiel. Ezra stieß einen schrecklichen Schrei aus und erschlaffte in den Händen der Dorfbewohner.
Der Gegenstand war das Skelett eines Mannes mit gespaltenem Schädel.
»Du – woher wusstest du das? Du bist Satan!«, stammelte der alte Ezra.
Kane verschränkte die Arme über der Brust.
»Das Ding, mit dem ich letzte Nacht kämpfte, hat mir das berichtet, als wir gekämpft haben, und ich bin ihm zu diesem Baum gefolgt. Denn der Unhold ist Gideons Geist.«
Ezra stieß wieder einen Schrei aus und
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