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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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schrecklich, die langsame Verwandlung des alten Volkes zu betrachten. Die Erscheinungen, die sich zwischen ihnen bewegten, ehe ihr endgültiges Wesen und ihre endgültige Gestalt Form angenommen hatten, waren zahlreich und scheußlich.
    Doch sie erinnerten sich der Zauberkunst ihrer Vorfahren und fügten ihr ihre eigene schwarze Magie hinzu, die sie weit unter den Hügeln entwickelt hatten. Und zuletzt erreichten sie den Gipfel jener Nekromantie. In Fragmenten hatte John Reynolds schreckliche Andeutungen aus jener alten Zeit wahrgenommen, als die Zauberer des alten Volkes ihre Geister aus ihren schlafenden Körpern ausgeschickt hatten, um Böses in die Ohren ihrer Feinde zu flüstern.
    Ein Stamm hochgewachsener Krieger in Kriegsbemalung kam ins Tal und trug die Leiche eines großen Häuptlings, der bei einem Stammeskrieg erschlagen worden war.
    Viele Äonen waren verstrichen. Von der alten Stadt standen nur noch zwischen den Bäumen verstreut ein paar Säulen. Ein Erdrutsch hatte den Zugang zur äußeren Kaverne freigelegt. Diese Öffnung fanden die Indianer und legten dort den Leichnam ihres Häuptlings und daneben seine zerbrochenen Waffen zur ewigen Ruhe. Dann türmten sie am Höhleneingang Felsbrocken auf, um ihn zu verschließen, und zogen weiter, aber die Nacht erfasste sie im Tal.
    In all den Jahrhunderten hatte das Alte Volk keinen anderen Zugang oder Ausgang aus ihrer Höhlenwelt gefunden, nur die kleine äußere Grotte. Sie war das einzige Tor zwischen ihrem düsteren Reich und der Welt, die sie vor so langer Zeit aufgegeben hatten. Jetzt kamen sie durch die geheime Tür in die äußere Kaverne, deren schwaches Licht sie ertragen konnten. John Reynolds sträubten sich die Haare bei dem Anblick, der sich ihm jetzt bot. Sie nahmen nämlich die Leiche und legten sie vor den Altar der gefiederten Schlange, und ein alter Zauberer legte sich darauf, presste den Mund gegen den Mund des Toten. Über ihm dröhnten die Tom-Toms, geheimnisvolle Feuer flackerten, und die stummen Jünger riefen mit tonlosen Gesängen Götter an, die die Welt schon vor der Geburt Ägyptens vergessen hatte, bis dann in der Dunkelheit draußen unmenschliche Stimmen brüllten und der Schlag monströser Schwingen die Schatten erfüllte. Und das Leben entwich langsam aus dem Zauberer und regte die Glieder des toten Häuptlings. Der Körper des Magiers rollte schlaff zur Seite, und die Leiche des Häuptlings richtete sich steif auf und schritt mit marionettenartigen Schritten und mit glasig starrenden Augen den dunklen Tunnel hinauf und trat durch die geheime Tür in die äußere Höhle. Die toten Hände rissen die Steine weg, dann trat das Grauen hinaus ins Licht der Sterne.
    Reynolds sah, wie der Untote mit steifen Schritten unter den schaudernden Bäumen dahinschritt, während die Geschöpfe der Nacht lärmend flohen. Er sah die Gestalt ins Lager der Krieger treten. Der Rest war Wahnsinn und Entsetzen, als das tote Ding seine vormaligen Gefährten verfolgte und in Stücke riss. Chaos erfüllte das Tal, bis einer der Krieger seinen Schrecken überwand, sich gegen seinen Verfolger wandte und mit einer Steinaxt dessen Wirbelsäule durchschlug.
    Und während die jetzt zum zweiten Mal erschlagene Leiche zusammensackte, sah Reynolds, wie sich die Gestalt des Zauberers auf dem Boden der Kaverne, vor dem Schlangenidol, reanimierte, als sein Geist aus der Leiche zurückkehrte, dessen Belebung er veranlasst hatte.
    Das tonlose Entzücken leibhaftiger Dämonen ließ die kriechende Schwärze der Höhlen erzittern, und Reynolds zuckte vor den widerwärtigen Unholden zurück, die über ihre neu errungene Macht triumphierten, die es ihnen möglich machte, über die Söhne der Menschen, ihre uralten Feinde, Tod und Grauen zu bringen.
    Aber die Nachricht verbreitete sich von Clan zu Clan, und es kamen keine Menschen mehr in das Tal der Verlorenen. Viele Jahrhunderte lag es träumend und verlassen unter dem Himmel. Dann kamen berittene Krieger im Federschmuck, bemalt mit den Farben der Kiowas, der Krieger aus dem Norden. Sie wussten nichts von dem geheimnisvollen Tal und schlugen ihre Zelte im Schatten jener düsteren Monolithe auf, die jetzt bloß noch formlose Steingebilde waren.
    Sie legten ihre Toten in die Kaverne. Reynolds sah das schreckliche Geschehen, wenn die Toten des Nachts herauskamen und unter den Lebenden wüteten, sie erschlugen und verschlangen – und ihre schreienden Opfer in die finsteren Kavernen in das dämonische Verderben zerrten, das

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