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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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baumelte. Ich beugte mich über ihn und untersuchte es. Es war eine Maske, ähnlich der, die Santiago trug.
    Meine Gedanken schlugen Purzelbäume und vor meinem geistigen Auge entstand ein verzweifelter Plan, der meinem von Rauschgift umnebelten Gehirn nicht im geringsten verrückt oder verzweifelt schien. Mit leisen Schritten näherte ich mich dem Turm, öffnete die Tür und schaute ins Innere. Da war niemand zu sehen, den ich hätte ausschalten müssen, aber ich entdeckte ein langes, seidenes Seil, das an einem Haken an der Wand hing. Das Glück des Rauschgiftteufels! Ich nahm es und schloss die Tür. Hassim zeigte keine Anzeichen von zurückkehrendem Bewusstsein, trotzdem versetzte ich ihm einen weiteren Boxhieb ans Kinn, um sicherzugehen, nahm ihm den Umhang und die Maske ab und hastete zum Mauerabsatz.
    Ein tiefer, kehliger Gesang, ähnlich einem Choral, tönte zu mir herauf. Er wirkte irgendwie unharmonisch, barbarisch und es schienen Untertöne wahnsinniger Blutgier mitzuschwingen. Die Farbigen, Männer wie Frauen, wiegten sich zu den wilden Rhythmen ihres Todesgesangs. Auf der Pyramide stand Santiago wie eine Statue aus schwarzem Basalt, den Blick nach Osten gewandt, den Dolch hoch erhoben – ein wilder, schrecklicher Anblick in seiner Nacktheit, sah man von seinem weißen, seidenen Gürtel und der unmenschlichen Maske auf seinem Gesicht ab.
    Der Mond lugte mit seinem roten Rand über den Horizont im Osten und eine schwache Brise brachte die riesigen schwarzen Federn, die über der Maske des Voodoo-Mannes im Wind nickten, zum Flattern. Der Gesang seiner Gefolgsleute wurde zu einem leisen, bösartigen Flüstern.
    Ich streifte mir hastig die Todesmaske über, hüllte mich in Hassims Umhang und bereitete mich auf den Abstieg vor. Genau genommen plante ich, mich einfach fallen zu lassen. Das herrliche Selbstbewusstsein meines Wahnsinns verlieh mir die Sicherheit, dass ich unverletzt unten landen würde. Doch als ich über den Mauervorsprung kletterte, entdeckte ich eine stählerne Leiter, die in die Tiefe führte. Offenbar hatte Hassim, einer der Voodoo-Priester, vorgehabt, auf diesem Weg wieder nach unten zu gelangen. Also stieg ich hinab, und zwar in großer Eile, weil ich ahnte, dass der hoch erhobene Dolch sich in dem Augenblick in Gordons Brust senken würde, wo sich der untere Rand des Mondes über die Silhouette der Stadt schob.
    Ich hüllte mich dicht in den Umhang, um meine weiße Haut zu verbergen, und schritt durch die Reihen der im Rausch singenden Schwarzen, die zur Seite traten, um mich durchzulassen. So gelangte ich an den Fuß des Teocalli und stieg die ihn umgebende Treppe hinauf, bis ich neben dem Opferaltar stand und die dunkelroten Flecken darauf erkennen konnte. Gordon lag auf dem Rücken, die Augen geöffnet, das Gesicht verhärmt und ausgemergelt, aber dennoch beherzt und entschlossen blickend.
    Santiagos Augen flammten mich durch die Schlitze seiner Maske an, aber ich konnte in seinem Blick keinen Argwohn erkennen, bis ich die Hand ausstreckte und ihm den Dolch entriss. Er war zu verblüfft, um Widerstand zu leisten, und plötzlich legte sich Totenstille über die Menge. Ganz sicher erkannte Santiago, dass meine Haut nicht schwarz war, aber er war vor Erstaunen sprachlos. Mit einem Schnitt durchtrennte ich Gordons Fesseln und zog ihn in die Höhe. Dann sprang mich Santiago mit einem wütenden Schrei an und warf sich anschließend mit erhobenen Armen und dem Kopf voraus von der Pyramide, den eigenen Dolch bis zum Heft in seiner Brust versenkt.
    Jetzt stürzte die versammelte Menschenmenge mit lautem Gebrüll heran und erklomm wie eine Horde schwarzer Leoparden im Mondlicht die Stufen des Teocalli. Neben den blitzenden Messern fielen mir vor allem ihre weiß glänzenden Augen auf.
    Ich riss mir Maske und Umhang herunter und quittierte Gordons Aufschrei mit einem wilden Lachen. Ich hatte gehofft, dass meine Verkleidung es mir ermöglichen würde, uns beide in Sicherheit zu bringen, aber jetzt war es mir schon genug, hier an seiner Seite zu sterben.
    Er riss ein großes Ornament aus Metall vom Altar und schlug damit auf die heranstürmenden Angreifer ein. Für kurze Zeit konnten wir sie in Schach halten, dann schwappten sie wie eine dunkle Welle über uns hinweg. Für mich war das Walhalla! Messer stachen auf mich ein, Totschläger krachten auf mich herunter, aber ich lachte nur und meine eisernen Fäuste teilten Schläge aus wie ein Dampfhammer, zerschmetterten Fleisch und Knochen. Ich sah,

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