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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Straßen von London mussten unterirdisch von solchen Geheimgängen durchzogen sein wie eine Bienenwabe.
    Ein paar Meter über diesem Plateau endeten die Stufen an einer Tür. Hier zögerte ich und war mir unsicher, ob ich es riskieren sollte, anzuklopfen, oder es besser bleiben ließ. Während ich nachdachte, öffnete sich der Zugang von selbst. Ich presste mich so eng wie möglich gegen die Wand. Die Tür schwang weit auf und ein Maure erschien in der Öffnung. Ich konnte lediglich aus dem Augenwinkel einen Blick auf den Raum dahinter werfen, aber meine unnatürlich wachen Sinne registrierten, dass er leer war.
    Noch bevor er sich umdrehen konnte, versetzte ich dem Mauren einen einzigen, tödlichen Schlag hinter das Gelenk seines Kieferknochens. Er kippte kopfüber die Treppe hinunter und blieb wie ein zusammengesackter Haufen auf dem Absatz liegen, die Glieder auf groteske Weise verdreht.
    Meine linke Hand hielt die Tür fest, als sie wieder zuschlagen wollte, und im nächsten Augenblick stand ich im dahinterliegenden Raum. Wie ich angenommen hatte, war er leer. Ich durchquerte ihn schnell und trat in den nächsten. Sie waren in einer Art und Weise möbliert, dass die Möbel in dem Haus in Soho dagegen belanglos wirkten. Barbarisch, schrecklich, entsetzlich – diese Worte vermitteln nur eine schwache Vorstellung von dem grausigen Anblick, der sich meinen Augen bot. Schädel, Knochen und ganze Skelette bildeten einen Großteil der Dekoration, wenn es sich denn um solche handelte, Mumien grinsten mich aus ihren Sarkophagen an und die Wände säumten ausgestopfte Reptilien. Zwischen diesen düsteren Relikten hingen afrikanische Gebilde aus Tierhaut und Bambus mit über Kreuz befestigten Assegais und Kriegsdolchen. Und dazwischen ragten schwarz und schrecklich obszön wirkende Götzenbilder auf.
    Verteilt zwischen all diesen Hinweisen auf barbarische Grausamkeiten fanden sich Vasen und Wandschirme, lagen Teppiche und hingen Wandbehänge, die von erlesener orientalischer Handwerkskunst zeugten. Der Anblick übte eine fremdartige, irgendwie widersprüchliche Anziehungskraft auf mich aus.
    Ich hatte zwei dieser Räume passiert, ohne ein menschliches Wesen gesehen zu haben, als ich zu einer weiteren nach oben führenden Treppe gelangte. Ich kletterte einige Ebenen hinauf, bis ich an eine Falltür in der Decke kam. Mir drängte sich die Frage auf, ob ich mich nach wie vor unter der Erde befand. Die erste Treppe hatte mich vermutlich in eine Art Haus geführt. Ich hob die Falltür vorsichtig an. Das Leuchten der Sterne blitzte mir in die Augen und ich stemmte mich vorsichtig in die Höhe. Dann hielt ich inne. Ein weites, flaches Dach dehnte sich nach allen Seiten aus. Dahinter waren die Lichter des nächtlichen Londons auszumachen. Ich hatte keine Ahnung, in was für einem Gebäude ich mich befand, aber es war deutlich zu erkennen, dass es mehrere Stockwerke hoch sein musste. Die meisten Lichter in der Ferne schienen auf einem deutlich tieferen Niveau zu liegen. Und dann sah ich, dass ich nicht allein war.
    Dort drüben, in den Schatten des Mauervorsprungs, der um den Rand des Dachs verlief, lauerte etwas Großes, Drohendes. Ein Augenpaar funkelte mich an, ein Funkeln, in dem ich Anflüge von Wahnsinn zu erkennen glaubte. Das Licht der Sterne reflektierte silbern in einem gekrümmten Stück Stahl.
    Yar Kahn, der afghanische Meuchelmörder, stand mir in den stummen Schatten gegenüber.
    Ich triumphierte. Jetzt konnte ich Kathulos und seiner Höllenbande zurückzahlen, was ich ihnen schuldete! Das Rauschgift pulste in meinen Adern und jagte Wellen unmenschlicher Kraft und düsterer Wut durch meinen Körper. Mit einem Satz war ich auf den Beinen und hastete lautlos auf ihn zu.
    Yar Khan war ein Riese, größer und massiger als ich. Er hielt einen antiken Tulwar in der Hand. Als ich den Behälter sah, wusste ich instinktiv, dass er komplett mit dem Rauschgift gefüllt war, nach dem er gierte – Heroin.
    Als ich ihn ansprang, schwang er seine schwere Waffe hoch in die Luft. Noch bevor er zuschlagen konnte, packte ich mit eisernem Griff seine Hand, in der er das Schwert hielt, und versetzte ihm mit der anderen Hand einen gewaltigen Schlag, der sein Zwerchfell traf.
    Ich erinnere mich nur an wenige Details dieser widerwärtigen Schlacht, die wir unter dem Sternenzelt lautlos über der schlafenden Stadt austrugen. Ich weiß noch, dass ich in tödlicher Umklammerung mit meinem Gegner hin und her taumelte, erinnere mich, wie sein

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