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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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stoppeliger Bart über meine Haut streifte, als seine von der Droge zum Leuchten gebrachten Augen sich wild in meine bohrten. Dann war da noch der Geschmack von heißem Blut in meinem Mund, der von Angst durchtränkte Triumph in meiner Seele und das Aufwallen schier unmenschlicher Kraft und Wut.
    Herrje, wenn jemand in diesem Moment einen Blick auf das düstere Dach geworfen hätte, was hätte sich ihm für ein Anblick geboten! Zwei menschliche Leoparden, die sich – vom Rauschgift beseelt – regelrecht gegenseitig in Stücke rissen.
    Ich weiß noch, dass sein Arm wie morsches Holz unter meinem Griff brach und der Tulwar seiner nutzlos gewordenen Hand entglitt. Durch den gebrochenen Arm behindert, war sein Ende unvermeidlich und ich trieb ihn mit einer wilden, urwüchsigen Anballung nackter Gewalt an den Rand des Dachs und drückte seinen Körper nach hinten, weit über die Schutzmauer hinaus. Einen Augenblick lang rangen wir dort miteinander, dann brach ich seinen Griff und stieß ihn hinunter. Ein einziger lang gezogener Schrei schallte zu mir herauf, als er durch die Dunkelheit in die Tiefe stürzte.
    Ich stand in selbstbewusster Pose da, die Arme zu den Sternen hochgereckt, eine abschreckende Statue urtümlichen Triumphs. Über meine Brust tropften blutige Rinnsale aus tiefen Wunden, die die Fingernägel des Afghanen mir in seiner Verzweiflung am Hals und im Gesicht zugefügt hatten.
    Dann machte ich mit dem Instinkt eines Wahnsinnigen kehrt. Hatte niemand den Kampflärm gehört? Meine Augen waren auf die Tür gerichtet, durch die ich gekommen war, aber dann hörte ich ein Geräusch aus der Gegenrichtung und drehte mich um. Nun fiel mir zum ersten Mal eine Art Turm auf, der aus dem Dach emporragte. Er hatte kein Fenster, wohl aber eine Tür, die sich gerade öffnete, als mein Blick auf sie fiel. Eine riesenhafte, in einen Umhang gehüllte schwarze Gestalt wurde im Lichtschein sichtbar, der aus dem Inneren strömte. Hassim!
    Er trat aufs Dach hinaus und schloss die Tür hinter sich, die Schultern nach vorne gekrümmt, den Hals vorgestreckt, während er sich nach allen Seiten umsah. Ein einziger hasserfüllter Schlag von mir warf ihn bewusstlos aufs Dach. Ich beugte mich über ihn, wartete auf Anzeichen, dass sein Bewusstsein zurückkehrte, und erblickte in der Ferne, dicht am Horizont, ein schwaches rotes Leuchten. Der Mond ging auf.
    Wo in Gottes Namen war Gordon? Während ich noch unschlüssig dastand, drang ein seltsames Geräusch an mein Ohr. Es erinnerte mich auf eigenartige Weise an das Summen eines Bienenschwarms.
    Ich ging in die Richtung, aus der das Geräusch zu kommen schien, überquerte das Dach und beugte mich über seinen Rand. Ein grausiger Anblick, wie aus einem Albtraum, bot sich mir.
    Etwa sechs Meter unterhalb des Dachs, auf dem ich stand, befand sich ein weiteres, das offensichtlich zum selben Gebäude gehörte. Zu einer Seite hin war es ebenfalls von einer Mauer begrenzt, auf der anderen Seite konnte ich stattdessen eine niedrige Brüstung ausmachen.
    Zahlreiche Menschen standen, saßen und hockten dort dicht aneinandergedrängt – und es waren ohne Ausnahme Schwarze! Es schienen Hunderte zu sein und das Geräusch, das mich aufmerksam gemacht hatte, waren ihre leisen Unterhaltungen gewesen. Ihre Augen waren allesamt auf etwas fixiert, wovon auch ich meinen Blick nicht losreißen konnte.
    Ziemlich genau in der Mitte des Dachs erhob sich eine Art Teocalli-Pyramide, knapp drei Meter hoch. Sie glich denen, die man bei Ausgrabungen in Mexiko gefunden hatte und auf denen die Aztekenpriester menschliche Opfer darbrachten. Abgesehen von dem unendlich verkleinerten Maßstab handelte es sich um eine weitgehend exakte Kopie, soweit ich das beurteilen konnte. Auf ihrer Spitze thronte ein mit seltsamen Schnitzereien versehener Altar, neben dem eine hagere, düstere Gestalt stand. Trotz der grauenhaften Maske, die er trug, erkannte ich ihn sofort: Santiago, der Voodoo-Mann aus Haiti. Auf dem Altar lag John Gordon mit nacktem Oberkörper und gefesselten Händen und Füßen. Er schien bei Bewusstsein.
    Ich taumelte vom Dachrand zurück und war unschlüssig. Trotz der Stimulation durch das Elixier überforderte mich die Situation. Dann ließ mich ein Geräusch herumwirbeln und ich sah, wie Hassim sich benommen aufzurichten versuchte. Mit zwei langen Schritten war ich bei ihm und streckte ihn mit einem rücksichtslosen Schlag erneut nieder. Dabei fiel mir auf, dass ein seltsames Gebilde an seinem Gürtel

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