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Tote essen kein Fast Food

Titel: Tote essen kein Fast Food Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Baron
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hatten in meinem Fall offensichtlich gerade Pause. Martin misst 1,85 Meter und Britta 1,64. Warum, bitte schön, hat es dann bei mir nicht zu mehr gereicht als deprimierenden 158einhalb Zentimetern? Das ist einfach nur ein mieser Witz, für den kollektiv meine Großeltern verantwortlich sein müssen. Auch wenn Martin sagt, es kommt auf den Inhalt an, nicht auf die Verpackung. Haha! Sieht man ja an seiner langbeinigen Svea. Wenn ich daran denke, dass Frida in spätestens zwei Jahren meinen Scheitel von oben betrachten kann, krieg ich jetzt schon die Krätze. Aber vielleicht sind die zwei bis dahin ja wieder weg vom Fenster.
    Mit meinem von Britta aus einem alten Segel gefertigten Seesack über der Schulter angelte ich nach meinen Flipflops, die neben Martins Vorderreifen auf dem heißen Asphalt lagen, und tappte hinter ihr her.
    Sobald wir unseren Strandkorb bezogen hatten, diesmal vollkommen korrekt und mit Ticket, verschwand Frida mit Jasper Richtung Wasserkante, auf dem Kopf einen wagenradgroßen Strohhut, der aus Tante Hedis Beständen stammen musste. Darunter hatte sie einen quietschgrünen Neckholder-Badeanzug an, dessen weiß eingefasste Beine bis fast zur Mitte ihrer dünnen Oberschenkel reichten. Noch nie hatte ich eine derart selbstsichere Zehnjährige getroffen. Für wen hielt sie sich eigentlich? Sie sah aus, als sei sie einem dieser hundert Jahre alten Fotos entsprungen, auf denen stramme Schnurrbarttypen am Strand turnten. Wo hatte sie dieses Retro-Teil bloß aufgetrieben? Zu übersehen war sie darin jedenfalls nicht.
    Umso besser. Die Nordsee schwappte in aller Unschuld vor sich hin, sodass Frida außer Feuerquallen und Seeigeln keine akuten Gefahren für Leib und Leben drohten. Außerdem waren genügend andere Leute am Strand, die ein Auge auf sie haben konnten. Jasper nicht zu vergessen. Ich konnte es mir also in aller Ruhe bequem machen, und das tat ich auch. Bikini an, Kopf aus, Sonnenbrille und Wasserflasche auf Standby, Kopfhörer in die Ohren, Strandkorb in den richtigen Winkel zur Sonne, Rückenlehne auf Kipp und eine der Schubladen für die Füße raus. Jetzt nur noch hinlegen und Meeresrauschen „go“. Perfekt. So ungefähr hatte ich mir das vorgestellt, wenn auch eher mit ein paar Palmen im Rücken als mit Dünengras. Und vielleicht einem Sex-on-the-Beach-Cocktail statt Mineralwasser von Lidl. Wenn dann noch ein gewisser Jan aufgetaucht wäre statt einmal pro Stunde eine gewisse Frida …
    Chauffeur-mäßig holte Martin uns am Abend wieder ab. Bis zum Ende der Ferien hätte das von mir aus so weitergehen können, aber schon zwei Tage später passierte etwas, das alles änderte. Und es fing ganz harmlos an. Kaum eine halbe Stunde hatte ich es mir im Strandkorb gemütlich gemacht, wobei penetrant ein einzelnes Grübchen durch meine Gehirnwindungen geisterte, als ein Schatten auf mein sonniges Dasein fiel. Leider kein Schatten mit Grübchen und meinetwegen auch mit Max und Moritz im Schlepp, sondern einer mit Stachelhaaren und Schultertasche.
    „Ist das dein Hund?“
    Jasper lag friedlich im Schatten des Strandkorbs, Kopf auf den sandigen Pfoten, und hechelte vor sich hin, während seine neue Freundin sich auf der Suche nach dem Eisverkäufer befand. Um den Hals hatte Jasper einen dicken türkisgrünen Tampen, den Frida am Strand gefunden hatte und dessen zweites Ende am Seitenbügel des Strandkorbs festgebunden war. Ich nahm die Kopfhörer aus den Ohren und richtete mich auf. „Wie bitte?“
    „Ist das dein Hund?“
    „Ja. Stimmt was nicht mit ihm?“
    „Das kann ich nicht beurteilen. Aber mit seinem Standort stimmt was nicht.“
    „Und was?“
    „Das hier ist ein Badestrand und kein Hundestrand. Der Hund hat hier nichts zu suchen.“
    „Soll ich ihm jetzt eine Badehose anziehen?“ Ich musstegrinsen. „Oder vielleicht eine Boxer-Shorts?“ Der stachelige Schatten verzog keine Miene.
    „Da vorn steht das Schild ‚Hundestrand‘. Der beginnt zwanzig Meter weiter.“
    „Mein Hund kann aber nicht lesen.“
    „Du offensichtlich auch nicht. Noch nicht mal ein Piktogramm.“
    Pikto-was?
    „Bilddarstellung statt Text“, sagte er, nachdem er meinen analphabetischen Blick aufgefangen hatte. „Deshalb lese ich es dir jetzt vor. Also, der Hund muss hier weg. Es gibt Menschen, die mögen es nicht, wenn sie oder ihre Kinder barfuß in Hundekacke treten.“
    „Das geht aber nicht. Ich hab extra diesen Strandkorb hier gemietet. In der Hundeabteilung war keiner mehr frei. Und außerdem kackt

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