Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tote essen kein Fast Food

Titel: Tote essen kein Fast Food Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Baron
Vom Netzwerk:
verwirrt und benötigt dringend Medikamente“ wäre inzwischen gerechtfertigt gewesen: Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wo ich mich befand, außer dass es eine Etage tiefer war als normal. Die Gesellschaft von Gollum und Konsorten erschien mir nicht abwegig. Und ein Verband, ein Paar Krücken und ein Schmerzmittel wären auch nicht verkehrt gewesen.
    Mein Galgenhumor war in Wirklichkeit der Versuch,nicht in Panik zu geraten. Wer würde überhaupt jemanden finden wollen, der mutwillig Strandkörbe zerstörte und harmlose Strandkorbwärter als potenzielle Sextäter bezeichnete.
    Ich tastete meinen Körper ab auf der Suche nach etwas, das mir aus dieser bescheuerten Lage helfen könnte. Aber da war nichts. Kein Seil, keine Taschenlampe und erst recht kein Handy. Wer trägt schon ein Handy im Bikinihöschen? Während sich ein Schluchzen aus meinem Brustkorb nach draußen kämpfte, verdunkelte sich mein Verlies plötzlich noch mehr. Hilfe. Stürzte jetzt der Himmel ein oder, noch schlimmer, die Erde über mir?
    Es war nicht der Himmel. Auch nicht die Erde. Es war Jasper, dessen IQ ganz offensichtlich nur knapp über null lag. Wie blöd kann ein Hund eigentlich sein? Zuerst hätte ich Halleluja singen mögen, als sein Knautschgesicht in der Himmelsluke über mir auftauchte. Durch das Sonnenlicht hinter ihm hatte sein Kopf eine Art Halo um sich herum, sodass ich schon an eine himmlische Erscheinung glaubte. Sankt Jasper, dich schickt der liebe Gott persönlich. Gebenedeit seist du bis in alle Ewigkeit. Oder so. „Hol Frida, Jasper. Hol Frida. Schnell.“
    Die Heiligsprechung hätte ich mir sparen können. Ich hatte nicht mit der Tollpatschigkeit von Mamas Hund gerechnet. Vor Begeisterung, mich aufgespürt zu haben, machte Jasper ein paar hektische Bewegungen mit den Vorderpfoten, die wie Trocken-Schwimmen aussahen. Dann fiel er runter und mehr oder weniger auf mich drauf. „Aaaieeh!“ Der plötzliche Schmerz trieb mir die Tränen in die Augen. „Mann, Jasper, du bist einfach ein hoffnungsloser Fall“,schluchzte ich und hörte erst wieder damit auf, als ich draußen Rufen hörte.
    „Fanny! … Fanny, wo steckst du denn? Mann, das ist ein doofes Spiel … Komm endlich raus, der Typ ist weg.“
    „Frida! Hier … hier bin ich. Hier unten. Und pass auf, wo du hintrittst.“
    „F A A A N N Y Y.“ Fridas Stimme entfernte sich wieder.
    „Lieber Gott, mach, dass sie mich findet. Ich verspreche auch, sie wie eine kleine Schwester zu behandeln und nie wieder ein böses Wort über sie zu verlieren.“
    „Frida, hallo. Hallo, verdammt!“
    Selbst als Jasper zu bellen anfing, dauerte es noch eine Ewigkeit, bis Frida mich gefunden hatte. Als sich ihr Wagenrad von Hut über die Öffnung zu meinem Verlies legte, entfuhr mir ein tiefer Seufzer der Erleichterung.
    „Blödes Versteck“, sagte Frida. „Was machst du da?“
    „Ich schau mir Sylt von unten an“, erwiderte ich und wischte mir mit dem nicht blutverschmierten Arm die Tränen weg. „Aber das hier ist wohl der Hintereingang und leider haben sie vergessen, eine Treppe einzubauen. Ich komm nicht mehr raus.“ Ich ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie recht ich hatte – mit dem Hintereingang.
    Frida ließ das eine Ende von Jaspers türkisgrünem Tampen zu mir herab. Das andere hatte sie sich um den Bauch gewickelt. Ich erreichte es gerade mit den Fingerspitzen, aber natürlich nützte das überhaupt nichts. Selbst wenn ich es geschafft hätte, mir eine Schlinge um den Körper zu legen, sie hätte niemals die Kraft gehabt, mich nach oben zu ziehen. „Das hat keinen Zweck“, schniefte ich nach zehn Minuten, die ich mit zusammengebissenen Zähnen auf denKnien verbracht hatte. Mehr Entgegenkommen war einfach nicht drin mit der schmerzenden Avocado am Fuß. „Du musst Hilfe holen. Und eine Leiter oder so. Sag, dass ich verletzt bin und nicht laufen kann.“
    „Okay“, sagte Frida nur. „Bis gleich.“ Ich erhaschte einen letzten Blick auf ihre Sommersprossen und weg war sie. Mist. Ich hätte sie noch um mein Sweatshirt bitten sollen, das im Strandkorb lag. Und um meine Shorts. Es war wirklich arschkalt hier unten.
    Jetzt war ich froh, dass Jasper bei mir war. Ich kuschelte mich so dicht wie möglich an ihn heran und wünschte, er wäre ein Bobtail mit Hippiemähne und kein Kurzflor-Boxer. Trotz der Kälte schaffte ich es nach einer Weile, wegzudösen und nicht von Asseln oder zottigen Monstern zu träumen. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich so vor mich

Weitere Kostenlose Bücher