Tote essen kein Fast Food
zu vergessen. Ich konnte es mir also in aller Ruhe bequem machen, und das tat ich auch. Bikini an, Kopf aus, Sonnenbrille und Wasserflasche auf Standby, Kopfhörer in die Ohren, Strandkorb in den richtigen Winkel zur Sonne, Rückenlehne auf Kipp und eine der Schubladen für die FüÃe raus. Jetzt nur noch hinlegen und Meeresrauschen âgoâ. Perfekt. So ungefähr hatte ich mir das vorgestellt, wenn auch eher mit ein paar Palmen im Rücken als mit Dünengras. Und vielleicht einem Sex-on-the-Beach-Cocktail statt Mineralwasser von Lidl. Wenn dann noch ein gewisser Jan aufgetaucht wäre statt einmal pro Stunde eine gewisse Frida ...
Chauffeur-mäÃig holte Martin uns am Abend wieder ab. Bis zum Ende der Ferien hätte das von mir aus so weitergehen können, aber schon zwei Tage später passierte etwas, das alles änderte. Und es fing ganz harmlos an. Kaum eine halbe Stunde hatte ich es mir im Strandkorb gemütlich gemacht, wobei penetrant ein einzelnes Grübchen durch meine Gehirnwindungen geisterte, als ein Schatten auf mein sonniges Dasein fiel. Leider kein Schatten mit Grübchen und meinetwegen auch mit Max und Moritz im Schlepp, sondern einer mit Stachelhaaren und Schultertasche.
âIst das dein Hund?â
Jasper lag friedlich im Schatten des Strandkorbs, Kopf auf den sandigen Pfoten, und hechelte vor sich hin, während seine neue Freundin sich auf der Suche nach dem Eisverkäufer befand. Um den Hals hatte Jasper einen dicken türkisgrünen Tampen, den Frida am Strand gefunden hatte und dessen zweites Ende am Seitenbügel des Strandkorbs festgebunden war. Ich nahm die Kopfhörer aus den Ohren und richtete mich auf. âWie bitte?â
âIst das dein Hund?â
âJa. Stimmt was nicht mit ihm?â
âDas kann ich nicht beurteilen. Aber mit seinem Standort stimmt was nicht.â
âUnd was?â
âDas hier ist ein Badestrand und kein Hundestrand. Der Hund hat hier nichts zu suchen.â
âSoll ich ihm jetzt eine Badehose anziehen?â Ich musstegrinsen. âOder vielleicht eine Boxer-Shorts?â Der stachelige Schatten verzog keine Miene.
âDa vorn steht das Schild âHundestrandâ. Der beginnt zwanzig Meter weiter.â
âMein Hund kann aber nicht lesen.â
âDu offensichtlich auch nicht. Noch nicht mal ein Piktogramm.â
Pikto-was?
âBilddarstellung statt Textâ, sagte er, nachdem er meinen analphabetischen Blick aufgefangen hatte. âDeshalb lese ich es dir jetzt vor. Also, der Hund muss hier weg. Es gibt Menschen, die mögen es nicht, wenn sie oder ihre Kinder barfuà in Hundekacke treten.â
âDas geht aber nicht. Ich hab extra diesen Strandkorb hier gemietet. In der Hundeabteilung war keiner mehr frei. Und auÃerdem kackt Jasper nicht an den Strand.â Unser Strandkorb â der mit meinem roten Anti-Smiley beziehungsweise: Piktogramm! auf dem Rücken â war der letzte vor der imaginären Grenze zum Hundestrand. Niemand konnte etwas gegen Jaspers Anwesenheit haben, es sei denn, er war mit dem Zentimetermaà unterwegs. Oder mit dem Gängelband, wie dieser miesepetrige Pedant.
âUnd wenn er doch kacktâ, kam in diesem Augenblick eine Stimme um die Ecke, âdann pack ich seine Würstchen mit meiner Schaufel in eine von diesen kleinen schwarzen Tüten.â Frida hatte den Eismann offensichtlich gefunden, denn von ihrem T-Shirt tropfte eine rosafarbene Cornetto-Erdbeer-Spur in den Sand, als sie sich energisch vor dem Schattenmann aufbaute und ein schwarzes Plastikknäuel aus der Tasche ihrer Shorts zog. âSo eine.â
âUnd die Schaufel machst du dann im Meer sauber, stimmtâs?â, sagte er.
âKlarâ, antwortete Frida liebenswürdig, bevor ich es verhindern konnte. âWo denn sonst?â
Der Schattenmann hatte jetzt selbst den Standort gewechselt und sich so in die Sonne gedreht, dass ich sein Gesicht erkennen konnte. âDann machen wir jetzt mal Nägel mit Köpfen, die Damenâ, sagte er und seine grünen Katzenaugen blitzten mich kalt an. Er hatte einen schmalen Mund ohne jede Farbe und die intensive Sonneneinstrahlung der letzten Tage hatte sein Gesicht eher gerötet als gebräunt. So unfroh, wie er seinen Job versah, war das Zur-Strecke-Bringen von Touris wohl das Einzige, was ihm Spaà machte im Leben. âIhr bringt jetzt diesen Hund hier weg oder ihr bekommt eine
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