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Tote essen kein Fast Food

Tote essen kein Fast Food

Titel: Tote essen kein Fast Food Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Baron
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zu vergessen. Ich konnte es mir also in aller Ruhe bequem machen, und das tat ich auch. Bikini an, Kopf aus, Sonnenbrille und Wasserflasche auf Standby, Kopfhörer in die Ohren, Strandkorb in den richtigen Winkel zur Sonne, Rückenlehne auf Kipp und eine der Schubladen für die Füße raus. Jetzt nur noch hinlegen und Meeresrauschen „go“. Perfekt. So ungefähr hatte ich mir das vorgestellt, wenn auch eher mit ein paar Palmen im Rücken als mit Dünengras. Und vielleicht einem Sex-on-the-Beach-Cocktail statt Mineralwasser von Lidl. Wenn dann noch ein gewisser Jan aufgetaucht wäre statt einmal pro Stunde eine gewisse Frida ...
    Chauffeur-mäßig holte Martin uns am Abend wieder ab. Bis zum Ende der Ferien hätte das von mir aus so weitergehen können, aber schon zwei Tage später passierte etwas, das alles änderte. Und es fing ganz harmlos an. Kaum eine halbe Stunde hatte ich es mir im Strandkorb gemütlich gemacht, wobei penetrant ein einzelnes Grübchen durch meine Gehirnwindungen geisterte, als ein Schatten auf mein sonniges Dasein fiel. Leider kein Schatten mit Grübchen und meinetwegen auch mit Max und Moritz im Schlepp, sondern einer mit Stachelhaaren und Schultertasche.
    â€žIst das dein Hund?“
    Jasper lag friedlich im Schatten des Strandkorbs, Kopf auf den sandigen Pfoten, und hechelte vor sich hin, während seine neue Freundin sich auf der Suche nach dem Eisverkäufer befand. Um den Hals hatte Jasper einen dicken türkisgrünen Tampen, den Frida am Strand gefunden hatte und dessen zweites Ende am Seitenbügel des Strandkorbs festgebunden war. Ich nahm die Kopfhörer aus den Ohren und richtete mich auf. „Wie bitte?“
    â€žIst das dein Hund?“
    â€žJa. Stimmt was nicht mit ihm?“
    â€žDas kann ich nicht beurteilen. Aber mit seinem Standort stimmt was nicht.“
    â€žUnd was?“
    â€žDas hier ist ein Badestrand und kein Hundestrand. Der Hund hat hier nichts zu suchen.“
    â€žSoll ich ihm jetzt eine Badehose anziehen?“ Ich musstegrinsen. „Oder vielleicht eine Boxer-Shorts?“ Der stachelige Schatten verzog keine Miene.
    â€žDa vorn steht das Schild ‚Hundestrand‘. Der beginnt zwanzig Meter weiter.“
    â€žMein Hund kann aber nicht lesen.“
    â€žDu offensichtlich auch nicht. Noch nicht mal ein Piktogramm.“
    Pikto-was?
    â€žBilddarstellung statt Text“, sagte er, nachdem er meinen analphabetischen Blick aufgefangen hatte. „Deshalb lese ich es dir jetzt vor. Also, der Hund muss hier weg. Es gibt Menschen, die mögen es nicht, wenn sie oder ihre Kinder barfuß in Hundekacke treten.“
    â€žDas geht aber nicht. Ich hab extra diesen Strandkorb hier gemietet. In der Hundeabteilung war keiner mehr frei. Und außerdem kackt Jasper nicht an den Strand.“ Unser Strandkorb – der mit meinem roten Anti-Smiley beziehungsweise: Piktogramm! auf dem Rücken – war der letzte vor der imaginären Grenze zum Hundestrand. Niemand konnte etwas gegen Jaspers Anwesenheit haben, es sei denn, er war mit dem Zentimetermaß unterwegs. Oder mit dem Gängelband, wie dieser miesepetrige Pedant.
    â€žUnd wenn er doch kackt“, kam in diesem Augenblick eine Stimme um die Ecke, „dann pack ich seine Würstchen mit meiner Schaufel in eine von diesen kleinen schwarzen Tüten.“ Frida hatte den Eismann offensichtlich gefunden, denn von ihrem T-Shirt tropfte eine rosafarbene Cornetto-Erdbeer-Spur in den Sand, als sie sich energisch vor dem Schattenmann aufbaute und ein schwarzes Plastikknäuel aus der Tasche ihrer Shorts zog. „So eine.“
    â€žUnd die Schaufel machst du dann im Meer sauber, stimmt’s?“, sagte er.
    â€žKlar“, antwortete Frida liebenswürdig, bevor ich es verhindern konnte. „Wo denn sonst?“
    Der Schattenmann hatte jetzt selbst den Standort gewechselt und sich so in die Sonne gedreht, dass ich sein Gesicht erkennen konnte. „Dann machen wir jetzt mal Nägel mit Köpfen, die Damen“, sagte er und seine grünen Katzenaugen blitzten mich kalt an. Er hatte einen schmalen Mund ohne jede Farbe und die intensive Sonneneinstrahlung der letzten Tage hatte sein Gesicht eher gerötet als gebräunt. So unfroh, wie er seinen Job versah, war das Zur-Strecke-Bringen von Touris wohl das Einzige, was ihm Spaß machte im Leben. „Ihr bringt jetzt diesen Hund hier weg oder ihr bekommt eine

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