Tote essen kein Fast Food
Händen und FüÃen vorwärts durch den Gang wie zwei Blinde ohne Blindenhund. Zwar war Jasper auch als Blindenhund garantiert eine Fehlbesetzung, aber ich hätte ihn doch gern bei mir gehabt. Ich konzentrierte mich so darauf, selbst kein Geräusch zu machen, dass ich wie angewurzelt stehen blieb, als unmittelbar vor mir ein schepperndes Klonk ertönte.
âScheiÃe, die Taschenlampeâ, murmelte Svea. âIch hab sie fallen gelassen. Bleib, wo du bist.â Während sie, offenbar auf allen vieren, nach dem kostbaren Stück fahndete, hörte ich plötzlich Stimmen.
âRühr mich nicht an!â
Woher kam das? Von vorne, von hinten? Ich hatte völlig die Orientierung verloren.
âMach keine Dummheiten. Leg das weg.â Eine zweite Stimme, gefolgt von einem scharrenden Geräusch. Dann raste ohne Vorwarnung ein Knall durch unseren Tunnel, der sich seitlich, über und unter uns an den Wänden brach und dessen Echo wie eine Monsterwelle in unsere Gehörgänge donnerte. Adrenalin flutete meine Adern, aber mein Fluchtreflex kapitulierte vor dem ohrenbetäubenden Lärm, und an Angriff war erst recht nicht zu denken. Schreiend ging ichzu Boden, die Hände auf die Ohren gepresst, und drückte den Kopf auf die Knie. Sand rieselte von allen Seiten auf mich herab und instinktiv kniff ich die Lippen zusammen, um ihn nicht auch noch zwischen die Zähne zu kriegen.
Als ich gefühlte Minuten später wieder zu mir kam und der Knall im Nirwana dieses Labyrinths endlich zu verebben schien, befürchtete ich, meine Trommelfelle hingen in Fetzen vor meinem Innenohr wie der schäbige Aula-Vorhang vor unserer Schulbühne. Langsam löste ich die Hände von den Ohren und hob den Kopf, worauf mir eine Portion Sand aus den Haaren ins T-Shirt rutschte. âSvea? Bist du okay?â Ich hatte kein Gefühl mehr für die eigene Stimme, wusste nicht, ob ich flüsterte oder laut redete.
Svea antwortete nicht. Konnte sie mich nicht hören? Konnte ich sie nicht hören? Benommen richtete ich mich auf und kroch in ihre Richtung, bis ich auf etwas Weiches stieÃ. Ich hatte ihren Oberarm erwischt. âSvea.â Ich nahm ein ersticktes Schluchzen wahr. Gott sei Dank. Meine Ohren funktionierten noch. âSvea, alles okay bei dir?â Bevor ich eine Antwort bekam, röhrte eine sich überschlagende Stimme durch den Schacht.
âBist du wahnsinnig? Willst du das Teil hier zum Einsturz bringen oder was?â
Unter ihrer dünnen Windjacke erstarrte Svea ebenso wie ich. Ihre Ohren hatten den Anschlag also auch überlebt. Bevor sich wenigstens darüber so etwas wie Erleichterung in mir breitmachen konnte, passierte alles ganz schnell. Ohne Rücksicht auf Verluste sprang Svea auf, knipste die Taschenlampe an, als sei es ihr egal, wer wen zuerst entdeckte, und rannte los. Ich folgte ihr, so schnell es die zackigen Schattenan Wänden und Boden zulieÃen, und kurz darauf standen wir in der Ãffnung zu dem Raum, der rechts von uns in den zweiten Gang mündete. Der Anblick, der sich uns bot, deckte sich zu null Komma null Prozent mit dem, was wir befürchtet hatten. Wir brauchten einen Augenblick, um das absurde Szenario vollständig zu erfassen.
âFrida! â Oh, Gott.â
Ein Gewehrlauf richtete sich auf uns, um dann umgehend auf sein ursprüngliches Ziel zurückzuschwenken. Am anderen Ende des Gewehrs saà im Schein der dreidochtigen Kerze Frida auf dem Schlafsack und blickte, die schmutzige Hand am Abzug, mit zusammengekniffenem rechten Auge durch das Suchfernrohr wie ein Profikiller. Sie hielt einen Kerl in Schach, der mit erhobenen Händen und schreckgeweiteten Augen im Eingang zu dem anderen Gang stand und offenbar unglaublich wütend war. âGehört sie zu euch?â, fragte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. âWenn ja, dann wirdâs höchste Zeit, dass ihr kommt. Dieses Gör bringt mich noch um.â
âSie wird ihre Gründe dafür habenâ, parierte Svea und richtete ihre Taschenlampe zur Abwechslung auf seine Augen. Bevor sich die Lider blinzelnd und zuckend über ihnen schlossen, trafen mich zornige Funken in Katzenaugengrün.
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WeiÃt du, warum ich ausgerechnet hier bin? Nicht weil ich so einen morbiden Geschmack habe. Nee. Ich bin wegen Igel hier. Wusstest du, dass mein lieber Onkel ein Schleicher ist? So nennt man Leute, die in alten Gemäuern
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