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Tote essen kein Fast Food

Tote essen kein Fast Food

Titel: Tote essen kein Fast Food Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Baron
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herumlungern, stillgelegten Fabriken, Bergwerken, alten Bunkern auf der Suche nach dem ultimativen Kick. So einer Art Horror mit Hinterausgang. Ehrlich gesagt, die haben keine Ahnung. Der wahre Horror lauert in der ganz normalen Kleinfamilie. Aber ohne Hinterausgang. Man muss nur ein bisschen an der Oberfläche kratzen, und schon bricht alles auseinander und die Monster fallen einen an. Dazu brauchst du noch nicht mal ’nen Klappspaten.
    Igel jobbt zurzeit hier auf Sylt. Und ich bin sozusagen auf Besuch. Ehrlich gesagt, ein Ferienhaus mit Seeblick wär mir lieber gewesen als das hier. Ich bin auch in eins eingebrochen und hab zwei Wochen drin gewohnt. Aber dann wurde mir die Sache zu heiß. Hab mich immer nur nachts rausgetraut, und das war Mist. Deshalb hab ich das mit dem Untertauchen wörtlich genommen. Unter die Erde tauchen, in eine von Igels Schleicher-Höhlen. Ist’n echter Profi, dein Brüderlein. Auf seiner Homepage hab ich auch den Eingang zu meiner Gruft entdeckt.
    Aber darum geht’s jetzt nicht. Soll ja kein Schulaufsatz werden: „Mein spannendstes Ferienerlebnis“, oder so. Ich hoffe, dass er sich mit noch was anderem auskennt als mit seinen Bunkerlöchern: mitdir nämlich. Meiner lieben Mami. Er muss acht gewesen sein, als ich geboren wurde. Er muss mitgekriegt haben, was damals passiert ist, was sein Schwesterherz so treibt. Ein Zeitzeuge sozusagen. Bisher hab ich ihn noch nicht erwischt, aber sicher bald.
    Na, Muffe vor dem, was er auspacken könnte?
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19
    â€žIch wusste, dass du kommen würdest, Mama“, sagte Frida, ohne ihre Geisel aus den Augen zu lassen oder das Gewehr beiseitezulegen. „Hallo, Fanny, gut, dass du endlich da bist. Guck mal, wen ich gefangen hab.“
    â€žIch seh schon. Glückwunsch.“ Meine Stimme kam cooler rüber, als mir zumute war, während mein Herz nachzuzittern schien wie die letzten Zuckungen eines Erdbebens. Fridas „Fang“ mit den blonden Stachelhaaren schnaubte hörbar durch die Nase. Ich konnte es nicht fassen. Das sollte der Kapuzentyp sein, der Frida in die Katakombe entführt hatte? Also hatte ich ihn gleich richtig eingeschätzt, den feinen Herrn Strandkorbwärter.
    â€žDas ist noch sehr die Frage“, zischte er, „wer hier wen gefangen hat.“
    â€žGar nicht.“ Frida ließ das Gewehr sinken, dessen metallener Lauf im Licht der Kerze bläulich schimmerte, und starrte ihn ärgerlich an. „Mia hat mich gefangen. Und ich hab jetzt dich gefangen.“
    â€žWo ist Mia?“
    Wie bitte? Was sollte das denn jetzt. Welche Mia?
    â€žStopp!“, fuhr Svea dazwischen. „Stopp. Kann mich bitte mal jemand aufklären, in welchem Film ich hier bin? Wer sind Sie? Woher kennen Sie meine Tochter? Woher kennst du den Mann, Fanny? Und wer, zum Teufel, ist Mia?“
    â€žGestatten, Lars Andresen“, sagte der Typ und deutete eine ironische Verbeugung an.
    â€žDas ist der Kerl, vor dem ich am Strand abgehauen und in dieses Bunkerloch gefallen bin“, schaltete ich mich ein. „Er ist Strandkorbwärter am Lister Weststrand, und zwar der mieseste unter der Sonne. Und wenn mich nicht alles täuscht, war er heute Nachmittag schon mal hier und später hat er Frida gekidnappt.“ Herausfordernd sah ich ihn an. „Irgendwie kam mir seine Silhouette bekannt vor, als Jan und ich ihn bei der Falltür zum Bunker entdeckten. Muss an dem niedlichen Bauchtäschchen liegen. Aber ich hab trotzdem nicht gleich geschnallt, wer er ist.“ Der junge Mann, dessen hochgegelter Haarschopf etwas angestaubt aussah, blickte nach unten und fingerte nervös am Verschluss seiner Kunstledertasche herum. Als er wieder hochsah, schleuderten seine Katzenaugen mir wütende Blitze entgegen.
    â€žDu sprichst von der Falltür, bei der Jan sich mit der Polizei treffen will?“, fragte Svea. Ich nickte und bemerkte aus den Augenwinkeln, wie Lars Andresen zusammenzuckte.
    â€žPolizei?“, sagte Frida. „Krass. Aber heute Nachmittag hab ich den hier nicht gesehen.“ Vorsichtig legte sie das Gewehr neben sich auf dem Schlafsack ab und strich sich mit ihren Dreckpfoten die Ponyfransen aus den Augen. „Ich hab mich nur tierisch erschrocken, als ich aus dem Gang da ein Geräusch hörte. Hab ich dir ja schon erzählt, Fanny.“ Treuherzig wie Urmel aus dem Eis blickte sie mich an. „Das war ja wirklich bescheuert vorhin, dass Mia mich

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