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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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von seinem Gesicht überrascht, das nicht verschwitzt oder verschreckt aussah, auch nicht durchgedreht. Es hatte einen Hauch von Furchen und die eine oder andere Ecke und Kante, dies jedoch garantiert aufgrund von Lebenserfahrung, und in den Augen lag vor Initiativkraft strotzende Aufgewecktheit in Hülle und Fülle. Die leichte Bräune verbesserte den Gesamteindruck noch, das Schild um den Hals bewies Humor. Nicht einmal der Teufel selbst hätte geahnt, dass sich der Besitzer einer solchen Gesichtsapparatur nicht traute, die Treppen eines miesen, banalen Hauses hochzusteigen.
    »Scheiße noch mal«, sagte Kuhala halb laut.
    Er holte Atem und legte den Finger auf einen Knopf, der schon einiges mitgemacht hatte. Es brannte ein gelbes Licht, die maximal zugelassene Last wurde schriftlich mitgeteilt. Der Rechtschreibfehler in der Schmähung neben dem Schild war im Nachhinein in mehrfachen Variationen verbessert worden.
    Kuhala drückte und hörte ein Geräusch. Der Lift wurde nach oben gezogen. Er hatte das Gefühl, auf dem Weg zum Mond zu sein, und als der Fahrstuhl langsamer wurde und man einen schabenden Laut aus dem Schacht hörte, begleitet von kurzem mechanischen Knacksen, kam es ihm vor, als wäre er vom Weg abgekommen und ins äußerste Universum abgedriftet, in den kalten Raum zwischen den Sternen, von Pegasus zu Perseus. Bald drang der Geruch eines überhitzten Elektrogeräts in den Lift, als würde gleich der Trafo explodieren und das Stahlseil reißen.
    Vierter Stock, fünfter Stock.
    »Nun mach schon!«
    Kuhala mochte nicht mehr in sein Gesicht sehen und erwog schon, den Alarmknopf zu drücken, weil die Kabine zitterte, als würde auf ihrem Dach ein Rudel Gibbons tanzen. Er konnte jederzeit das Schild unters Hemd stecken und behaupten, es hätte keines an der Tür gehangen. Es war unverzeihlich, der Gefährlichkeit des Fahrstuhls mit einem Pappschild zu begegnen, anstatt die Tür abzuschließen. Wer konnte sagen, dass Sehbehinderte, Analphabeten, Ausländer, die die Sprache nicht beherrschten, Abenteuerlustige oder Wahnsinnige wie er die Botschaft des Schildes richtig verstanden?
    Drang da Rauch aus einem Bodenschlitz? Fünfeinhalb Stockwerke waren absolviert, die erste Strophe des Sandkastenchorals vertrocknete auf Kuhalas Lippen, als er auf alle viere ging und schnupperte. Rauch war es nicht, bildete er sich das Zittern bloß ein?
    Ruckend erreichte der Lift die Gipfelhöhe, und Kuhala stieg aus. Er klemmte das Pappschild in die Tür, damit niemand von unten die gleiche Fahrt antrat.
    Die absolvierte Prüfung hatte ihn so abgehärtet, dass er nicht die gleichen Zwangsbewegungen machte wie in den Treppenhäusern zuvor, die Choreografie der Bombenphobie, sondern die Herausforderung mit Elan annahm und die Klingel drückte. Die Tür ging fast sofort auf.
    »Es ist ja doch jemand da. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich mich wieder mal umsonst auf den Weg gemacht habe«, sagte Kuhala. »Könnte ich ein paar Worte mit dir wechseln?«
    »Kuhala? Wir sind uns ziemlich oft über den Weg gelaufen, haben uns aber nie vorgestellt. Ich bin Ville Parkkinen. Wie hast du den Weg hierher gefunden?«
    Der Sandbildhauer berührte seinen kahl geschorenen Kopf, als wollte er prüfen, ob er noch an Ort und Stelle war, der kleine Brillie im Eckzahn verschwand unter der Oberlippe, weil das Lächeln seines Besitzers schmäler wurde. Die tiefe Stimme, der ruhige Blick, die Muskeln, die sich unter der gebräunten Haut wölbten, und die geschmeidigen Bewegungen strahlten eine derartige jugendliche Kraft aus, dass Kuhala die bemitleidenswerte Blutarmut seiner Aufzugspiegelei von eben eingestehen musste. Er war ein Veteran, wenn hier jemand auf der Hut sein musste, dann er.
    »Sag du zuerst, wie es dir gelungen ist, den Flugechsendrachen hierher zu kriegen. Der hing doch zuletzt noch am Tuomiojärvi an einem Ast, und zwar verdammt weit oben.«
    »Ich bin hochgeklettert. Sieht gut aus, was? Niemand hat ihn vermisst, und weil ich hier ein bisschen einrichten musste, dachte ich, ich fang damit an.«
    Der Drachen war an der Deckenlampe festgeknotet und starrte Kuhala blutrünstig an. Bis auf Isomatte und Schlafsack war die Einzimmerwohnung leer. Kuhala blieb im Türrahmen stehen, die Flügel des Drachen raschelten. Der Sandbildhauer nahm sich eine Dattel aus einer Schüssel auf der Fensterbank und knabberte sie energisch. Neben wohltuender Stille gab der Augenblick beiden Männern Zeit, eine Strategie zu zimmern, falls die plötzlich

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