Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)
von Antikainen bekommen hast, an einen Mann namens Meltaus verkauft?«
»Woher weißt du das, verdammt noch mal?«
Kuhala sagte, er sei in letzter Zeit so hart rangenommen worden, dass er keine Lust habe, die Dinge mehr als unbedingt nötig in die Länge zu ziehen. »Da wirft man dann schon mal die eine oder andere Vermutung ein. Schön, wenn sie zutreffen, allmählich kommt ein bisschen Ordnung in das Durcheinander. Bald fängt ein neuer Monat an, es wäre echt prima, Sommerurlaub zu nehmen.«
Der Sandbildhauer stand auf und ließ die Arme herabhängen – was hatte er damit für kreative Sachen zustande gebracht. Kuhala fragte nach Helena Jokela. »Mit ihr fing ja eigentlich alles an. Hattet ihr ein Verhältnis?«
Der Sandschnitzer nickte. Die Frau war am Sonntagabend spät zum Campingplatzufer gepaddelt und hatte Modell gestanden. Um ihn zu ärgern, habe sie gesagt, sie komme gerade von Vikman. »Das war ihre Art, und ich wusste ja, dass sie wer weiß wie viele Männer hatte. Ich repräsentierte in ihrer Sammlung die jugendliche Garde, den virilen Nachbarsjungen. Dann meinte sie plötzlich, sie hätte durch Vikman von unserem Projekt gehört. Kai hatte sich verquatscht, und wenn eine Schlange wie Helena so eine Information hat, ist das verdammt übel.«
»Wieso?«
»Sie war eine von der geschwätzigen Sorte. Der hätte zum Beispiel aus Versehen was rausrutschen können. Manche Frauen verbreiten gern Sensationen, weil sie sich interessant machen wollen. Konnte ich mir so ein Risiko leisten? Und es war ja auch keine Liebe.«
Helena Jokela hatte gesagt, sie wolle noch zum Alvajärvi, weil es so ein schöner Abend sei. Gesellschaft hatte sie keine gewollt, worauf der Sandbildhauer mit dem Fahrrad zur Brücke gefahren war und die Frau dort umgebracht hatte. »Ich bin in einem Affentempo hingefahren und hab mir Helenas Boot für das Treffen mit Antikainen am nächsten Morgen geliehen. Mehr brauch ich nicht zu sagen, der Fall ist ja klar. Du kennst die groben Züge, ich bin der Böse. Pfui. Es ist allerdings so, dass du nichts beweisen kannst, weshalb du von mir aus gleich in den Urlaub verschwinden kannst.«
Kuhala lächelte. Er sagte, er halte den Vorschlag nicht für sonderlich rühmenswert, sondern eher für verantwortungslose Angeberei und auch für ein bisschen voreilig. »Deine Bombe hat mich zum Invaliden gemacht. Ich traue mich seitdem nicht mehr, normale Treppenhäuser zu betreten. Wenn es zu einer Gerichtsverhandlung kommt, werde ich Schadensersatz verlangen. Bei meiner Arbeit bin ich gezwungen, zu den Leuten zu gehen. Du hättest sehen sollen, was es mich gekostet hat, mich hierherzuschleppen. Hast du die Bombe nach Anleitungen aus dem Internet gebaut?«
»Geh! Du kannst nichts beweisen. Oder soll ich die Bullen rufen? Was du machst, ist Hausfriedensbruch.«
Kuhala griff in die Brusttasche und zog den durchsichtigen Plastikbeutel mit dem Eisdorn heraus. »Eines noch. Du hast mich damit angegriffen, weil du, mit einem Wort gesagt, ein verdammter Blödmann bist und geglaubt hast, ich wäre dir auf die Spur gekommen, weil ich wie ein Schwachsinniger am Tuomiojärvi herumgeturnt bin. An dem Tag hat es geregnet, ich habe mich unter der Brücke mit einem Gestörten unterhalten, aber das war nicht der Mörder. Den Eisdorn habe ich, so wie er war, eingesteckt.«
»Das Wasser hat ihn abgewaschen. Und alle haben so einen.«
»Nur dein Eisdornpärchen hat ein vergoldetes Plastikband. Ich war bei meiner Eisdornhändlerin, und sie hat mir am Computer ein Farbbild von dem besagten Modell gezeigt. Das Originalband ist rot. Und gestern habe ich an deinem Werkzeugkasten nicht nur Namen und Adresse gelesen, sondern darin auch den verlassenen anderen Eisdorn gesehen.«
»Red nicht so einen verdammten Scheiß.«
»Zeig doch mal, ob da genauso ein Band dran ist. Ich bin nämlich noch nicht dazu gekommen, das zu checken. Falls ja – wollen wir wetten, dass die Fasern zusammenpassen? Das verbessert deine Lage nicht gerade.«
»Ein verdammtes Band bedeutet gar nichts.«
»Na, dann eben nicht …«
Ville Parkkinen schob sich eine Dattel in den Mund und schmatzte. Plötzlich bückte er sich über den Werkzeugkasten und kramte darin. Sein Gesicht war unter der Bräune blass geworden und ernst. Schließlich fand er, was er suchte.
»Na also«, sagte Kuhala. »Was hab ich gesagt, das gleiche Band. Gib her!«
»Hol’s dir!«
»Helena Jokela wurde mit einer Stichwaffe im Brustbereich verletzt. Die Spuren habe ich
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