Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)
aus die fünfte Reihe. Sie können es nicht verfehlen.«
»Danke.«
Fyrabuske schickte sich an, die Rechnung zu schreiben. Bei dieser Arbeit war er fix, er musste eigentlich gar nichts zu Papier bringen, denn der Laserdrucker spuckte innerhalb von einer Sekunde ein Formular aus, das Kuhala bloß noch zu unterschreiben brauchte. »Das macht dann siebzig Euro. Ich nehme es gern in bar, aber Karte geht auch.«
Kuhala zückte das Geld. Im Preis waren die Einäscherung und die Grabstelle einschließlich eines Jahrs Pflege enthalten.
Sie gingen von der Bürobaracke zum Krematorium. Fyrabuske schritt vorneweg, den Blick auf den groben Kies gerichtet. Kuhala erinnerte sich, in der Zeitung gelesen zu haben, dass bei dem Kleintierkrematoriumsbetreiber anfangs nicht alles vollkommen glattgelaufen war, denn die erste Verbrennung hatte das gesamte Krematorium in Schutt und Asche gelegt. Allerdings hatte er außer der Zahlung von der Versicherung eine sogenannte doppelte regionale Starthilfe erhalten und dazu noch etwas von der Europäischen Union aus dem Topf für Innovation und Schadensreserven im Rahmen der Randgebietszusatzförderung, weil solche neuartigen Unternehmensformen behördlicherseits gewürdigt wurden.
Die Tür miaute, dann miaute die Ofenklappe. Kuhala fragte sich, ob die Fördermittel nicht für ein Fläschchen Schmieröl gereicht hatten.
Er wurde jedoch sogleich ernst, als Fyrabuske die Überreste der Geckos, die in zwei Fingerhüte passten, mit einem tortenhebergroßen Schürhaken in die Urne schob, die Kuhala auf dem Flohmarkt erstanden und selbst mit den Namen seiner kleinen Freunde versehen hatte: Inkeri und Hytönen.
Das Holzdöschen war von Haus aus keine spezielle Geckourne, sondern sah eher nach einer Schnitzerarbeit aus dem Schützengraben während eines Stellungskrieges aus. Es hatte einen Euro gekostet, ein dunkles Ornament zierte die gelackte Oberfläche. Der Rindenknopf auf dem Deckel war im Gebrauch rissig geworden.
Im Krematorium roch es leicht verbrannt. Im Hintergrund hörte man einen Orgelchoral von Buxtehude. Kuhala schloss den Deckel, Fyrabuske hängte den Schürhaken an ein Gestell neben dem Ofen, wo Aschenschaufeln in allen Größen hingen. Er fragte Kuhala, ob dieser klarkäme, und bot noch einmal an, ihn zu begleiten, sei es aus Dienstbereitschaft oder weil er dann eine zusätzliche Rechnung aus seinem Drucker zaubern konnte.
»Ich glaube, ich schaffe das mit eigenen Kräften«, erklärte Kuhala.
»Ich biete Ihnen anschließend gern eine Tasse Kaffee im Büro an. Ist inklusive. Nehmen Sie sich da drüben eine Hacke, dann bekommen Sie die Urne schneller in die Erde.«
An der Wand neben der Tür des Krematoriums hing eine Darstellung des Vögel fütternden heiligen Franz von Assisi.
Kuhala machte sich auf den Weg zur angegebenen Stelle. Er zuckte kurz zusammen, als sich Fyrabuske dazu hinreißen ließ, die Krematoriumsglocken zu läuten, auch wenn auf der Hand lag, dass er dafür lediglich den Choral von Buxtehude gegen eine Klangeffekt-CD mit Glockengeläut ausgetauscht hatte. Warm umwehte der Sommerwind Kuhalas Stirn und wirbelte dünnen Oberflächenstaub von den frischen Gräbern auf. Kuhala trauerte wirklich, denn er hatte sich in den dahinrasenden Jahren daran gewöhnt, dass die Geckos im Wartezimmer seiner Privatdetektei im Terrarium hockten und mit strengen Mienen seinen Selbstgesprächen lauschten, in die er vor allem dann verfiel, wenn er etwas getrunken hatte.
Die Geckos waren pflegeleichte und in ihrer Ernsthaftigkeit äußerst sympathische Tiere gewesen. Am 31. Mai hatten beide plötzlich eine mysteriöse Viruserkrankung bekommen und waren innerhalb einer halben Stunde vom Stängel gefallen. Zuerst Hytönen und dann Inkeri. Die Tragödie fiel auf ein Wochenende, weshalb er nichts mehr tun konnte. Oder hätte er die Kleinen zu dem Tierarzt fahren sollen, der Wochenendbereitschaft hatte – im fünfzig Kilometer entfernten Hankasalmi?
Kuhala harkte die Erde etwas auf und setzte behutsam die Urne in die Mulde. So, Freunde, dachte er wehmütig bei sich, als er die Urne mit Erde überdeckte, ruht in Frieden. Ich habe keine Ahnung, ob es für solche wie euch einen Himmel gibt; allerdings weiß ich auch nicht, ob auf solche wie mich einer wartet.
Eine alte Frau stand in stillem Gedenken vor einem monumentalen Grabstein. In den Granit war eingraviert: »Mamis Hese, jetzt hast du es gut«. Dazu die nötigen Jahreszahlen. Auf dem Medaillon, das über der Inschrift in den
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