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Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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erkennen, die ihrem ehemaligen Kollegen, Kriminaloberrat a.D. Viktor Gummer, die letzte Ehre erweisen möchten. Ich selber versuche das Tragen einer Uniform wann immer möglich zu vermeiden, da mich seit jeher der Drang deutscher Männer nach Uniformen, Rängen, Orden und Abzeichen befremdet, sei es beim Militär, bei der Polizei, im Schützenverein oder bei Faschingssitzungen. Aber das ist eine andere Geschichte.
    Ein Herzversagen brachte Viktor Gummer mit nur siebzig Jahren in jene hellbraune Kiste, die vor uns Trauergästen in der Friedhofskapelle steht. Gummer hat in den siebziger und achtziger Jahren gemeinsam mit meinem Vater in der Polizeidirektion Alsfeld gearbeitet. Sie waren Freunde oder das, was mein Vater dafür hielt. 1990 , nach dem Fall der Mauer, bekam Gummer ein Angebot aus dem nun angeschlossenen Ostberlin, welches ihm so reizvoll erschien, dass er dafür sogar den schönen Vogelsberg verließ. Als mir mein Vater dies vorhin erzählte, meinte ich einen leisen Anflug von Neid und persönlicher Enttäuschung herauszuhören. Jedenfalls scheint er ihn gemocht zu haben, diesen Gummer. Seine Trauer nämlich ist deutlich zu spüren, als das Polizeiorchester brachial zu musizieren beginnt.
    Ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn mein Vater an der Stelle von Viktor Gummer hier liegen würde, und bekomme daraufhin die seltene Anwandlung, nach seiner Hand zu greifen. Doch das lasse ich lieber.
    Wir erheben uns, sprechen das Vaterunser und lauschen anschließend den bemerkenswert langweiligen und nichtssagenden Worten irgendwelcher Polizeioffiziellen. Nach dem Ende des Trauergottesdienstes schreiten wir gemeinsam mit der Gemeinde andächtig hinter den Sargträgern zum Grab. Dort stehen wir eine Weile still, dann spielt wieder das uniformierte Blasorchester auf. Wieder sprechen einige Menschen kurze, unpersönliche Worte. Dann wird der Sarg Stück für Stück langsam ins Grab hinabgelassen. Nun stellen sich nahe Angehörige, seine Frau und die beiden Kinder nebst Ehepartner ans Grab und schütten leise weinend Erde hinein. Andere tun es ihnen gleich und kondolieren anschließend. Wir alle stehen im Halbkreis in einer Art Schlange um das Grab, das von mächtigen Bäumen umrahmt ist.
    Dann knallt es.

Kapitel 4
    M an kann es drehen und wenden, man kann es wahrhaben wollen oder nicht: Es steht ohne jeden Zweifel fest, dass auf uns geschossen wurde.
    Nur, was heißt das genau: auf uns? Auf mich? Auf meinen Vater? Auf alle? Jedenfalls hat uns der Schuss nur um Haaresbreite verfehlt. Die Kugel zischte zwischen uns beiden hindurch, das habe ich mir nicht eingebildet.
    Ich mache Anstalten, vom Boden aufzustehen, da stürzt sich irgendein Polizeikollege auf mich und drückt mich wieder zu Boden.
    «Liegen bleiben», schreit er.
    Recht hat er, der Kollege. Wir wissen ja nicht, ob nicht noch weitere Schüsse fallen.
    Um uns herum herrscht eine Mischung aus entsetzter Stille und nervösem Geschrei. Ich blicke auf die Hände meines Vaters. Sie zittern.
    Unzählige Beamte rennen mit ihren Waffen auf dem Friedhof herum und suchen nach dem Täter. Doch der Schütze scheint entkommen zu sein, trotz der vielen Polizisten.
    Endlich bekommen wir die Erlaubnis, vom Boden aufzustehen. Unversehrt. Äußerlich jedenfalls. Mein Vater wirkt noch wackliger auf den Beinen als ich.
    «Papa, setz dich am besten irgendwohin», rede ich ihm mit brüchiger Stimme zu.
    «Ach», herrscht er mich an und winkt ab.
     
    «Oh Gott, er ist tot, er ist tot!», schreit plötzlich eine Frau um die vierzig ganz in unserer Nähe. Ich erschrecke, schaue um mich und erschrecke gleich noch einmal. Nur zwei Meter hinter uns liegt ein Mann in seinem Blut. Die Frau beugt sich über ihn und hält sich die Hände vors Gesicht.
    Ich springe hinzu, ebenso wie ein weiterer Trauergast, der sofort beginnt, verzweifelte Erste-Hilfe-Praktiken anzuwenden. Man muss kein Arzt sein, um sehen zu können, dass es dafür wohl zu spät ist. Der Schuss hat offenbar mitten in die Brust getroffen. Nur kurze Zeit später erscheint der Notdienst. Drei Männer rennen zu dem Mann am Boden, nesteln noch kurz und hektisch an ihm herum, bis ihre Handlungen sichtbar langsamer werden. Dann blicken sie sich zu uns anderen um und erklären den Mann für tot.
     
    Mein Gott, was ist hier nur los? Ein paar Zentimeter weiter rechts, und mein Vater würde hier liegen, ein paar Zentimeter weiter links, dann hätte es mich erwischt. Tot in Berlin-Wilmersdorf. Gestorben auf dem Friedhof.
    Ich

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