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Tote Kehren Nicht Zurück

Tote Kehren Nicht Zurück

Titel: Tote Kehren Nicht Zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Parkplatz. Sie fragte sich, ob der Fahrer gesehen hatte, wie sie in den Privatwagen eingestiegen war, und falls ja, was er sich wohl dachte. Wahrscheinlich, dass Luke sich einen Haufen Scherereien eingehandelt hatte.

    »Wahrscheinlich hat er irgendwo Fracht abgeliefert oder aufgenommen«, sagte sie in Beantwortung seiner ersten Frage, um dann hinzuzufügen:

    »Hätte es dich denn interessiert?« Ja, dachte sie, wahrscheinlich hat es ihn tatsächlich interessiert, damit er mir noch die eine oder andere Verwünschung mit auf den Weg geben kann. Er hatte von Anfang an gewollt, dass sie verschwand. War er ihr etwa auf dieser Straße gefolgt, weil er entschlossen war, sich nicht um die Chance bringen zu lassen, ihr zu sagen, was er zu sagen hatte? Vielleicht schuldete sie ihm wenigstens so viel.

    »Ich musste erst herausfinden, wohin du wolltest!« Er klang mehr enttäuscht als ärgerlich.

    »Ich nahm an, wahrscheinlich London. Ich bin zuerst zum Bahnhof gefahren, aber der Mann hinter dem Schalter erinnerte sich an niemanden, auf den deine Beschreibung gepasst hätte. Dann dachte ich, dass du vielleicht versuchst, wieder per Anhalter zu fahren. Warum machst du das?«

    »Warum mache ich was?«

    »Per Anhalter fahren, trampen? Hast du denn kein Geld?«

    »Nicht viel. Außerdem – es ist nicht das Geld. Es ist … du würdest es nicht verstehen.« Es war ein Spiel. Kate gegen den Rest der Welt. Es ging darum, die anderen dazu zu bringen, das zu tun, was sie wollte. Sie hatte dieses Spiel ihr ganzes Leben lang gespielt. Nicht, weil sie es so gewollt hätte, sondern aus Notwendigkeit, wie sie sich immer wieder sagte. Das Spiel hieß Überleben.

    »Willst du nach London?«

    »Ja.«

    »Dann fahre ich dich.« Sie sah ihn überrascht an.

    »Was denn, die ganze Strecke?«

    »Warum denn nicht?«, entgegnete er.

    »Ich brauche dich nicht«, sagte sie ganz langsam.

    »Ich brau che niemanden.«

    »Red keinen Blödsinn«, lautete die unverblümte Antwort.

    »Es ist spät. Wir können auch nach Bamford zurückfahren, wenn dir das lieber ist.« Mit einem Funken ihrer alten Aufsässigkeit fauchte sie:

    »Es ist mir nicht lieber! Ich habe keine Lust, jemals wieder meinen Fuß in diesen Misthaufen von einem Kaff zu setzen!«

    »Ich kann es dir nicht mal verdenken. Im Gegenteil, mir geht es inzwischen auch nicht mehr viel anders«, murmelte Luke. Diese Worte aus seinem Mund schockten sie.

    »So solltest du nicht reden. Es ist dein Zuhause«, protestierte sie.

    »Das dachte ich auch.« Seine Stimme klang wild.

    »Aber jetzt weiß ich es nicht mehr! Ich weiß überhaupt nichts mehr! Alles geht drunter und drüber, alles ist durcheinander, und ich weiß nicht, was ich denken soll! Nichts ist so, wie ich dachte, dass es wäre! Ich dachte, ich wäre ein Einzelkind, aber ich war es nicht, bin es nicht. Ich dachte, ich würde meinen Vater kennen, aber ich kannte ihn nicht. Ich dachte, ich würde meine Mutter sogar noch besser kennen …« Er brach ab und biss sich auf die Lippe. Sie fuhren eine Weile schweigend weiter. Es wurde nun rasch dunkel. Sämtliche Wagen fuhren bereits mit Licht. Sie hatte tatsächlich Glück gehabt, dass Luke ihr hinterhergekommen war. Wahrscheinlich verkehrte auf dieser Strecke überhaupt kein Bus. Möglicherweise hätte sie in einer Hecke schlafen müssen. Vermutlich hätte sie Luke dankbar sein sollen, und vermutlich hätte sie es ihm sagen sollen, doch sie fand nicht die richtigen Worte. Dankbarkeit, Danke, das waren Dinge, die ihr nur mühsam über die Lippen kamen. Luke suchte ebenfalls nach Worten.

    »Mum ist … Mum ist an einem Ort, wo man sich um sie kümmert.« Als sie nicht antwortete, warf er einen raschen Blick zur Seite und bemerkte, dass sie den Kopf leicht neigte.

    »Sie wollte nicht … sie ist krank. Sie hätte es bestimmt nicht getan, wenn sie nicht krank gewesen wäre. Sie hätte nicht versucht, dich umzubringen, und sie hätte Dad nicht erschlagen. Sie ist zusammengebrochen. Sie hat Dad angebetet. Es war der Schock.«

    »Warum sagst du nicht einfach, dass alles meine Schuld ist?«, fragte Kate.

    »Ich bin schuld, dass sie es getan hat. Wäre ich nicht nach Tudor Lodge gekommen, wäre unser Vater noch am Leben.« Sie sah ihn von der Seite her an und fragte herausfordernd:

    »Meinst du nicht auch? Ganz ehrlich, glaubst du nicht, dass es so ist? Lüg jetzt nicht.«

    »Ich würde nicht lügen. Zuerst dachte ich, es wäre so. Aber jetzt weiß ich, dass es nicht so einfach ist.

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