Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote Kehren Nicht Zurück

Tote Kehren Nicht Zurück

Titel: Tote Kehren Nicht Zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
Vom Netzwerk:
Haus war, dass es – traditionsgemäß – einen Geist besaß, doch es war kein Geist, der im Haus gespukt hätte. Es war ein Geist, der draußen spukte. Andrew hatte ihn nie zu Gesicht bekommen. Mrs Flack, die Haushaltshilfe, konnte unzählige Geschichten von Leuten erzählen, die den Geist gesehen hatten. Sie selbst eingeschlossen, vor längerer Zeit, als sie gekommen war, um dem beauftragten Partyservice bei einer Dinnerparty zur Hand zu gehen. Normalerweise arbeitete Mrs Flack vormittags und verließ das Haus spätestens am frühen Nachmittag. Doch sie betrachtete die Küche als ihr Reich und wollte da sein, um die Leute vom Partyservice zu beaufsichtigen, und sie hatte düster und rundheraus unfair erklärt, es wäre für den Fall,

    »dass sie etwas zerbrechen oder die silbernen Löffel zu sehr mögen. Man kann nie wissen, schließlich sind es Fremde«. Als sie an jenem Abend nach draußen gegangen war, um die Reste von den Tellern und Platten des Hauptgangs zu entsorgen, hatte sie einen kühlen Zug im Nacken gespürt, als sie in der Dämmerung an der Mülltonne gestanden hatte.

    »Ich hätte schwören können, Mr P. dass jemand hinter mir gestanden hat, so wirklich, wie es nur sein kann. Ich hab mich umgedreht und damit gerechnet, jemanden zu sehen. Und wissen Sie was? Nichts, nicht einmal ein Würstchen. Aber da war dieses überwältigende Gefühl von Trauer. Ich kann es wirklich nicht erklären.« Andrew konnte. Mrs Flack hatte den Wein probiert. Sie hatte eine Menge Wein probiert an jenem Abend, und nicht an allem war der Partyservice schuld. Andrew schien sich seinen Unglauben angemerkt haben zu lassen, denn Mrs Flack hatte sich aufgeplustert und ihn informiert, dass viele andere das arme Mädchen ebenfalls gesehen hätten.

    »Das arme Mädchen« war eine Jungfrau in puritanischen Gewändern, ein Echo der turbulenten Geschichte des Hauses. Heutzutage gab es, soweit Andrew es beurteilen konnte, in Bamford keine Puritaner mehr. Kein Wunder, dass der Geist so traurig umherwandelte. Er kicherte vor sich hin, als er sich umdrehte und seinen Tee zubereitete. Er stellte ihn auf ein Tablett und fügte ein Stück Obstkuchen hinzu, wobei er sich fühlte wie ein Schuljunge, der eine Kiste mit Süßigkeiten stahl. Er machte Anstalten, sich mit seinem Tablett ins Wohnzimmer zurückzuziehen. In diesem Augenblick klopfte jemand an der Hintertür. Andrew stellte überrascht das Tablett ab. Wer um alles in der Welt mochte das sein? Vielleicht war es gar niemand. Vielleicht war es bloß ein Ast, der vom Wind gegen die Tür geworfen worden war, oder trockene Blätter. Es war spät, Andrew erwartete niemanden mehr, und außerdem kamen Besucher in der Regel zur Vordertür. Erneut klopfte es, beharrlicher diesmal. Es war jemand dort. Offensichtlich, vermutete Andrew, war jemand um das Haus herumgekommen, weil die Vordertür im Dunkeln lag, hatte das Licht in der Küche gesehen und versuchte nun, dort eingelassen zu werden. Andrew mochte die Vorstellung nicht, dass jemand am frühen Abend um das Haus herumschlich. Er musste daran denken, die Alarmanlage einzuschalten, bevor er zu Bett ging. Er trat ans Fenster und sah nach draußen, doch er konnte nicht erkennen, wer an der Tür stand. Über dem Garten hing bleiernes Dämmerlicht, doch es war noch nicht dunkel. Offensichtlich doch noch nicht zu spät für einen unangemeldeten Besucher.

    »Einen Augenblick bitte!«, rief er und setzte sich in Bewegung, um die Tür zu öffnen. Eine kühle Brise wehte herein. Es dauerte einen Moment, bis seine Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten. Dann erkannte er eine Gestalt, die sich ihm näherte. Eine schlanke, weibliche Gestalt materialisierte sich vor ihm, mit langen Locken, die im Wind flatterten. Zuerst durchfuhr ihn ein Schock, und Aberglaube lähmte ihn, dann erkannte er seine Besucherin.

    »Was zur Hölle willst du denn hier?«, ächzte er. Alans Haus lag in völliger Dunkelheit, als Meredith den Wagen am Bordsteinrand parkte. Nichts anderes hatte sie erwartet. Sie öffnete mit ihrem eigenen Schlüssel, klaubte den Stapel Post auf, der hinter der Tür auf dem Boden lag, und nahm ihn mit in die Küche am anderen Ende des engen Hausflurs. Sie schaltete das Licht ein und stöhnte auf. Offensichtlich war Alans Haushaltshilfe an jenem Morgen nicht da gewesen. Verbrannter Toast lag dort, wo Alan ihn hatte liegen lassen, auf dem Ablaufbrett der Spüle. Mehrere Tassen mit eingetrockneten Resten von Tee und Kaffee standen umher. Der

Weitere Kostenlose Bücher