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Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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Nostalgie. Sie sahen die flirtenden Heydudas, die Chéris, die mit konspirativen Mienen an der Bar anstanden und dann im angrenzenden Wald verschwanden. Es war charmant.
    » Sehen Sie, Willy, es sind Zecher-Kokos Heydudas, die die Kunden anschleppen. Eine klassische Falle, in die man auch Sie am ersten Abend zu locken versucht hatte. Der Kunde wird angemacht, man bittet ihn um Geld, nur so viel, dass es für eine Line reicht, dann schlägt man vor zu teilen. Das Täubchen sagt Ja, aus Neugier. Der Stoff ist gut, es findet Geschmack daran. Und los geht’s.«
    Der Lieutenant lächelte. An diesem Abend schien ihn alles zu amüsieren. » Unter den Kennern muss dieses Dorf einen verdammt guten Ruf haben. Lindos, die weiße Stadt, was für ein Name, was für eine Werbung! Die Weiße, Viviane, die Weiße! Wie ein blinkendes Neonleuchtschild…«
    Die Kommissarin antwortete nicht. Sie beobachtete die Aktivitäten an der Bar. Man schenkte dort nur Bier aus. » Merkwürdig. Wenn an der Bar Bier gekauft wird, gehen manche mit einem Bierdeckel los, aber ohne Glas. Andere wieder gehen mit Glas, aber ohne Bierdeckel los. Gehen Sie mal alleine Salsa tanzen, in der Nähe der Bar. Ich glaube, ich weiß, wie es läuft.«
    Viviane blickte Willy nach, der in Schlangenlinien zur Bar tanzte. Er tanzte sehr gut allein, wozu sollte sie ihm Gesellschaft leisten? Zwei Minuten später kam er ganz erfreut wieder.
    » Richtig beobachtet, Commissaire: Die Koks-Tütchen sind unter den Bierdeckeln festgeklebt. Zecher-Koko nimmt sie aus einem großen blauen Karton, der bei ihm auf dem Boden steht. Das war es, was der Taubstumme uns erklären wollte.«
    » Gut, aber egal, es ist nicht mehr unser Fall. Was ist, tanzen wir Salsa?« Viviane stand auf. Alle Frauen sahen sie spöttisch an, auch die dunkelhaarige mit den Kanonenkugelbrüsten. Sie würde sich lächerlich machen. Sie sagte das leise zu Willy, der sie sehr komisch fand.
    » Ach kommen Sie, lassen Sie uns lachen, Viviane, es ist unser letzter Urlaubsabend!« Er zeigte ihr die Grundschritte, die Seitschritte, das Aufsetzen der Füße, den Mambo nach vorn, nach hinten, zur Seite. Salsa war einfacher als Tango. Die einzige Schwierigkeit bestand darin zu tanzen. Es gelang ihr nicht, in die Musik hineinzufinden. Sie hielt Willy an der Hand, die andere hatte sie auf seiner Schulter abgelegt, Willy gab sich alle Mühe.
    » Das ist wie Joggen, Viviane. Lassen Sie Ihren Körper machen, lassen Sie ihn alleine tanzen.«
    Sie gab nicht auf, aber sie wurde immer aus dem Rhythmus geworfen. Die Beats und Zwischenbeats verwirrten sie.
    » Stützen Sie sich auf mich, sehen Sie mir in die Augen, nehmen Sie meinen Rhythmus auf, lassen Sie sich gehen. Spüren Sie nichts?«
    Wie lange war es her, dass ein Mann ihr so aufregende Worte gesagt hatte? Sie erlaubte ihrem Körper, sich dem Rhythmus ihres Partners anzupassen. Er war so nett.
    » Sehen Sie, Viviane, es kommt, es kommt, los, zusammen!«
    Er war süß. In wenigen Stunden würden sie den Flieger nach Paris besteigen. Dann wäre das Abenteuer vorbei.
    Es blieben ihr nur diese wenigen Stunden mit Willy, die wollte sie nicht vergeuden. Sie tanzte mit ihm Salsa, alle Salsas, bis geschlossen wurde. Diese Salsa-Nacht würde sie nie vergessen.
    Der Nachtclub machte zu und Zecher-Koko ließ seine Heydudas alles aufräumen. Sie sahen, wie er mit dem großen blauen Karton unterm Arm davonging.
    » Schnell«, rief Willy, » kommen Sie mit.«
    Ohne zu begreifen, lief sie ihm hinterher. Ihr Lieutenant machte mit ihr eine Runde durch den Wald und an den Lodges der Chéris vorbei. Was hatte er vor? Er hörte erst auf zu rennen, als sie wieder auf den Weg kamen, da verstand sie endlich: Zwanzig Meter hinter ihnen ging Zecher-Koko, im Mondschein.
    » Das habe ich in der Polizeischule gelernt, Commissaire. Die unauffälligste Art, jemanden zu beschatten, ist, vor ihm zu gehen. Ich möchte wissen, wohin er seinen blauen Karton räumt.«
    Der Lieutenant hatte ihr den Arm um die Schultern gelegt. Sie hatte sich noch etwas dichter an ihn geschmiegt, aber natürlich nur, um Zecher-Koko auszutricksen. Als sie die Tür zu ihrer Lodge aufschloss und Willy eintreten ließ, sagte sie ihm nur: » Schauen Sie sich nicht um, es ist unordentlich.« Es gab ohnehin Besseres zu sehen. Sie liefen ins Badezimmer, ohne dort das Licht einzuschalten, um Zecher-Koko durch das Seitenfenster zu beobachten. Zwei Lodges weiter kehrte der jetzt zurück in sein trautes Heim.
    » Aha, er stellt das alles

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