Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)
Tischen, die im Wald verstreut herumstanden. Ja, bestimmt waren sie auch deshalb mit Glasplatten versehen.
» Als wir Kerim in Lindos aufgesucht haben, haben wir nichts verstanden!«, rief Willy aus. » Er hat nicht auf die Sonne gezeigt, er hat in Richtung Club gezeigt, nach Südwest: Er wollte mich dort hinschicken, um mich mit Drogen zu versorgen! Sehen Sie, ich habe das gar nicht schlecht gespielt.«
» Und genau da hat sich auch Liliane Gadret die Drogen am Abend ihres Geburtstags besorgt. Sie hat die Line des Jahrhunderts gezogen, ohne auf ihre Antidepressiva Rücksicht zu nehmen. Schließlich wird man nicht jeden Tag dreißig!«
» Zecher-Koko muss sie im Wäldchen abgelegt haben, als er die Überdosis bemerkt hat, dann hat er sie in den Pool bringen lassen, damit es so aussieht, als wäre sie ertrunken. Was ich nicht verstehe, sind die Tütchen in ihrem Koffer.«
» Wir werden es herausfinden, Willy, wir haben es fast geschafft.«
Die Puzzleteile lagen auf dem Tisch, sie fügten sich ineinander, ohne dass man darüber nachdenken musste, es war das Ende, der Moment, in dem alles ganz einfach wird. Aus welcher Richtung wurden sie versorgt? Natürlich, übers Meer, wahrscheinlich von der türkischen Seite. Die berühmten Spazierfahrten bei Mondschein waren das Alibi, die Zecher-Koko als Romantiker darstellen sollten, während sie für ihn eine Gelegenheit waren, ungestört nachts mit dem Dingi rauszufahren. Animateur-Koko und Königin hatten ihn wahrscheinlich beim Ausladen ertappt und einen Deal mit ihm gemacht: ihr Schweigen und ihr Schutz gegen eine fette Beteiligung.
Sie tauschten sich weiter aus, alles kam an seinen Platz. Es müsse das Verbot gewesen sein, mit dem Dingi rauszufahren, das Animateur-Koko und Königin das Leben gekostet habe. Zecher-Koko habe wohl eine Lieferung auf dem Meer entgegennehmen müssen und dieses Veto daher nicht akzeptieren können. Sicher habe er bei Königin dagegen protestieren wollen, dann müsse er das Paar gesehen haben, und Willy, der vor dem Fenster Wache hielt. Und da habe er beschlossen, beide beiseitezuschaffen, um sich einerseits von zu gierigen Komplizen zu befreien und andererseits nicht zu riskieren, dass sie nach ihrer Festnahme alles ausplaudern würden.
» Die Geschichte mit den Heydudas und der Spinne ist auch ganz klar. Zecher-Koko hat sie geschickt, um Ihnen eine Komödie vorzuspielen, Sie abzulenken und in Ruhe Königin und Animateur-Koko um die Ecke bringen zu können.«
» Schade«, seufzte er. » Jetzt wo wir den Fall lösen können, nimmt man ihn uns weg. Im Moment sind es ja nur Mutmaßungen ohne Beweise. Wenn wir dürften, könnten wir die ganz schnell beschaffen.«
» Wir dürfen tanzen gehen, Willy. Noch ist nicht alles verloren.«
Aus der Liegestuhlperspektive wurde der Fall glasklar, fast zu klar. Das Einzige, was Viviane noch ins Stolpern bringen würde, war der Salsa-Schritt.
Kapitel 22
Für den letzten Abend, an dem die Kommissarin hier ausgehen würde, hatte sie ihre Sache besonders gut gemacht: Sie hatte sich getraut, den Pareo anzuziehen und mit einem sehr eng anliegenden weißen T-Shirt zu kombinieren, dazu hatte sie ein ausdrucksvolles Make-up aufgelegt. Sie fühlte überraschte Blicke auf sich, als sie den Nachtclub betrat, ignorierte sie aber. Der Einzige, auf den es ankam, war ihr Mitarbeiter. Er erschien kurz nach ihr und starrte sie an, während sie ihn mit einer entschlossenen Geste an ihren Tisch zog.
» So habe ich Sie noch nie gesehen, Viviane.«
» Ich mich auch nicht. Sehen Sie gut hin, Willy, ein zweites Mal wird es nicht geben.«
Auf der Tanzfläche drängelte man sich schon, und verschiedene junge Mädchen hatten Willy aufdringlich angezwinkert, woraufhin Willy lässig zurückzwinkerte. Wie schaffte er es, Gefühle so treffend auszudrücken, indem er nur kurz das Augenlid schloss? Die Botschaft war jedenfalls klar: Bin in Gesellschaft, nicht stören.
Die Kommissarin und ihr Lieutenant beobachteten die Kunden und versuchten zwischen Salsa-Kunden und Drogen-Kunden zu unterscheiden.
» Ist das nicht lustig: Alles ist, wie wir es heute Morgen besprochen haben, ein bisschen, als würden wir den Film sehen, nachdem wir schon das Drehbuch gelesen hätten.«
» Ja, einige haben schon ihre Kreditkarte in der Hemdbrusttasche, bereit für die Lines– obwohl es an der Bar kein Kartenlesegerät gibt. Das hätte uns auffallen müssen.«
Alles, was sie beobachteten, brachte sie zum Lachen. Ein seltsames Lachen, voller
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