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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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sind oder nicht, sind ausgesprochen durchtrieben. Sie planen ihre Verbrechen aufs genaueste. Wenn ein Opfer nach dem Tod zerstückelt wird, läßt das allein noch nicht auf eine sexuelle oder sadistische Komponente schließen. Manche Mörder zerlegen ihre Opfer, weil sie sich so besser verstecken lassen.«
    »Und was ist mit den abgesägten Händen?«
    »Dasselbe. Es ist ein Muster und eine zusätzliche Verletzung des Opfers, aber das muß noch lange nicht auf einen sexuellen Hintergrund hinweisen. Das geschieht oft, um das Opfer wehrlos zu machen. Trotzdem gibt es ein paar Anzeichen für sexuellen Sadismus. Zum Beispiel, daß der Mörder seine Opfer nicht gekannt hat. Daß er sie brutal geschlagen hat. Daß dreien von ihnen ein Objekt in die Scheide geschoben wurde, möglicherweise sogar vor Eintritt des Todes. Diese Kombination ist ziemlich charakteristisch.«
    Inzwischen machte ich mir eifrig Notizen.
    »Du mußt herausfinden, ob die Objekte, die er seinen Opfern in die Scheide geschoben hat, an den Tatorten bereits vorhanden waren oder ob er sie mitgebracht hat. Das könnte dann die Handschrift dieses Kerls sein. Geplante Grausamkeit im Gegensatz zu spontaner Grausamkeit.«
    Ich schrieb fieberhaft mit.
    »Kannst du mir noch ein paar andere Merkmale für sexuellen Sadismus nennen?«
    »Ein nach festgelegten Mustern ablaufender modus operandi. Daß sich der Täter unter einem Vorwand seinen Opfern nähert. Das starke Bedürfnis, sein Opfer zu dominieren und zu erniedrigen. Exzessive Grausamkeit. Daß die Angst und die Schmerzen seiner Opfer ihn sexuell stimulieren. Daß er sich Souvenirs von den Opfern aufhebt. Daß er …«
    »Was war das eben?«
    »Daß er sich Souvenirs von den Opfern aufhebt?«
    »Was für Souvenirs?«
    »Gegenstände vom Tatort, Kleidungsstücke oder Schmuck der Opfer.«
    »Wie steht es mit Zeitungsausschnitten?«
    »Sexuelle Sadisten lieben es, wenn die Journalisten über sie schreiben.«
    »Führen sie Buch über ihre Taten? Halten sie sie irgendwie fest?«
    »In Tagebüchern, Kalendern, Zeichnungen, Landkarten, allem, was du dir vorstellen kannst. Manche lassen bei ihren Morden sogar Tonbänder mitlaufen. Ihre Phantasie entzündet sich nicht nur an der Tat selbst. Auch die Vorbereitung und das Nacherleben des Verbrechens können sie ziemlich stark erregen.«
    »Aber warum heben sie das Zeug auf? Ist das nicht gefährlich für sie, wenn sie erwischt werden?«
    »Die meisten glauben, daß sie der Polizei haushoch überlegen sind. Daß sie viel zu intelligent sind, um gefaßt zu werden.«
    »Was ist mit Leichenteilen?«
    »Wie meinst du das?«
    »Bewahren sie die auch auf?«
    J. S. überlegte kurz. »Ist nicht sehr verbreitet, kommt aber vor.«
    »Und was hältst du von meinen Theorien von der U-Bahn und den Immobilienanzeigen?«
    »Die Phantasien, die diese Kerle ausleben, können unglaublich detailliert und spezifisch sein. Manche brauchen ganz bestimmte Orte für ihre Taten, andere eine genaue Abfolge von Ereignissen. Es gibt sadistische Sexualtäter, die auf bestimmte Reaktionen ihrer Opfer abfahren. Also schreiben sie sich eine Art Drehbuch und zwingen die Opfer dazu, genau festgelegte Dinge zu sagen oder zu tun oder bestimmte Kleider zu tragen. Aber diese Sachen sind nicht nur für Sadisten charakteristisch, sondern für eine ganze Menge anderer Persönlichkeitsstörungen. Deshalb solltest du dich nicht auf einen sadistischen Sexualverbrecher versteifen. Konzentriere dich lieber auf die Handschrift, auf die Visitenkarte, die dein Mörder hinterläßt. Nur so kannst du ihn zur Strecke bringen, ganz egal, wie die Psychiater ihn einstufen würden. Und in diesem Zusammenhang könnten die U-Bahnstationen und die Immobilienanzeigen durchaus einen Hinweis auf die Phantasien deines Mörders geben.«
    »Wenn du dir alles, was ich dir gesagt habe, nochmal durch den Kopf gehen läßt, J. S. was ist dein genereller Eindruck von der ganzen Sache?«
    Es folgte eine lange Pause, in der J. S. langsam und hörbar ausatmete.
    »Ich glaube, daß du es mit einem wirklich üblen Burschen zu tun hast, Tempe. Einem, der von einer enormen Wut getrieben wird. Der zu extremer Gewalt fähig ist. Wenn es wirklich dieser St. Jacques sein sollte, dann stört mich, daß er die Bankkarte seines Opfers verwendet hat. Entweder ist er unglaublich dumm – und diesen Eindruck macht er eigentlich nicht auf mich – oder er ist aus irgendeinem Grund extrem nachlässig geworden. Vielleicht ist er in plötzliche finanzielle

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