Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
konnte ich nicht aufhören, immer wieder in dieselben Kerben zu schlagen.
    Ich weiß nicht mehr, wie lange ich so dasaß. Jedenfalls klingelte irgendwann einmal das Telefon, und das Geräusch jagte mir einen gewaltigen Adrenalinstoß in die Adern.
    Das mußte Gabby sein!
    »Hallo.«
    »Kann ich bitte mit Tempe Brennan sprechen?« fragte eine männliche Stimme, die mir so vertraut wie meine Jugend im mittleren Westen war.
    »J. S.! Bin ich froh, daß du anrufst!«
    Es war John Samuel Dobzhansky. Meine erste große Liebe. Wir hatten uns in Camp Northwoods kennengelernt. Die Romanze dauerte zwei Sommer, bis wir beide aufs College gingen. Ich in den Süden, J. S. in den Norden. Ich studierte Anthropologie und traf Pete; er machte seinen Abschluß in Psychologie, heiratete zweimal und wurde beide Male wieder geschieden. Jahre später hatten wir uns auf der Akademie wiedergetroffen. J. S. war inzwischen Spezialist für Sexualmorde.
    »Kennst du das echte Camp Northwoods Gefühl?« zitierte J. S. ein altes Lied.
    »Ich habe es ständig in meinem Herzen«, konterte ich mit der zweiten Zeile, woraufhin wir beide lachen mußten.
    »Ich war mir nicht sicher, ob ich dich zu Hause anrufen sollte, aber da du die Nummer hinterlassen hast, dachte ich, ich probier’s einfach mal.«
    »Ich bin froh, daß du es getan hast. Vielen Dank.« Danke. Danke. »Ich hätte gerne deinen fachmännischen Rat zu einer Reihe von Verbrechen, die wir hier oben gerade untersuchen. Ist das in Ordnung?«
    »Tempe, wann wirst du endlich damit aufhören, mich zu enttäuschen?« fragte er und mimte den Verletzten.
    Bei den Akademietreffen hatten wir des öfteren zusammen zu Abend gegessen, wobei anfangs der Gedanke an ein sexuelles Abenteuer in der Luft gehangen war. Sollten wir wirklich alte Gefühle aus Teenager-Zeiten wieder aufleben lassen? War denn die Leidenschaft noch vorhanden? Obwohl wir nie darüber gesprochen hatten, ließen wir beide die Idee rasch wieder fallen.
    »Was ist denn mit deiner neuen Flamme, von der du mir im vergangenen Jahr erzählt hast?« fragte ich.
    »Vorbei.«
    »Das tut mir leid, J. S. Aber um auf mein Anliegen zurückzukommen, wir haben hier einige Morde, von denen ich glaube, daß zwischen ihnen ein Zusammenhang besteht. Wenn ich dir erzähle, was wir wissen, könntest du mir dann deine Meinung dazu sagen? Ich wüßte gerne, ob wir es mit einem Serienmörder zu tun haben.«
    »Meine Meinung kannst du zu allem haben.« Das war einer unserer Lieblingssprüche von früher.
    Ich beschrieb ihm die Tatorte der Fälle Adkins und Morisette-Champoux und den Zustand der Toten. Dann erzählte ich ihm, wie und wo wir die anderen Leichen gefunden hatten und wie der Mörder sie zerstückelt hatte. Zum Schluß machte ich ihn mit meinen eigenen Theorien über die U-Bahn und die Immobilienanzeigen vertraut.
    »Die Polizei will mir noch immer nicht glauben, daß diese Morde etwas miteinander zu tun haben. Die Detectives sagen immer wieder, daß sie kein durchgehendes Muster erkennen können, und in gewisser Weise haben sie damit sogar recht. Die Opfer sind alle ziemlich unterschiedlich, außerdem wurde eines erschossen, die anderen nicht. Und sie wohnten über die ganze Stadt verstreut. Nichts paßt so richtig zusammen.«
    »Moment, Moment. Mach mal langsam. Das stimmt doch so nicht. Das meiste, was du mir erzählt hast, betrifft doch den modus operandi, die Vorgehensweise des Mörders.«
    »Stimmt.«
    »Natürlich sind Ähnlichkeiten im modus operandi wichtige Anhaltspunkte, versteh mich da bitte nicht falsch, aber es kommt sehr häufig vor, daß der m. o. eines Täters von Mord zu Mord beträchtlich variiert. Ein Mörder, der ein Opfer geknebelt und mit einer Telefonschnur erdrosselt hat, bringt zum nächsten Mord vielleicht seine eigene Schnur mit. Und daß jemand ein Opfer erstochen hat, heißt noch lange nicht, daß er das nächste nicht erschießt oder erwürgt. Das eine bestiehlt er, das andere nicht. Ich habe schon einmal das Profil eines Täters erstellt, der bei jedem Mord eine andere Tatwaffe verwendet hat. Bist du noch dran?«
    »Ja.«
    »Der m. o. eines Mörders bleibt niemals gleich. Wie sollte er auch? Jeder Mensch lernt durch Erfahrung hinzu, und Serienmörder bilden da keine Ausnahme. Sie lernen, was funktioniert und was nicht, und verfeinern ihre Technik von Tat zu Tat. Der eine mehr, der andere weniger.«
    »Wie beruhigend.«
    »Außerdem gibt es viele Zufälle, die das Verhalten eines Täters beeinflussen und alle seine

Weitere Kostenlose Bücher