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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Pläne zunichte machen können. Ein Telefon klingelt. Ein Nachbar schaut vorbei. Ein Seil reißt. Und schon muß er improvisieren.«
    »Verstehe.«
    »Muster, die sich im modus operandi erkennen lassen, sind äußerst nützlich für die Bestimmung des Täters. Trotzdem kommen Abweichungen immer wieder vor.«
    »Was meinst du mit Bestimmung? Wie geht das?«
    »Indem wir auf Rituale achten.«
    »Auf Rituale?«
    »Manche meiner Kollegen nennen sie auch die Handschrift oder die Visitenkarte des Täters. Auf wirkliche Rituale trifft man allerdings nicht häufig. Die meisten Täter entwickeln bestimmte Verhaltensweisen, weil sie von bewährten Mustern nicht abweichen wollen. Sie glauben, daß sie dadurch das Risiko, gefaßt zu werden, verringern können. Bei manchen Serienmördern verhält es sich allerdings anders. Diese Menschen werden zumeist von einer inneren Wut getrieben, die sie zunächst dazu bringt, sich Gewalttaten auszumalen. Irgendwann einmal reicht ihnen das nicht mehr, und sie fangen an, ihre Phantasien in die Tat umzusetzen. Dabei begnügen sie sich meistens nicht mit einfachen Gewalttaten, sondern entwickeln Rituale, die ihrer inneren Wut angemessen sind. Diese Rituale sind es dann übrigens auch, mit denen sie sich verraten.«
    »Wie sehen solche Rituale aus?«
    »Normalerweise haben sie viel mit der Beherrschung und Erniedrigung des Opfers zu tun. Dabei ist es meist nicht wichtig, wer das Opfer ist. Alter oder Aussehen können völlig irrelevant sein. Was wirklich zählt, ist die Tatsache, daß der Täter seine Wut an dem Opfer auslassen kann. Ich hatte es zum Beispiel einmal mit einem Mörder zu tun, dessen Opfer zwischen sieben und einundachtzig Jahren alt waren.«
    »Worauf würdest du denn besonders achten?«
    »Darauf, wie er sich seinen Opfern nähert, zum Beispiel. Macht er sich sofort über sie her, oder spricht er zuerst mit ihnen? Wie bekommt er eine Frau unter seine Kontrolle, wenn er sich ihr genähert hat? Wie vergreift er sich sexuell an ihr? Tut er das, bevor er sie tötet oder danach? Quält er sie? Verstümmelt er sie? Läßt er am Tatort oder an der Leiche etwas zurück? Was nimmt er mit?«
    »Aber können diese Dinge nicht auch von Zufällen abhängen?«
    »Natürlich. Deshalb ist es ja so wichtig, daß man herausfindet, ob ein Mörder mit solchen Dingen wirklich seine ritualisierten Phantasien auslebt oder ob er damit bloß seine Entdeckung zu verhindern versucht.«
    »Und was hältst du nun von den Fällen, die ich dir geschildert habe? Gibt es hier ein Ritual? Eine Handschrift?«
    »Bleibt das unter uns?«
    »Natürlich.«
    »Ohne Zweifel.«
    »Wirklich?« Ich fing an, mir Notizen zu machen.
    »Darauf verwette ich meinen Arsch.«
    »Paß auf, daß ich die Wette nicht annehme. Du glaubst also, daß wir es mit einem sadistischen Sexualtäter zu tun haben?«
    Ich hörte es knacken, als J. S. an einen anderen Apparat ging. »Sadistische Sexualtäter beziehen ihre Befriedigung aus den Schmerzen ihrer Opfer. Sie töten nicht einfach so, sondern sie wollen ihre Opfer leiden sehen. Und, was das wichtigste ist, sie werden dadurch sexuell erregt.«
    »Und?«
    »Was du mir geschildert hast, trifft teilweise auf einen solchen Täter zu. Zum Beispiel das Einführen von Gegenständen in die Scheide. Waren die Opfer am Leben, als das geschah?«
    »Zumindest zwei davon. Bei der dritten Frau ist es schwer zu sagen, weil ihr Körper praktisch vollständig verwest war.«
    »Möglicherweise kommt sexueller Sadismus tatsächlich in Frage. Um es sicher sagen zu können, müßte man natürlich die wichtigste Frage klären: Wurde der Mörder durch seine Taten sexuell erregt?«
    Das konnte ich ihm nicht beantworten. Bei keinem der Opfer waren Samenspuren gefunden worden. Das sagte ich J. S.
    »Samen wäre natürlich schön gewesen, aber sein Nichtvorhandensein schließt noch lange nicht aus, daß wir es mit einem sexuellen Sadisten zu tun haben. Ich hatte mal einen Fall, bei dem der Täter in die Hand seiner Opfer masturbierte, sie dann abschnitt und durch den Fleischwolf drückte. An den Tatorten hat man nie eine Spur von Samen gefunden.«
    »Wie habt ihr ihn erwischt?«
    »Weil er einmal nicht richtig gezielt hat.«
    »Drei von meinen Frauen wurden zerstückelt. Das wissen wir ganz genau.«
    »Das könnte auf ein Verhaltensmuster hinweisen, aber es ist kein Beweis für sexuellen Sadismus. Außer natürlich, die Zerstückelung wäre vor dem Tod der Opfer erfolgt. Serienmörder, ob sie nun sexuelle Sadisten

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