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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Mathieu.
    Ryan ging zum dritten Mal in die Hocke.
    »Er wird wirklich böse, wenn man etwas Schlimmes tut«, sagte der Junge.
    »Aber wir müssen uns unbedingt etwas in Monsieur Tanguays Wohnung ansehen«, erklärte Ryan. »Es ist sehr wichtig.«
    »Es wird ihm ganz bestimmt nicht gefallen, wenn Sie seine Tür aufbrechen.«
    Ich ging neben Ryan in die Hocke.
    »Mathieu, sind denn Monsieur Tanguays Fische bei dir in der Wohnung?«
    Kopfschütteln.
    »Dann hast du wahrscheinlich einen Schlüssel zu Monsieur Tanguays Wohnung?«
    Mathieu nickte.
    »Könntest du uns vielleicht aufsperren?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich nicht aus der Wohnung darf, wenn Großmutter nicht da ist.«
    »Das ist auch gut so. Deine Großmutter will nicht, daß du aus der Wohnung kommst, weil du drinnen sicherer bist als draußen. Sie hat völlig recht, und du bist ein braver Junge, weil du tust, was sie dir sagt.«
    Da war es wieder, das Mississippilächeln.
    »Meinst du, du könntest uns den Schlüssel vielleicht für ein paar Minuten leihen, Mathieu? Wir haben eine sehr wichtige Untersuchung durchzuführen und würden es gerne vermeiden, die Tür aufzubrechen.«
    »Ich glaube, das kann ich machen«, antwortete Mathieu. »Aber nur, weil Sie von der Polizei sind.«
    Er verschwand in der Wohnung und kam kurz darauf mit einem Schlüssel wieder.
    »Machen Sie Monsieur Tanguays Tür nicht kaputt«, sagte er.
    »Wir werden sehr vorsichtig sein.«
    »Und gehen Sie nicht in die Küche. Das ist verboten. In die Küche darf niemand gehen, sonst wird Monsieur Tanguay wirklich böse.«
    »Und du machst jetzt die Tür zu und bleibst in der Wohnung, Mathieu. Ich klopfe, wenn wir fertig sind. Vorher machst du niemandem auf, verstanden?«
    Das kleine Gesicht nickte feierlich und verschwand hinter der Tür.
    Wir gingen zu Bertrand, der noch einmal klopfte und durch die geschlossene Tür rief. Nach einer betretenen Pause nickte Ryan mir zu. Ich steckte den Schlüssel ins Schloß und sperrte auf.
    Die Tür öffnete sich in ein kleines, in Brauntönen eingerichtetes Wohnzimmer. An zwei Wänden befanden sich vom Boden bis zur Decke reichende Regale, die anderen beiden Wände waren aus Holz, das wohl im Laufe vieler Jahre immer dunkler geworden war. Vor den Fenstern hingen vergilbte Gardinen und Vorhänge aus verknittertem, roten Samt, die einen Großteil des Sonnenlichts schluckten. Wir standen alle einen Moment wie erstarrt da und schauten in das dunkle Zimmer.
    Das einzige, was ich hörte, war ein leises unterbrochenes Summen wie von elektrischen Funken, die über einen Stromkreis sprangen. Bzzz. Bzzzz. Bzzz. Bzz. Bis auf dieses Geräusch, das durch die Doppeltür links von uns zu dringen schien, war die Wohnung totenstill.
    Wie war’s mit einem anderen Adjektiv, Brennan?
    Langsam schälten sich die Umrisse von alten, abgenützten Möbeln aus dem Dämmerdunkel. In der Mitte des Raumes stand ein geschnitzter Holztisch mit dazu passenden Stühlen. Am Fenster war eine durchgesessene Couch, über der eine mexikanische Decke lag, und daneben eine hölzerne Truhe, die als Ständer für einen ziemlich neu aussehenden Fernseher diente.
    Weitere Tische und Schränke standen im Wohnzimmer verteilt herum. Manche waren recht hübsch und glichen ähnlichen Stücken, die ich selbst schon auf dem Flohmarkt erstanden hatte. Ich bezweifelte allerdings, daß diese Möbel ebenfalls dort gekauft worden waren, sie sahen eher aus, als gehörten sie schon seit Jahrzehnten zur Einrichtung dieser Wohnung und wären von den diversen Mietern nicht sehr geschätzt worden.
    Am Boden lag ein alter Dhurrie-Teppich, und überall sah ich Pflanzen – in den Zimmerecken, auf Möbelstücken, Tischen und Regalen, in Blumenkästen vor dem Fenster und in von der Decke hängenden Ampeln. Es waren fast mehr Pflanzen als andere Einrichtungsgegenstände in dem Raum.
    »Sieht aus wie ein gottverdammter botanischer Garten«, meinte Bertrand.
    Und so roch es auch, dachte ich, denn das Zimmer erfüllte ein dumpfer Geruch nach Blättern, Pilzen und feuchter Erde.
    Gegenüber der Eingangstür war ein kurzer Flur, der zu einer einzelnen, verschlossenen Tür führte. Ryan bedeutete mir mit derselben Geste wie draußen auf dem Hausgang, daß ich zurücktreten sollte. Dann arbeitete er sich mit eingezogenen Schultern, gebeugten Knien und an die Wand gepreßtem Rücken von der Seite her langsam auf die Tür zu. Dort angekommen, hielt er einen Augenblick lang inne und trat sie dann mit einem einzigen

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