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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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wie es die vorgelegte Sicherheitskette erlaubte, erschien ein Augenpaar.
    Bertrand klopfte so laut an die Tür, daß es durch den stillen Gang hallte. Nichts.
    » Monsieur Tanguay n’est pas ici. «
    Unsere Köpfe fuhren herum. Es war eine leise, hohe Stimme, die aus der Tür auf der anderen Seite des Ganges kam.
    Ryan bedeutete Bertrand, vor dem Appartement 201 zu bleiben und ging mit mir hinüber zu der Tür, aus der uns Augen hinter dicken Brillengläsern ansahen. Sie befanden sich nicht viel höher als einen Meter oberhalb des Bodens und blickten immer mehr nach oben, je näher wir kamen.
    Die Augen wanderten zwischen Ryan und mir hin und her, als wollten sie herausfinden, wer von uns beiden weniger gefährlich aussah. Ryan ging in die Hocke und sagte: » Bonjour. «
    » Hi .«
    » Comment ça va ?«
    » Ça va .«
    »Das Kind wartete. Ich konnte nicht sagen, ob es ein Junge oder Mädchen war.«
    »Ist deine Mutter zu Hause?«
    Kopfschütteln.
    »Dein Vater?«
    »Nein.«
    »Sonst jemand?«
    »Wer sind Sie?«
    Braves Kind. Man darf Fremden nicht gleich alles erzählen.
    »Polizei«, sagte Ryan und zeigte seine Marke. Die Augen hinter den Brillengläsern wurden noch größer.
    »Darf ich sie ansehen?«
    Ryan reichte die Marke durch den Türspalt. Das Kind betrachtete sie feierlich und gab sie zurück.
    »Suchen Sie Monsieur Tanguay?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Wir wollen ihm ein paar Fragen stellen. Weißt du, wo Monsieur Tanguay ist?«
    Das Kind nickte, sagte aber nichts.
    »Wie heißt du?«
    »Mathieu.« Ein Junge.
    »Wann kommt deine Mutter heim, Mathieu?«
    »Ich wohne bei meiner Großmutter.«
    Ryan verlagerte sein Gewicht, wobei eines seiner Gelenke hörbar knackte. Er stellte ein Knie auf den Boden und stützte den Ellenbogen auf das andere. Dann legte er das Kinn auf seine geballte Hand und sah Mathieu an.
    »Wie alt bist du, Mathieu?«
    »Sechs.«
    »Und wie lange wohnst du schon hier?«
    Das Kind blickte verwirrt drein, als hätte es sich diese Frage noch nie gestellt.
    »Schon immer.«
    »Kennst du Monsieur Tanguay?«
    Mathieu nickte.
    »Wie lange wohnt er schon hier?«
    Schulterzucken.
    »Wann kommt deine Großmutter nach Hause?«
    »Sie putzt für andere Leute.« Pause. »Heute ist Samstag.« Mathieu rollte mit den Augen und nagte an seiner Unterlippe. »Einen Moment.« Er verschwand in der Wohnung und war kurze Zeit später wieder an der Tür. »Um halb vier.«
    »Sch… schade«, sagte Ryan und erhob sich aus seiner kauernden Position. Dann sagte er mit angespannter Stimme ganz leise zu mir. »Das hat uns gerade noch gefehlt. Das Arschloch ist vielleicht in seiner Wohnung, und wir haben hier ein Kind ohne Aufsichtsperson.«
    Mathieu beobachtete Ryan wie eine Katze eine in die Enge getriebene Maus. Er ließ die Augen nicht eine Sekunde von seinem Gesicht.
    »Monsieur Tanguay ist nicht hier.«
    »Bist du sicher?« fragte Ryan und ging wieder in die Hocke.
    »Er ist weggegangen.«
    »Wohin?«
    Noch ein Schulterzucken. Ein dicker Finger schob die Brille auf die Nase.
    »Woher weißt du, daß er nicht hier ist?«
    »Ich kümmere mich um seine Fische«, sagte Mathieu, und ein Grinsen so breit wie der Mississippi zeigte sich auf seinem Gesicht.
    »Er hat Segelflosser und Feuerfische und Engelsbarsche.« Er verwendete die englischen Namen der Fische. »Sie sind phantastisch!« Fantastique. Was für ein perfektes Wort. Sein englisches Pedant klang immer nur halb so gut.
    »Weißt du, wann Monsieur Tanguay zurückkommt?«
    Achselzucken.
    »Hat deine Großmutter das vielleicht in ihren Kalender geschrieben?« fragte ich.
    Das Kind sah mich erstaunt an, dann verschwand es genau wie zuvor.
    »Was für ein Kalender?« fragte Ryan und sah mich an.
    »Die müssen da drinnen einen haben. Er ist doch vorhin auch hineingegangen und hat etwas nachgesehen, als er nicht genau wußte, wann seine Großmutter heute heimkommen würde.«
    Mathieu kam zurück. »Nein.«
    Ryan stand auf.
    »Und was machen wir jetzt?« fragte ich.
    »Wenn er recht hat, dann gehen wir in die Wohnung und durchsuchen sie. Wir haben jetzt einen Namen und können Tanguay zur Fahndung ausschreiben. Vielleicht weiß ja die Großmutter, wo er sich aufhält. Wenn nicht, dann nehmen wir ihn hops, wenn er auch nur in die Nähe dieses Gebäudes kommt.«
    Ryan sah hinüber zu Bertrand und deutete auf die Tür.
    Bertrand klopfte fünf Mal.
    Nichts.
    »Aufbrechen?« fragte Bertrand.
    »Das würde Monsieur Tanguay gar nicht gefallen.«
    Wir blickten alle zu

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