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Tote Maedchen luegen nicht

Titel: Tote Maedchen luegen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Asher Knut Krueger
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Standall hat sich vor dem Rosie’s seine erste Schlägerei
geliefert - nur eine Woche nachdem er hierhergezogen war. Das hat er mir und Jessica im Monet’s erzählt.
    Als ich von der Schlägerei erfuhr, ging dies mit der Warnung einher, sich bloß nicht mit dem neuen Typen anzulegen. Alex konnte einstecken und austeilen.
    Einem Mädchen, deren Namen ich hier nicht wiederholen will, wurde zum ersten Mal unter die Bluse gefasst, als sie mit einem Typ zwischen den Flippern herumfummelte.
    Courtney Crimsen. Jeder kannte die Story. Und Courtney schien das durchaus recht zu sein.
    Rosie schien all diese Dinge zu dulden, solange nur genug Eis und Burger über die Theke gingen. Ich wäre gern schon früher dort hingegangen. Aber allein wollte ich nicht, um dann nicht wie ein Depp dazustehen.
    Schließlich war es Marcus, der mir die Gelegenheit verschaffte. Und zufälligerweise hatte ich wirklich Zeit.
    Ich hatte Zeit, aber ich war nicht blöd.
    Ich war auf der Hut, was Marcus anging. Ich war ein bisschen skeptisch. Vor allem wegen der Leute, mit denen er sich abgab.
    Leute wie Alex Standall.
    Nachdem Alex sich von unserer netten Einer-für-alle-allefür-einen-Gemeinschaft gelöst hatte, begann er, mit Marcus herumzuhängen. Und nach der Show, die Alex mit seiner Werist-heiß-wer-nicht-Liste abgezogen hatte, traute ich ihm nicht mehr.
    Warum sollte ich also einem Kumpel von ihm trauen?
    Solltest du auch nicht.
    Warum? Weil es genau das war, was ich mir selbst wünschte. Ich wollte, dass die Leute mir vertrauen - trotz der Dinge, die sie über mich gehört hatten. Und ich wollte vor allem, dass
sie mich richtig kennenlernen, statt irgendwelchen Gerüchten über mich zu glauben.
    Ich ging also ins Rosie’s und setzte mich an die Bar. Und wenn ihr dasselbe tut, dann wartet ein bisschen, ehe ihr euch was bestellt.
    Das Handy in meiner Tasche vibriert.
    Setzt euch einfach hin und wartet ab.
    Meine Mutter ist dran.

    Ich will mich melden, doch schon mein Name bleibt mir im Hals stecken.
    »Alles in Ordnung, mein Schatz?«, fragt sie mit sanfter Stimme.
    Ich schließe die Augen, um mich auf das Sprechen zu konzentrieren. »Ja, mir geht’s gut.« Ob sie mir trotzdem etwas anmerkt?
    »Es ist schon spät, Clay.« Sie macht eine Pause. »Wo steckst du?«
    »Tut mir leid, ich hab vergessen anzurufen.«
    »Ist schon in Ordnung.« Sie hört es mir an, aber sie fragt nicht nach. »Soll ich dich abholen?«
    Ich kann jetzt nicht nach Hause gehen. Noch nicht. Ich bin drauf und dran, ihr zu erzählen, dass ich erst kommen kann, wenn Tony und ich mit den Vorbereitungen für das Schulprojekt fertig sind. Doch ich bin mit dieser Kassette fast fertig und habe nur noch eine weitere dabei.
    »Könntest du mir einen Gefallen tun, Mum?«
    Keine Antwort.
    »Ich habe ein paar Kassetten auf der Werkbank liegen lassen.«

    »Brauchst du die für euer Projekt?«
    Und was ist, wenn sie aus Neugier selbst in die Kassetten reinhört? Vielleicht erwischt sie sogar ausgerechnet die Stelle, in der Hannah über mich spricht.
    »Ach, lass nur«, sage ich, »ich hole sie.«
    »Ich kann sie dir auch bringen.«
    Ich schweige. Nicht weil mir wieder die Worte im Hals stecken bleiben, sondern weil ich nicht weiß, was ich sagen soll.
    »Ich muss sowieso noch weg«, sagt sie. »Wir haben kein Brot mehr und ich will schon die Sandwichs für morgen machen.«
    Ich stoße ein leises Lachen aus und muss grinsen. Immer wenn sie weiß, dass ich lange unterwegs sein werde, gibt sie mir ein Sandwich für die Schule mit. Es nützt nichts zu protestieren und ihr zu sagen, dass ich mir selber eins mache, wenn ich nach Hause komme. Sie tut es trotzdem. Das erinnere sie an die Zeit, sagt sie, als ich noch klein war und sie mehr gebraucht habe als heute.
    »Sag mir einfach, wo du bist.«
    Ich beuge mich vor und sage das Erstbeste, das mir in den Sinn kommt. »Ich bin im Rosie’s.«
    »Im Rosie’s? Könnt ihr euch da überhaupt konzentrieren?« Sie wartet vergeblich auf eine Antwort von mir. »Ist es da nicht viel zu laut?«
    Die Straße ist leer. Keine Autos. Kein Lärm. Keinerlei Hintergrundgeräusche. Sie weiß, dass ich nicht die Wahrheit sage.
    »Wann fährst du?«, frage ich sie.
    »Sobald ich mir die Kassetten geschnappt habe.«
    »Super.« Ich setze mich in Bewegung. »Dann bis gleich.«

    Achtet darauf, worüber sich die Leute in eurer Nähe unterhalten. Fragen sie sich, warum ihr ganz allein an der Bar sitzt? Schaut euch mal über die Schulter. Verstummen die Gespräche?

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