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Tote Maedchen luegen nicht

Titel: Tote Maedchen luegen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Asher Knut Krueger
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Nicken. Doch mein Blick war starr auf das Glas gerichtet. Eigentlich blickte ich durch das Glas hindurch auf den Löffel. Und ich fragte mich unablässig, ob es sich so anfühlt, wenn man den Verstand verliert.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Was immer auch gerade passiert ist.« Ich spürte, dass mein Kopf immer noch nickte, als wäre er an kräftigen Stahlfedern befestigt, aber ich konnte mich nicht dazu überwinden, ihm zu sagen, dass seine Worte mir guttaten.
    Er fragte, ob ich einen weiteren Milkshake wollte, doch
ich antwortete nicht. Hatte es mir die Sprache verschlagen? Oder wollte ich einfach nicht reden? Ein Teil von mir dachte, dass er mich anbaggern und den Umstand, dass ich allein war, nutzen wollte, um mich einzuladen. Ich war mir zwar nicht ganz sicher, aber warum hätte ich ihm vertrauen sollen?
    Die Bedienung legte die Rechnung vor mich auf den Tisch und nahm das leere Glas mit. Als Zach begriff, dass aus mir nichts herauszukriegen war, ließ er ein paar Dollar liegen und ging zu seinen Freunden zurück.
    Ich rühre immer noch.
    Ich kann euch sagen, dass mir in diesem Moment, während ich allein am Tisch saß, zum ersten Mal die schlimmsten Gedanken der Welt durch den Kopf gingen. Zum ersten Mal zog ich etwas in Erwägung... es war ein einziges Wort ... das ich immer noch nicht aussprechen kann.
    Ich weiß, dass du mir helfen wolltest, Zach. Aber wir wissen alle, dass du aus einem anderen Grund auf dieser Kassette vorkommst. Ehe wir fortfahren, will ich dir eine einzige Frage stellen: Wenn du jemandem helfen willst und bemerkst, dass du an diese Person nicht herankommst, warum verhältst du dich dann später so niederträchtig zu ihr?
    In den letzten Tagen oder Wochen oder wie lange es eben gedauert hat, bis du die Kassetten bekommen hast, da dachtest du bestimmt, dass nie jemand davon erfahren würde.
    Ich verberge mein Gesicht in den Händen. Wie viele Geheimnisse kann es an einer einzigen Schule geben?
    Vielleicht hast du Bauchschmerzen bekommen, als du hörtest, was ich getan habe. Doch je mehr Zeit verstrich, desto besser ging es dir wieder. Denn je mehr Zeit verstrich, desto wahrscheinlicher wurde es, dass dein Geheimnis mit mir sterben
würde. Niemand wusste Bescheid. Und keiner würde es je herausfinden.
    Doch jetzt kommt es ans Tageslicht. Und auch meine Bauchschmerzen nehmen zu.
    Ganz ehrlich, Zach. Fühltest du dich im Rosie’s von mir abgewiesen? Ich meine, es ist ja nie dazu gekommen, dass du mich eingeladen hättest, also konnte ich dich auch nicht abweisen. Aber was war es dann? Verlegenheit?
    Lass mich raten. Du wolltest vor deinen Freunden damit angeben, dass du mich anbaggerst... und dann habe ich kaum reagiert.
    Oder war es eine Wette? Haben sie dich herausgefordert?
    Das kommt schon mal vor. Vor Kurzem hat mich jemand damit provoziert, dass ich es nicht wagen würde, Hannah zu fragen, ob sie mit mir ausgeht. Es war einer unserer Kollegen im Crestmont. Er wusste, dass ich sie mag, mich aber nicht traue. Er wusste auch, dass Hannah in den letzten Monaten unnahbar geworden war, was natürlich eine doppelte Herausforderung darstellte.
    Als ich aus meiner Trance erwachte und mich zum Gehen anschickte, habe ich dich und deine Freunde kurz belauscht. Sie haben dich damit aufgezogen, dass du das Date nicht zustande gekriegt hättest, das angeblich schon in trockenen Tüchern war.
    Eines will ich dir jedenfalls anrechnen, Zach. Du hättest auch zu deinen Freunden zurückgehen und sagen können: »Die tickt doch nicht richtig. Schaut sie nur an, wie sie ins Nichts starrt.«
    Stattdessen hast du dich von ihnen aufziehen lassen.
    Doch dieses Erlebnis schien an dir zu nagen und dich im Nachhinein immer wütender zu machen. Je länger du über
meine Verschlossenheit nachdachtest, desto persönlicher hast du sie genommen. Und dann hast du beschlossen, dich auf die kindischste Weise an mir zu rächen.
    Du hast die aufmunternden Nachrichten gestohlen, die sich in meiner Papiertüte befanden.
    Wie erbärmlich.
    Wie ich darauf gekommen bin? Ganz einfach. Alle anderen bekamen Nachrichten. Alle! Für die banalsten Dinge. Man brauchte nur zum Friseur zu gehen, schon hatte man einen Haufen Zettel in seiner Tüte. Und es gab einige Leute in der Klasse, die ich als meine Freunde betrachtete, die mit Sicherheit einen Zettel in meine Tüte getan haben, nachdem ich mir den Großteil meiner Haare abgeschnitten hatte.
    Als ich sie zum ersten Mal auf dem Flur gesehen habe mit so viel kürzeren Haaren, wäre mir

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