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Tote Maedchen luegen nicht

Titel: Tote Maedchen luegen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Asher Knut Krueger
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hätten. Dann hätten wir... wären wir ... ach, ich weiß nicht. Aber die Entwicklung war damals schon zu weit fortgeschritten. Ich hatte mich bereits entschieden. Nicht mich umzubringen. Noch nicht. Ich wollte die Schule noch durchziehen und niemanden mehr an mich heranlassen. Meinen Abschluss machen und dann abhauen.
    Aber dann bin ich auf diese Party gegangen, um dich zu treffen.
    Warum eigentlich? Um noch mehr zu leiden? Denn ich habe mich dafür gehasst, so lange gewartet zu haben. Ich habe mich dafür gehasst, dich so unfair behandelt zu haben.
    Das einzig Unfaire sind diese Kassetten, Hannah, weil ich
für dich da war. Wir haben geredet. Du hättest mir alles sagen können und ich hätte mir alles angehört. Absolut alles.
    Ich habe doch schon von dem Pärchen erzählt, das neben uns auf dem Sofa saß. Das Mädchen war betrunken und kicherte und stieß immer wieder mit mir zusammen. Am Anfang war das ganz lustig, doch bald fiel es mir auf die Nerven.
    Warum sagt Hannah ihren Namen nicht?
    Vielleicht ist sie gar nicht so betrunken, dachte ich mir. Vielleicht machte sie dem Typen, mit dem sie sprach, nur was vor … wenn sie zwischendurch mal sprachen. Vielleicht wollte sie die Couch auch für sich und ihn allein.
    Also sind Clay und ich wieder gegangen.
    Wir liefen ziellos umher und riefen uns manchmal etwas zu, um die Musik zu übertönen. Schließlich gelang es mir, unserem Gespräch einen anderen Charakter zu geben. Keine großen und ernsten Themen mehr. Es tat uns gut zu lachen. Doch überall war es so laut, dass wir kaum ein Wort miteinander wechseln konnten.
    Also blieben wir im Türrahmen zu einem leeren Raum stehen.
    Ich erinnere mich an alles, was dann passiert ist. An jedes Detail. Doch woran hat sie sich erinnert?
    Während wir dort standen, unsere Rücken gegen den Türrahmen gelehnt, unsere Becher in den Händen, konnten wir nicht aufhören zu lachen.
    Doch plötzlich stürzte die Einsamkeit, mit der ich auf die Party gekommen war, wieder auf mich ein.
    Aber ich war nicht allein. Das wusste ich. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte ich mich einer anderen Person unserer Schule verbunden. Wie konnte ich da einsam sein?
    Ich war bei dir, Hannah.

    Weil ich es wollte. Das ist alles, was ich dazu sagen kann. Wie schon oft hatte ich mich jemandem anvertraut und teuer dafür bezahlen müssen.
    Jetzt schien alles gut zu sein, doch ich wusste, dass diese Situation auch großes Unglück bergen konnte. Einen Schmerz, der größer war als jeder zuvor.
    Das hätte nie passieren können.
    Du warst einfach da und hast mir dein Vertrauen geschenkt. Und als ich vor allzu großer Nähe zurückgeschreckt bin und unser Gespräch auf unverfängliche Themen lenkte, da hast du mich zum Lachen gebracht. Du warst unheimlich komisch, Clay. Du warst genau richtig.
    Dann habe ich dich geküsst.
    Falsch. Ich habe dich geküsst, Hannah.
    Es war ein langer, inniger Kuss.
    Und was hast du gesagt, als wir wieder zu Atem kamen? Mit einem süßen, jungenhaften Lächeln hast du gefragt: »Womit habe ich das verdient?«
    Stimmt. Du hast mich geküsst.
    »Dummkopf!«, habe ich geantwortet. Dann haben wir uns wieder geküsst.
    Dummkopf. Ja, ich erinnere mich.
    Schließlich schlossen wir die Tür und zogen uns in den Raum zurück. Wir waren auf einer Seite der Tür. Und die Party mit ihrer dröhnenden Musik war auf der anderen.
    Unglaublich. Wir waren wirklich zusammen. Das ging mir nicht aus dem Kopf. Unglaublich! Ich musste mich sehr zusammenreißen, damit es mir nicht über die Lippen kam.
    Manche von euch werden sich jetzt bestimmt fragen, warum ihr davon nie erfahren habt. Wo ihr doch sonst immer genau wusstet, mit wem Hannah Baker alles herummacht.

    Weil ich nie davon erzählt habe.
    Falsch. Ihr habt euch nur eingebildet, es gewusst zu haben. Habt ihr nicht zugehört? Oder habt ihr nur die Kassetten beachtet, auf denen euer Name vorkommt? Denn ich kann an einer Hand abzählen - richtig gehört, an einer Hand! -, mit wie vielen Jungs ich zusammen war. Ihr habt wahrscheinlich gedacht, ich bräuchte beide Hände und Füße, um einen Anfang zu machen, stimmt’s?
    Was soll das heißen, ihr wollt mir nicht glauben? Ihr seid schockiert? Mir egal. Das letzte Mal, als mir nicht egal war, was andere über mich dachten, war in dieser Nacht. Und das war die letzte Nacht.
    Ich löse meinen Gurt und beuge mich vor. Ich presse die Hand gegen meinen Mund, um mich am Schreien zu hindern. Doch die Hand kann meinen Schrei nur dämpfen.
    Und

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