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Tote Maedchen luegen nicht

Titel: Tote Maedchen luegen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Asher Knut Krueger
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Tony fährt weiter.
    Macht es euch bequem, denn jetzt werde ich euch erzählen, was in dem Zimmer zwischen mir und Clay vorgefallen ist. Seid ihr bereit?
    Wir haben uns geküsst.
    Das ist alles. Wir haben uns geküsst.
    Ich senke den Blick und starre auf den Walkman. Es ist zu dunkel, um die Spulen hinter dem Plastikfenster erkennen zu können, doch muss ich meinen Blick auf irgendwas konzentrieren. Und die Stelle zu fixieren, an denen sich die beiden Spulen befinden müssen, ist fast so, als würde ich Hannah in die Augen blicken, während sie meine Geschichte erzählt.
    Es war wundervoll, als wir beide auf dem Bett lagen. Seine Hand ruhte auf meiner Hüfte. Auf seinem anderen Arm lag ich wie auf einem Kissen. Ich schlang meine Arme um ihn und
versuchte, ihn näher an mich heranzuziehen. Was mich betrifft, ich wollte mehr.
    Das war der Moment, in dem ich es gesagt habe. Als ich ihr ins Ohr flüsterte: »Es tut mir so leid.« Ich fühlte mich glücklich und traurig zugleich. Traurig, weil es so lange gedauert hat, und glücklich, weil der Moment endlich da war.
    Die Küsse schmeckten wie erste Küsse. Es waren Küsse, die mir sagten, dass ich noch einmal von vorne anfangen könnte. Mit ihm.
    Doch an welchem Punkt war ich bereits angelangt?
    In diesem Moment musste ich an Justin denken. Zum ersten Mal seit langer Zeit dachte ich an meinen allerersten Kuss. Meinen wirklich ersten Kuss. Ich erinnerte mich an die Vorfreude darauf und wie Justins Lippen sich auf meine gepresst hatten.
    Und dann erinnerte ich mich daran, wie er alles zerstört hatte.
    Plötzlich rief ich »Stopp!« und ließ Clay los.
    Du hast mich weggestoßen.
    Wusstest du, was ich durchmachte, Clay? Konntest du es spüren? Du musst es doch gespürt haben.
    Nein, du hast es zu gut versteckt, Hannah. Du hast mir nie gesagt, warum du so reagiert hast.
    Ich kniff meine Augen so hart zusammen, dass es schmerzte. Ich versuchte, die Bilder loszuwerden, die mir durch den Kopf spukten. Ich sah alle, die sich auf dieser Liste befinden... und noch mehr. Alle, die dafür gesorgt hatten, dass mich Clays Ruf so interessierte... und dass mein Ruf so ganz anders war als seiner.
    Da war doch kein Unterschied.
    Und ich konnte daran nichts ändern. Ich hatte keinen Einfluss mehr darauf, was die Leute über mich dachten.

    Du hattest deinen Ruf verdient, Clay. Im Gegensatz zu mir. Doch jetzt waren wir beide zusammen auf diesem Zimmer, was meinen Ruf nur noch schlimmer machen würde.
    Aber das stimmt doch nicht, Hannah. Und wem hätte ich es denn erzählen sollen?
    »Stopp!«, rief ich erneut und stieß dich weg. Ich drehte mich zur Seite und vergrub mein Gesicht im Kopfkissen.
    Du wolltest etwas sagen, aber ich habe dir gleich das Wort abgeschnitten. Ich bat dich zu gehen. Als du wieder anfingst zu reden, habe ich geschrien. Ich schrie in das Kissen.
    Das brachte dich zum Schweigen.
    Die Matratze hob sich ein wenig auf deiner Seite, als du aufgestanden bist, um den Raum zu verlassen. Doch hat es ewig gedauert, bis du endlich verstanden hast, dass ich es ernst meinte.
    Ich hatte gehofft, du würdest mich zurückhalten. Ich hatte gehofft, du würdest mich doch noch am Gehen hindern.
    Obwohl meine Augen immer noch geschlossen waren, im Kissen vergraben, veränderte sich das Licht, als du die Tür geöffnet hast. Es wurde ein wenig heller. Dann warst du verschwunden.
    Warum habe ich nur auf sie gehört? Warum habe ich sie allein gelassen? Ich wusste, dass sie mich brauchte.
    Aber ich hatte Angst. Wieder einmal hatte ich mir Angst machen lassen.
    Ich ließ mich vom Bett auf den Boden gleiten. Dort blieb ich sitzen, umklammerte meine Knie... und heulte.
    An dieser Stelle endet deine Geschichte, Clay.
    Doch das hätte nicht passieren dürfen. Ich war für dich da, Hannah. Du hättest nur die Hand auszustrecken brauchen, aber du hast dich anders entschieden. Du hattest die Wahl
und hast mich weggestoßen. Ich hätte dir geholfen. Ich wollte dir helfen.
    Du bist aus dem Zimmer gegangen und wir haben nie wieder miteinander gesprochen.
    Du hattest dich entschieden. Egal was du sagst, du hattest dich entschieden.
    Wenn wir in der Schule aneinander vorbeigingen, hast du versucht, mich anzusehen, doch ich habe immer den Kopf abgewandt. Denn als ich in jener Nacht nach Hause kam, habe ich ein Blatt aus meinem Notizbuch gerissen und einen Namen nach dem anderen aufgeschrieben. Es waren all die Namen, die mir durch den Kopf gegangen waren, als ich unseren Kuss beendet habe.
    Es waren so

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