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Tote Maedchen luegen nicht

Titel: Tote Maedchen luegen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Asher Knut Krueger
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Kreuzung mit vier Stoppschildern. Tony verlangsamt die Fahrt.
    Für einen kurzen Moment sieht er aus dem Augenwinkel heraus zu mir herüber. Dann blickt er wieder auf die Straße. »Ich werfe dir auch nichts vor.«
    »Warum hat sie dir den zweiten Satz Kassetten gegeben?«
    »Lass uns dahin fahren, wo die Party stattfand«, sagt er. »Dann erzähl ich’s dir.«
    »Warum nicht jetzt?«
    Sein Lächeln ist matt. »Weil ich mich darauf konzentriere, nicht von der Straße abzukommen.«

    Kurz nachdem Clay gegangen war, kam, besser gesagt, torkelte das Pärchen von der Couch in den Raum. Ihr erinnert euch doch? Ich dachte, das Mädchen tat nur so, als sei sie betrunken. Ich dachte, sie stieß immer wieder absichtlich mit mir zusammen, damit sie Clay und mich loswurde. Aber sie hat nicht gespielt. Sie war wirklich total hinüber.
    Im Flur sind sie an mir vorbeigeschwankt. Jessica hatte Justin einen Arm über die Schulter gelegt, während sie sich mit dem anderen immer wieder an der Wand abstützte.
    Gesehen habe ich sie eigentlich nicht, als sie ins Zimmer kamen. Ich saß immer noch auf dem Boden und lehnte am hinteren Ende des Betts. Außerdem war es dunkel.
    Als ich hinausging, war ich niedergeschlagen und verwirrt.
Im Wohnzimmer lehnte ich mich an das Klavier und hatte diese Stütze auch nötig. Was sollte ich tun? Bleiben oder gehen? Aber wohin?
    Ihr Begleiter bewahrte sie davor, zu heftig gegen den Nachttisch zu krachen, und zog sie zweimal wieder nach oben, nachdem sie vom Bett gerollt war. Er war sogar so gut erzogen, sein Lachen auf ein Minimum zu beschränken.
    Ich dachte, er würde sie zudecken und dann aus dem Zimmer gehen, was es mir ermöglicht hätte, unbemerkt zu verschwinden. Ende der Geschichte.
    Hannah war nicht die Erste, die ich geküsst habe, doch der Kuss mit ihr war der erste, der mir etwas bedeutet hat. Und da wir in dieser Nacht so lange miteinander geredet hatten, dachte ich, das alles sei erst der Anfang. Etwas Großes und Echtes war zwischen uns geschehen. Ich spürte es.
    Aber das war nicht das Ende der Geschichte. Das würde ja auch keine interessante Kassette abgeben, oder?
    Ich verließ die Party, ohne zu wissen, wohin ich gehen sollte.
    Doch anstatt zu gehen, begann er, sie zu küssen.
    Viele von euch wären bestimmt geblieben, um solch eine voyeuristische Gelegenheit nicht zu verpassen. Ein sexuelles Erlebnis der besonderen Art, bei dem es nicht viel zu sehen, aber umso mehr zu hören gab.
    Zwei Dinge veranlassten mich zum Bleiben. Während ich meine Stirn gegen die Knie presste, spürte ich auf einmal, wie viel ich in dieser Nacht schon getrunken hatte. Und mit meinem gestörten Gleichgewichtssinn quer durch das Zimmer zu laufen, kam mir doch etwas zu gewagt vor.
    Das ist die eine Entschuldigung.
    Entschuldigung Nummer zwei ist, dass sich die Dinge dort
oben langsam zu beruhigen schienen. Denn sie war nicht nur schwerfällig und betrunken, sondern wirkte inzwischen vollkommen teilnahmslos. Außer ein paar Küssen ist dort kaum was passiert und die waren noch dazu eine ziemlich einseitige Angelegenheit.
    Um es noch mal zu sagen. Der Junge hat sich anständig verhalten und die Situation keinesfalls ausgenutzt. Lange Zeit hat er versucht, ihr irgendeine Reaktion zu entlocken. »Bist du noch wach? Soll ich dich auf die Toilette begleiten? Musst du dich übergeben?«
    Das Mädchen war nicht vollkommen bewusstlos, sondern stieß ein paar unverständliche Laute aus.
    Schließlich dämmerte es ihm, dass sie nicht gerade in romantischer Stimmung war und das auch so schnell nicht sein würde. Also deckte er sie zu und sagte, dass er später noch mal nach ihr schauen würde. Dann ging er aus dem Zimmer.
    Vermutlich werdet ihr euch immer noch fragen, wer die beiden waren. Ihr werdet euch denken, dass ich nur vergessen habe, euch ihre Namen zu sagen, aber das habe ich nicht. Wenn bei mir überhaupt noch was gut funktioniert, dann ist es meine Erinnerung.
    Was natürlich ein Nachteil ist. Wäre ich manchmal ein bisschen vergesslicher, könnten wir vermutlich alle etwas entspannter sein.
    Als ich die Party verließ, war es neblig. Und während ich durch die Straßen lief, begann es zu nieseln. Später ging das Nieseln in richtigen Regen über, doch als ich aufbrach, herrschte nur dichter Nebel, der allen Dingen die Konturen nahm.
    Auf die Namen müsst ihr alle noch etwas warten. Doch wenn ihr gut aufgepasst hättet, wäre euch nicht entgangen, dass ich euch die Antwort schon vor langer Zeit gegeben

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