Tote Maedchen luegen nicht
zu sein. Ich war schon auf dem Bürgersteig und wollte nach Hause gehen, als ich mir ein Herz fasste und wieder hineinging. Die besoffenen Typen begrüßten mich erneut und ich bin geradewegs zu dir marschiert.
Von »wie aus heiterem Himmel« konnte absolut nicht die Rede sein.
»Ich weiß nicht warum«, sagtest du, »aber ich glaube, wir müssen reden.«
Es erforderte all meinen Mut, um unser Gespräch fortzusetzen. All meinen Mut und zwei Plastikbecher mit Bier.
Ich stimmte dir zu und hatte dabei bestimmt das dümmlichste Lächeln im Gesicht, das man sich nur vorstellen kann.
Nein, es war das zauberhafteste Lächeln, das ich je gesehen habe.
Ich betrachtete den Türrahmen hinter dir. Darauf waren jede Menge Striche und Zahlen, die das Wachstum der Kinder in diesem Haus festhielten. Und ich erinnerte mich daran, wie meine Mutter dieselben Markierungen auf unserer alten Küchentür beseitigte, um das Haus bald verkaufen zu können.
Ich habe es gesehen. Ich sah etwas in deinen Augen, als du mir über die Schulter geguckt hast.
Wie auch immer, du hast in meinen leeren Becher geschaut, ihn mit der Hälfte deines Biers gefüllt und mich dann gefragt, ob jetzt eine gute Zeit zum Reden sei.
Ihr dürft diese Situation nicht falsch beurteilen. Von außen betrachtet, könnte es vielleicht so aussehen, als wollte er mich betrunken machen, aber so war es nicht. So hat es jedenfalls nicht auf mich gewirkt.
So war es auch wirklich nicht. Niemand wird mir das abkaufen, aber es stimmt.
Denn wäre das der Fall gewesen, dann hätte er mir nicht nur einmal, sondern immer wieder nachgeschenkt.
Wir gingen ins Wohnzimmer, in dem eine Seite der Couch schon besetzt war.
Von Jessica Davis und Justin Foley.
Doch die andere Seite war noch frei, also setzten wir uns hin. Und was taten wir dann? Wir stellten unsere Becher ab und begannen, miteinander zu reden. Einfach so.
Sie muss sich doch daran erinnern, wer die beiden anderen auf dem Sofa waren. Jessica und Justin. Aber sie erwähnt ihre Namen nicht. Der erste Junge, der sie geküsst hat, küsste das Mädchen, das ihr im Monet’s eine geknallt hatte. Als könnte sie ihrer Vergangenheit nicht entkommen.
Alles, was ich mir erhofft hatte, wurde Realität. Es war ein sehr intensives und persönliches Gespräch, als wollten wir all die Zeit nachholen, die wir versäumt hatten. Und nicht eine Frage empfand ich als zudringlich.
Ich wärme mich an ihrer Stimme, die aus dem Kopfhörer dringt. Meine Hände schließen sich um meine Ohren, als könnte ich die Worte damit festhalten.
Denn seine Fragen waren nicht zudringlich. Und ich wollte, dass er mich kennenlernt.
Es war wundervoll. Ich konnte gar nicht glauben, dass wir wirklich miteinander redeten. Ein echtes Gespräch führten. Und ich wollte, dass es niemals endet. Ich habe es geliebt, mit dir zu reden, Hannah.
Ich hatte das Gefühl, dass du mich kennst. Dass du alles verstehst, was ich dir erzähle. Und je länger wir miteinander sprachen, desto mehr wusste ich auch warum. Weil uns dieselben Dinge interessierten und dieselben Dinge begeisterten.
Du hättest mir alles erzählen können, Hannah. In dieser Nacht gab es keine Tabus. Ich wäre so lange geblieben, bis du dich vollkommen geöffnet und mir alles anvertraut hättest, aber das hast du nicht.
Ich wollte dir alles erzählen. Aber ich konnte nicht, weil mir manche Dinge zu viel Angst machten. Dinge, die ich nicht einmal selbst verstand. Wie hätte ich jemandem, mit dem ich zum ersten Mal ein richtiges Gespräch führte, mein ganzes Herz ausschütten sollen?
Es ging nicht. Es war zu früh.
Das war es nicht.
Oder zu spät.
Aber jetzt erzählst du es mir doch. Warum hast du so lange gewartet?
Ihre Worte wärmen mich nicht mehr. Vielleicht sollten sie das, doch stattdessen brennen sie in meiner Seele. Und in meinem Herzen.
Du hast immer wieder gesagt, Clay, dass zwischen uns alles so leicht und selbstverständlich wäre und dass du schon lange so empfindest. Du warst dir ganz sicher, dass wir uns gut verstehen und eine besondere Verbindung zueinander haben.
Aber wie konntest du das wissen, bei all den Gerüchten, die über mich in Umlauf waren? All den Gerüchten und Lügen, die längst ein Teil von mir geworden waren?
Ich wusste, dass die Gerüchte nicht stimmten, Hannah. Ich meine, ich hoffte es zumindest. Doch habe ich mich nicht getraut, ihnen wirklich auf den Grund zu gehen.
Ich brach unser Gespräch ab. Wenn wir doch nur früher miteinander geredet
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