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Tote Maedchen luegen nicht

Titel: Tote Maedchen luegen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Asher Knut Krueger
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Augen. Im Schein der Straßenlaternen sehe ich, dass sie mit Tränen gefüllt sind. »Hör dir die Kassette zu Ende an, Clay, dann erzähle ich dir alles.«
    Ich schweige.

    »Hör dir den Rest an. Du bist fast fertig.«

    Was hältst du jetzt von ihm, Justin? Hasst du ihn, deinen Freund, der sie vergewaltigt hat? Ist er immer noch dein Freund?
    Ja? Warum?
    Es muss wohl mit Scheuklappen funktionieren. Irgendwie. Natürlich hat er schon immer ein hitziges Temperament besessen. Natürlich hat er seine Freundinnen gewechselt wie die Unterhosen. Aber dir war er immer ein guter Freund. Und wenn ihr zusammen rumhängt, dann kommt er dir immer vor wie dein guter alter Kumpel, der sich gar nicht verändert hat, stimmt’s? Wenn er sich aber gar nicht verändert hat, dann kann er auch nichts Schlimmes getan haben. Was bedeutet, dass auch du nichts Schlimmes getan hast.
    Na großartig! Sind das nicht tolle Nachrichten, Justin? Denn wenn er nichts Schlimmes getan hat und du nichts Schlimmes getan hast, dann habe auch ich nichts Schlimmes getan. Und du ahnst nicht, wie sehr ich mir wünsche, das Leben dieses Mädchens nicht zerstört zu haben.
    Doch das habe ich getan.
    Jedenfalls habe ich dazu beigetragen. So wie du.
    Stimmt schon, du hast sie nicht vergewaltigt. Auch ich habe sie nicht vergewaltigt. Das hat er getan. Aber du... und ich ... wir ließen es geschehen.
    Es ist unsere Schuld.

    »Ich will die ganze Geschichte«, sage ich. »Was ist dann passiert?«
    Ich ziehe die sechste Kassette aus meiner Tasche und tausche sie mit der, die sich im Walkman befindet.

KASSETTE 6: SEITE A
    Tony zieht den Schlüssel aus dem Zündschloss. Als wolle er sich daran festhalten, während er spricht. »Ich habe schon die ganze Zeit darüber nachgedacht, wie ich es sagen soll. Die ganze Zeit, während wir nebeneinandersaßen. Sogar als du draußen gekotzt hast.«
    »Ich hoffe, du weißt es zu schätzen, dass ich nicht in dein Auto gekotzt habe.«
    Er starrt auf den Schlüssel in seiner Hand und lächelt matt. »Echt nett von dir!«
    Ich schließe die Wagentür. Mein Magen hat sich beruhigt.
    »Sie hat mich zu Hause besucht«, sagt Tony. »Hannah kam zu mir. Das wäre meine Chance gewesen.«
    »Wofür?«
    »Alle Anzeichen waren doch vorhanden, Clay!«
    »Auch ich habe meine Chance gehabt«, entgegne ich. Ich nehme den Kopfhörer ab und hänge ihn über mein Knie. »Als wir uns auf der Party geküsst haben, ist sie plötzlich ausgeflippt, und ich wusste nicht warum. Das war meine Chance.«

    Im Auto ist es dunkel. Und still. Bei geschlossenen Fenstern scheint die Welt draußen in tiefen Schlaf gefallen zu sein.
    »Wir müssen uns alle etwas vorwerfen lassen«, sagt er. »Jedenfalls ein bisschen.«
    »Sie hat dich also zu Hause besucht?«
    »Ja, mit ihrem Fahrrad, mit dem sie auch immer zur Schule gekommen ist.«
    »Das blaue«, ergänze ich. »Und lass mich raten, du hast gerade an deiner Karre herumgeschraubt.«
    Er lacht. »Tja, wer hätte das gedacht? Ich war ziemlich überrascht, weil sie das erste Mal bei mir vorbeikam. Ich meine, wir haben uns in der Schule ganz gut verstanden, aber mehr nicht. Das wirklich Merkwürdige war aber der Grund ihres Besuchs.«
    »Warum?«
    Er schaut aus dem Fenster und holt tief Luft.
    »Sie kam, um mir ihr Fahrrad zu schenken.«
    Für einen gespannten Moment bleiben die Worte in der Luft hängen.
    »Sie wollte es mir einfach so überlassen«, sagt Tony. »Sie meinte, sie braucht es nicht mehr. Als ich sie nach dem Grund fragte, zuckte sie bloß die Schultern. Es war ein Zeichen. Und ich habe es nicht verstanden.«
    Ich zitiere ein Erkennungszeichen aus der Broschüre, die wir in der Schule bekommen haben: »Aufgeben von Eigentum.«
    Tony nickt. »Sie meinte, ich wäre der Einzige, der es vielleicht brauchen könnte, weil ich von allen Schülern das älteste Auto fahre. Wenn das mal kaputtginge, dann hätte ich jedenfalls ein Ersatzfahrzeug.«
    »Deine Karre ist doch unverwüstlich«, sage ich.

    »Nee, die hat ständig ihre Macken, deshalb bastele ich auch andauernd an ihr herum. Ich habe ihr gesagt, dass ich ihr Geschenk nur annehmen könne, wenn ich ihr im Gegenzug auch etwas schenke.«
    »Was hast du ihr geschenkt?«
    »Was dann passierte, werde ich nie vergessen«, sagt er und sieht mich an. »Sie hat mir die ganze Zeit in die Augen geschaut, Clay. So lange, bis sie schließlich in Tränen ausbrach. Sie schaute mich an, während ihr die Tränen über das Gesicht liefen.«
    Tony trocknet seine eigenen

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