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Tote Maedchen luegen nicht

Titel: Tote Maedchen luegen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Asher Knut Krueger
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habe.

    Bevor ich den Namen des Jungen ausspreche, soll er ruhig noch ein bisschen schmoren... um sich an alles zu erinnern, was in diesem Raum vorgefallen ist.
    Und natürlich erinnert er sich. Ich weiß es genau.
    Wie gerne würde ich jetzt sein Gesicht sehen! Wie er die Augen schließt, die Zähne zusammenbeißt, sich die Haare rauft.
    Zu ihm kann ich nur sagen: Du kannst es ja leugnen! Du kannst leugnen, dass ich je in diesem Zimmer gewesen bin. Leugnen, dass ich weiß, was du getan hast. Besser gesagt, was du nicht getan und damit zugelassen hast. Du solltest dir klarmachen, warum das nicht die Kassette ist, auf der dein Name noch mal vorkommt. Die kommt erst später. Sie muss später kommen.
    Ach wirklich? Das gefällt dir? Eine spätere Kassette macht die Sache besser?
    Da würde ich besser nicht drauf wetten.
    Oh Gott! Was soll in dieser Nacht denn noch alles passiert sein?
    Ich weiß, dass sie nicht deine Freundin war, dass du sie kaum kanntest und vorher nie groß mit ihr geredet hast, aber soll das wirklich deine beste Entschuldigung dafür sein, was dann geschah? Oder ist es deine einzige Entschuldigung?
    So oder so, es gibt keine Entschuldigung.
    Ich rappelte mich auf und stützte mich mit einer Hand am Bettrahmen ab. Durch das Licht, das unter der Tür hindurchfiel, konnte ich immer noch deine Schuhe beziehungsweise den Schatten deiner Schuhe erkennen. Denn nachdem du den Raum verlassen hattest, bist du unmittelbar vor der Tür stehen geblieben. Ich ließ den Bettrahmen los und ging dem schwachen Lichtschein entgegen, wusste jedoch nicht, was ich zu dir sagen sollte, wenn ich die Tür öffnete.

    Doch als ich ungefähr in der Mitte des Zimmers war, erblickte ich plötzlich ein zweites Paar Schuhe und blieb stehen.
    Nachdem ich die Party verlassen hatte, bin ich ziellos durch die Straßen gelaufen. Ich wollte nicht nach Hause. Aber ich wollte auch nicht zurück.
    Die Tür öffnete sich einen Spaltbreit, aber du hast sie wieder zugezogen und gesagt: »Nein, lass sie in Ruhe.«
    Im schummrigen Licht erkannte ich einen begehbaren Kleiderschrank, dessen Falttüren ein wenig offen standen. In der Zwischenzeit hat dich dein Freund dazu überredet, dich doch ins Zimmer zu lassen.
    Ich verharrte regungslos und mit pochendem Herzen in der Mitte des Raumes.
    Da öffnete sich wieder die Tür. Doch erneut hast du sie sofort zugezogen. Du hast versucht, das Ganze als Scherz hinzustellen. »Glaub mir«, hast du gesagt, »sie wird sich überhaupt nicht bewegen, sondern einfach so daliegen.«
    Und was hat er entgegnet? Mit welchem Argument hat er dich dazu gebracht, einen Schritt zur Seite zu treten und ihn einzulassen? Erinnerst du dich daran? Ich schon!
    Es war die Nachtschicht.
    Er hat dir erzählt, dass er gleich zur Nachtschicht müsse und nur noch ein paar Minuten Zeit habe.
    Ein paar Minuten, länger brauchte er nicht für sie. Also bleib cool und mach Platz. Mehr musste er nicht sagen.
    Mehr musstest du nicht hören, um ihm tatsächlich Platz zu machen.
    Oh Gott!
    Erbärmlich.
    Ich konnte es nicht glauben. Und dein Freund konnte es
auch nicht glauben, denn als er seine Hand auf die Klinke legte, stürzte er nicht sofort in das Zimmer, sondern rechnete offenbar damit, dass du erneut protestieren würdest.
    In diesem kurzen Moment - dem Moment, in dem du schwiegst - sank ich verstört auf die Knie und hielt mir die Hände vor den Mund. Ich taumelte zum Schrank, während mir die Tränen fast die Sicht nahmen. Und als ich kopfüber in den kleinen Raum stürzte, sank ich auf einem Kleiderhaufen zusammen.
    Als sich die Zimmertür öffnete, zog ich die Schranktüren zu. Ich kniff die Augen zusammen. Das Blut pochte mir in den Ohren. Ich schwankte vor und zurück, vor und zurück, und stieß meine Stirn immer wieder in den Kleiderhaufen. Doch aufgrund der stampfenden Bässe, die durchs ganze Haus dröhnten, konnte mich niemand hören.
    »Bleib cool!« Diese Worte hat er schon früher gesagt. Das sagt er immer zu Leuten, die er ausnutzen will. Zu Freundinnen, anderen Typen, zu allen.
    Es ist Bryce. Er muss es sein. Bryce Walker war in dem Zimmer.
    Wegen der dröhnenden Bässe hörte auch niemand, wie er zum Bett hinüberging. Kurz darauf quietschten die Federn unter seinem Gewicht, doch niemand hörte es.
    Ich hätte es verhindern können. Wenn ich imstande gewesen wäre zu reden. Wenn ich imstande gewesen wäre, einen klaren Gedanken zu fassen, hätte ich die Schranktüren geöffnet und es verhindert.
    Aber das tat ich

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