Tote Maedchen luegen nicht
meinen Kopf gegen die Rückwand.
Doch so beruhigend das Wasser auch war, so sehr fuhr mir plötzlich der Schreck in die Glieder. Ich sollte nicht hier sein. Ich kannte Bryce und Courtney gut genug, um ihnen zu misstrauen.
Und mein Misstrauen war gerechtfertigt... aber das spielt
jetzt keine Rolle mehr. Mein Kampf war zu Ende. Ich öffnete die Augen und blickte in den nächtlichen Himmel. Vom Dampf verschleiert, schien die ganze Welt wie ein Traum.
Meine Augen verengen sich, während ich weitergehe. Am liebsten würde ich sie schließen.
Es dauerte nicht lang, bis das Wasser mir unangenehm wurde. Es war einfach zu heiß.
Erst wenn ich den Park erreicht habe, will ich die Augen wieder ganz öffnen. Ich will nichts mehr von den Straßen sehen, durch die Hannah und ich in der Nacht der Party geirrt sind.
Doch als ich mich aufsetzte, um meinen Oberkörper zu kühlen, sah ich, dass sich meine Brüste deutlich unter dem nassen BH abzeichneten.
Also ließ ich mich wieder tiefer ins Wasser gleiten.
Gleichzeitig rutschte Bryce auf der Sitzbank langsam zu mir herüber... bis unsere Schultern sich plötzlich berührten.
Courtney warf uns einen flüchtigen Blick zu, ehe sie wieder die Augen schloss.
Ich rüttele an einem rostigen Maschendrahtzaun, der sich zu meiner Linken befindet. Ich schließe die Augen und ziehe meine Finger aus dem Drahtgeflecht heraus.
»Hannah Baker...«, flüstert er mit einschmeichelnder Stimme.
Jeder kennt deine Masche, Bryce. Jeder weiß, was du tust. Doch um es klar zu sagen: Ich habe nichts getan, um dich aufzuhalten.
Du hast gefragt, ob ich Spaß auf der Party hatte. Courtney flüsterte dir zu, dass ich gar nicht auf der Party gewesen bin, aber das kümmerte dich nicht. Stattdessen spürte ich deine Fingerspitzen an meinem Oberschenkel.
Ich öffne die Augen und schlage auf den Zaun ein.
Meine Kiefer verhärteten sich und deine Finger zogen sich zurück.
»Die war ja auch ziemlich schnell vorbei«, sagtest du. Und genauso schnell waren deine Fingerspitzen wieder da.
Ich ziehe meine Finger an dem rostigen Zaun entlang, bis ich einen stechenden Schmerz spüre.
Plötzlich spürte ich deine ganze Hand. Und weil ich sie nicht wegschob, strich sie über meinen Bauch. Dein Daumen berührte dabei die Unterseite meines BHs, während dein kleiner Finger am Saum meines Slips entlangfuhr.
Ich wandte meinen Kopf ab. Und ich weiß, dass ich dabei nicht lächelte.
Deine Fingerspitzen kreisten langsam auf meinem Bauch. »Fühlt sich gut an«, hast du gesagt.
Ich spürte eine Bewegung im Wasser und öffnete kurz die Augen.
Courtney war aus dem Wasser gestiegen und ging davon.
Braucht es noch mehr Gründe, um dich zu hassen, Courtney?
»Erinnerst du dich noch an dein erstes Jahr auf der Highschool?«, hast du gefragt.
Deine Finger glitten unter meinen BH. Aber du hast nicht zugegriffen. Vermutlich wolltest du erst mal ausprobieren, wie weit du gehen konntest. Dein Daumen strich unter meinen Brüsten entlang.
»Du warst doch auf der Liste«, hast du gesagt, »geilster Arsch der ersten Jahrgangsstufe.«
Du musst gesehen haben, dass ich meinen Mund zusammenpresste und Tränen in den Augen hatte, Bryce! Oder turnt dich so was etwa an?
Du hast es erfasst, Hannah.
»Die Liste hat völlig recht«, hast du gesagt.
In diesem Moment gab ich meinen Widerstand auf. Ich ließ meine Schultern sinken. Meine Beine glitten auseinander. Ich wusste genau, was ich tat.
Nicht ein einziges Mal habe ich den Ruf bestätigt, den ihr mir verpasst habt. Nicht ein einziges Mal. Obwohl mir das manchmal nicht leichtfiel. Obwohl ich mich manchmal zu jemandem hingezogen fühlte, der mich nur deshalb herumkriegen wollte, weil er gewisse Dinge über mich gehört hatte. Doch solche Jungs habe ich immer abblitzen lassen. Immer!
Bis zu diesem Augenblick.
Also herzlichen Glückwunsch, Bryce! Du hast es geschafft. Bei dir bin ich meinem Ruf endlich gerecht geworden. Na, was für ein Gefühl ist das?
Warte, sag nichts! Lass mich zuerst Folgendes feststellen: Ich habe mich nie von dir angezogen gefühlt, Bryce. Im Gegenteil. Du hast mich angeekelt.
Ich mach dich fertig! Das schwöre ich.
Du hast mich berührt... aber ich habe dich benutzt. Weil ich dich brauchte, konnte ich mich völlig gehen lassen.
Um es allen, die zuhören, noch mal zu sagen: Ich habe nicht Nein gesagt oder seine Hand weggestoßen. Ich habe nur meinen Kopf abgewandt, die Zähne zusammengebissen und mit den Tränen gekämpft. Er hat das alles gesehen
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