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Tote Maedchen schreiben keine Briefe

Tote Maedchen schreiben keine Briefe

Titel: Tote Maedchen schreiben keine Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Giles
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mir, dass in dem Fall noch ermittelt wird, und wenn sie in dem Fall noch ermitteln, stufen sie ihn nicht als Unfall ein.«
    Als ich nichts erwiderte, fragte Ollie: »Verstehst du, was ich dir sagen will?«
    Meine Stimme zitterte. »Jemand hat das Feuer gelegt und Jazz starb nicht bei einem Unfall. Sie wurde ermordet.«
    »Ja, so sehe ich das. Bei meinem Anruf mit der Frage nach Rhonda Mallory wäre der leitende Detective fast vom Stuhl gekippt.«
    »Sind die der Sache nachgegangen?«
    »Die Großstadtjungs lassen die Trottel vom Dorf nur mitspielen, wenn sie keine andere Wahl haben. Aber wie ich bereits sagte, sie müssen das Mädchen schon am Computer überprüft haben und sind auf die tote Rhonda Mallory gestoßen.«
    »In Dobbins Bend.«
    »Ja, in Maryland.«
    »Haben sie mit irgendjemanden darüber gesprochen?«
    »Das haben sie mir nicht gesagt. Der Fall geht mich wirklich nichts an. Das ist Sache der New Yorker Polizei. Ich habe Dan erzählt, was ich weiß, und ihm geraten, persönlich mit den Cops in New York zu sprechen.«
    »Danke, Ollie.«
    »Falls du in New York anrufst, dann frag nach Detective Morino. Dein Vater ist vielleicht noch nicht dazu gekommen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Das mache ich.«
    »Sunny, auch das habe ich deinem Vater schon gesagt: Das alles macht keinen großen Unterschied. Vielleicht ist diese Rhonda Mallory nicht die, die sie zu sein behauptet - aber das hat nicht viel mit euch zu tun. Wenn wir herausfinden, dass sie für den Brand verantwortlich ist, dann können wir uns darum kümmern. Doch für eure Familie ist es gar nicht gut, wenn die ganze Sache ständig aufgewühlt wird. Jazz ist tot und diese Rhonda ist das Problem der New Yorker Kollegen.«
    Ich musste nachdenken und so erzählte ich Ollie nicht, dass diese Rhonda mittlerweile auch in höchstem Maße zu unserem Problem geworden war.
    Ich legte auf und bewegte meinen Kiefer hin und her, um die Anspannung zu lösen. Die ganze Sache war jetzt noch unheimlicher als zuvor.
    Jazz war nicht wirklich Jazz.
    Rhonda war nicht wirklich Rhonda.
    Und wer zum Teufel war Karen?

16. Kapitel
    D as schroffe Klopfen schreckte mich auf.
    »Sunn, bist du noch am Telefon?«
    Ich erhob mich langsam, sperrte die Tür auf und trat auf den Flur.
    Nicht-Jazz blickte mich mit angespannter, wachsamer Miene an. Argwöhnisch. »Du sperrst dich ein? Hast du Geheimnisse?«
    Da brannten bei mir die Sicherungen durch. Ich erwiderte ihren Blick mit demselben Gesichtsausdruck. Wir standen uns wie zwei streunende Katzen gegenüber, die mit geducktem Kopf unruhig die Pfoten bewegten.
    »Nicht mehr Geheimnisse als du«, antwortete ich.
    Ich konnte dabei zusehen, wie ihr mein Argwohn bewusst wurde. Mit einem Schlag war es vorbei mit Lächeln, Umarmungen und geheuchelter Zuneigung.
    Wir waren zu Gegnern geworden.
    Jazz' Augen wichen meinem Blick nicht aus. Ihrem Tonfall merkte man nichts an. »Es ist schon nach sechs. Wir sollten Mom zum Abendessen wecken.«
    Ich ging einen Schritt auf Jazz zu, einen Schritt kalkulierter Überlegenheit. »Ich gehe und wecke sie. Ich versuche, ihren Tag nach einem gewissen Zeitplan zu strukturieren.«
    Jazz ließ sich nicht einschüchtern und sah mir weiter in die Augen. »Du redest, als ob du dich um ein Baby kümmern würdest.«
    Ich erkannte, dass wir uns in einem Krieg befanden, der mit Willenskraft ausgetragen wurde. Das war nichts Neues mit Jazz.
    »Das trifft es gar nicht mal so schlecht«, erwiderte ich und meine Stimme klang ein wenig brüchig.
    »Vielleicht verhält sie sich wie ein Kleinkind, weil du sie so haben willst. Du bist nicht glücklich, wenn du Mom nicht herumkommandieren kannst. Hast du sonst nichts, um dich wichtig zu fühlen?«
    »Wie lieb von dir, Jazz. Erst lässt du mich mit dem Schlamassel sitzen und jetzt darf ich mir deinen New-Age-Psycho-Hokuspokus anhören. Du erinnerst mich an Dad.«
    »Wie der Vater so die Tochter, nicht wahr, Sunny?«
    Ich trat zurück. Das Gefecht war vorbei. Jazz hatte gewonnen. Denn ich hatte mit der falschen Jazz gesprochen, als wäre sie die echte. Das Mädchen hatte sich in den Klon von Jazz' dunkler Seite verwandelt, in die Jazz, die nicht bezauberte. In die Jazz, die ich gekannt hatte.
    »Schön«, sagte ich und senkte den Blick. Noch während ich sprach, wandte ich mich ab und schleuderte ein »Tu was du willst!« über die Schulter.
    Ich stapfte in die Küche. Der Tisch war für drei gedeckt. Auf farbigen Tischsets hatte sie bewusst bunt zusammengewürfeltes

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