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Tote Maedchen schreiben keine Briefe

Tote Maedchen schreiben keine Briefe

Titel: Tote Maedchen schreiben keine Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Giles
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Nachttisch und zog die Schublade auf. Sie glitt mühelos heraus. Die Brieftasche und die Kosmetiktücher waren noch da. Aber das war alles.
    Das Tagebuch war weg.

 
14. Kapitel
    I ch nahm die Brieftasche und die Kosmetiktücher aus der Schublade, als könnte ich so das Tagebuch dazu bringen, wieder aufzutauchen. Bis auf das verblasste Auslegepapier, gelbe Blüten auf weißem Grund - Jasmin natürlich -, war die Schublade leer.
    Sie hatte es woanders versteckt. Sie wusste, ich hatte kein brennendes Verlangen nach einem Snickers, aber sie konnte nicht zugeben, dass sie nicht echt war.
    Das durchdringende, schrille Klingeln des Telefons ertönte und mein Herz zog sich zusammen.
    Ich hörte Jazz abnehmen und musste meinen Füßen befehlen, mich ins Badezimmer zu tragen. Ich schlüpfte durch die Tür, drehte das Wasser am Waschbecken auf und spritzte es mir ins Gesicht. Gerade als ich mich mit einem kleinen Handtuch abtrocknete, hörte ich Jazz die Treppe heraufkommen.
    »Sunn?«
    »Jep, ich bin hier.«
    Jazz erschien im Türrahmen. »Dad möchte mit dir sprechen.«
    »Okay«, erwiderte ich, während ich das Handtuch über den Handtuchhalter hängte. »Ich gehe an das Telefon in Daddys Arbeitszimmer.«
    Jazz wirkte angespannt. »Gibt es was, das ich nicht hören soll?«
    Ich antwortete nicht.
    Jazz' Augen verfinsterten sich. »Nach den Regeln willst du also spielen?«
    Wir starrten uns einen Augenblick lang an, dann drehte sie sich auf dem Absatz um und stapfte die Treppe hinunter, ohne sich nochmals umzudrehen.
    Ich ging ins Arbeitszimmer und nahm dort den Hörer ab.
    »Okay, Jazz, du kannst auflegen.«
    »In Ordnung. Dad, wann sehen wir uns wieder?«, fragte Jazz.
    »Ich komme wahrscheinlich morgen vorbei«, erwiderte Dad.
    »Um deine verlorene Tochter zu besuchen?«
    »Aber Hallo!«, sagte Dad. Ich fand, seine fröhliche Antwort klang ein bisschen zu fröhlich, gezwungen.
    »Super. Dann bis morgen.« Ich hörte, wie Jazz unten auflegte.
    »Sunny?«
    »Ja, Dad. Ich habe nur gewartet, bis sie aufgelegt hat.«
    »Ich habe Neuigkeiten. Geh online«, sagte Dad.
    »Mach ich.« Ich legte den Hörer auf und schaltete den Computer an. Sobald ich die Internetverbindung hergestellt hatte, ploppte auf meinem Bildschirm eine Chat-Nachricht auf.
    II Bist Du da?
    Ja. Hab auch Neuigkeiten.
    II Du zuerst.
    War in ihrem Zimmer. Hat mich erwischt, bevor ich an das Tagebuch rankam.
    II Und?
    Seltsam. Hat mich Karen genannt u. be schuldigt, ich würde wie früher Süßigkeiten klauen. Irgendwas, von wegen Mom sagt Schokolade = Gift.
    Auf dem Bildschirm erschien fast eine Minute lang keine Antwort. Ich stellte mir vor, wie Dad sich, in Gedanken versunken, am Kinn kratzte.
    II Wie Alice im Wunderland sagt: verquerer und verquerer.
    Noch was. Tagebuch ist weg.
    II Wahrscheinlich noch im Haus. Ganz si cher sogar. Sie war doch nicht weg?
    Nee.
    II Du musst es finden.
    Ja. Und Deine Neuigkeiten?
    II Warte mal, wenn sie das Tagebuch ver steckt hat
    Ich tippte schon die Antwort.
    Sie will nicht, dass ich es lese. Muss wissen, warum.
    Wieder blieb der Bildschirm leer.
    Was hast du herausgefunden?
    II Hab Ollie angerufen. Mitbewohnerin Rhonda Mallory. Das Problem: Die Poli zei in NY hat die Familie angerufen. Rhonda Mallory konnte nicht Js Mitbewoh nerin gewesen sein.
    Ich wartete darauf, dass die nächsten Worte auftauchten. Endlich:
    II Rhonda Mallory ist gestorben. Vor 5 Jah ren.

15. Kapitel
    I ch starrte auf den Bildschirm. Die Worte standen immer noch da. In meinem Kopf drehte sich alles. Ich legte die Finger auf die Tastatur, versuchte, diese Neuigkeit zu verarbeiten.
    Ich tippte:
    Was ist los mit all den toten Mädchen, die nicht tot bleiben wollen?
    Ich klickte auf Senden. Der Bildschirm schien mich anzustarren, dann ploppte eine Nachricht auf.
    II Rocketman ist offline.
    Was sollte das? Vielleicht...
    Mit einem Schlag begriff ich, was ich da gerade geschrieben hatte. Ich zog die Finger von der Tastatur zurück, als wäre sie verseucht, und ließ mich in den Schreibtischsessel zurückfallen. Warum baue ich so einen Mist?
    Ich schickte Dad eine E-Mail, die er vorfinden würde, wenn er das nächste Mal online ginge.
    Ich wünschte, ich wäre nicht so eine gehässige Zicke.
    Ich betrachtete die Nachricht und fragte mich, ob das stimmte. Dann klickte ich auf Versenden und schickte sie in den Cyberspace.
    Anschließend trottete ich in mein Zimmer und warf mich aufs Bett. Es fühlte sich so an, als hätte ich ein Schlangennest im Kopf. Wenn ich

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