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Tote Mädchen

Tote Mädchen

Titel: Tote Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Calder
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sich auf das gefasst, was ihm bevorstand ...« All die Filme, die sie uns in der Schule gezeigt hatten: Hamlet, Richard III., Henry V.! Der Sprachgenerator war auf Olivier eingestellt. Ich wählte etwas anderes und drückte auf Play.
    »Europa während der Aube du millénaire , ein historischer Zeitabschnitt, der gelegentlich mit der Belle Époque unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg verglichen wird, verleibte sich das sterbende Sowjetreich ein und wurde zum Dreh- und Angelpunkt der Weltwirtschaft. Ohne zu versuchen, mit dem rein auf Produktion ausgerichteten pazifischen Block zu konkurrieren, den Japan und sein Juniorpartner Amerika dominierten, bestimmte Europa künftig, was als elegant galt und was nicht. Es wurde zu einem Modeimperium, zu einem Luxusgüterkonglomerat, das sich ganz der Aufgabe widmete, das narzisstische Streben der Reichen nach Gesundheit, Schönheit und Langlebigkeit zu befriedigen. Das Ziel lautete grenzenlose Miniaturisierung: die Schöpfung von Dingen, die die entwurzelten Neureichen, die Karrieristen des Informationszeitalters, bei oder in sich tragen konnten, um ihren gesellschaftlichen Wert und Status zu definieren. Diese Dinge verloren zunehmend jegliche Funktion und wurden zu objets , und das Empire de luxe wurde zu einem magischen Spielzeugladen, wo die Wunschträume der Erwachsenen erfüllt wurden. Und unter all diesem Kitsch war nichts so begehrt wie die Automata .
    Der Cartier-Automat wurde von dem Mann entwickelt, den wir heute nur als ›Dr. Toxicophilous‹ kennen, und gehörte zu einer Baureihe, die den Namen L’Eve Future trug. Von 2034 bis 2043 in Paris und London produziert, war diese Serie der Versuch, eine Synthese zwischen der Welt der klassischen Physik und der submikroskopischen Quantenwelt herzustellen. Wie auch damals schon lange bekannt war, unterscheidet sich das menschliche Gehirn grundlegend von jeder künstlichen Intelligenz, weil es gelernt hat, sich Quanteneffekte nutzbar zu machen. Mithilfe von Nanotechnologie setzte Toxicophilous seine Maschine aus immer kleineren Komponenten zusammen; er manipulierte Partikel und Wellen. Dieser Vorgang, den Toxicophilous als ›fraktale Programmierung‹ bezeichnete und bei dem Hardware und Software nicht mehr voneinander zu trennen waren, brachte zwar keine menschliche Intelligenz hervor, dafür aber ein Gehirn, ein Automatenbewusstsein, das als Brücke zwischen klassischen und mikrophysikalischen Welten diente, ein Bewusstsein, das ›Quantenmagie‹ manifestierte.
    ›Kunststücke‹, sagte der Erfinder von L’Eve Futur , ›das ist alles, was sie zustande bringen: Kabinettstückchen. Feux d’artifice! ‹ Aber schon damals waren ihre Programme vor allem von Mühen und Macken bestimmt ...«
    Nichts Neues. Dasselbe Zeug, das sie uns auch in der Schule eingetrichtert hatten. Ich drückte auf Schnellvorlauf.
    »Die Lebensdauer von ... Für die Puppen ist es unumgänglich, sich über einen menschlichen Wirt fortzupflanzen ... infiziert Männer durch ...«
    Ein Farang hatte sich auf Primaveras Stuhl niedergelassen. »Da ist besetzt«, sagte ich und nahm den Kopfhörer ab.
    »Sie müssen mir verzeihen.« Ein Amerikaner, der schleppende Akzent der Konföderierten; ein Nobodaddy-Somatotyp mit weißen Haaren und Bart. »Ich wollte schon immer einmal einen Engländer kennenlernen, und der Kellner hat gesagt ...« Ich war ein Slowake der zweiten Generation: Welcher Thai wäre in der Lage gewesen, die mitteleuropäische Verfälschung meiner Ostlondoner Vokale zu erkennen? Mein Akzent war so unerforschlich wie Primaveras balkanisierter Cockney.
    »Ich bin kein Engländer«, sagte ich.
    »Aber der Kellner war sich völlig sicher!«
    »Ich stamme aus der Slowakei.«
    »Da lebt noch jemand?« Er unterdrückte ein Lachen und verzog angewidert das Gesicht, als hätte er einen Schleimklumpen verschluckt. »Tut mir leid, das war nicht komisch.«
    »Meine Schwester kommt jeden Moment ...«
    »Arme Mädels.« Er hatte sich der Theateraufführung zugewandt. »Ich weiß, dass das nur Maschinen sind, aber was ist mit den jungen Frauen drüben in England? Wie heißen die noch mal? Ach ja, Lilim.« Er deutete auf eine Gynoide, die einen Todesorgasmus vortäuschte, wobei sie eher einer Gymnastin, einem Schlangenmenschen oder einer Tänzerin ähnelte als einem grausam misshandelten Mädchen. »Herrschaftszeiten, die ist doch nicht älter als meine Tochter!« Er streckte den Arm aus und zeichnete Kringel in eine Bierlache auf dem Tisch.
    Ich blickte

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