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Tote Pracht

Tote Pracht

Titel: Tote Pracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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ihm, holen es zurück und verletzen
den anderen dabei. Danach wandten sie sich gegen Tom; oft wollten sie nicht
einmal sein Honorar bezahlen.« Sie hielt inne, dann sagte sie, während ihr
wieder Tränen in die Augen stiegen: »Ich weiß genau, was er für ein Mensch war,
aber ich habe ihn trotzdem geliebt.«
     
     
     

13
     
    »Und dann kam die Polizei«, sagte ich
zu Hank.
    Wir saßen bei All Souls in der Küche an
dem runden Eichentisch. Dort hatten wir im Laufe der Jahre schon viele Stunden
verbracht, über seine oder meine Fälle diskutiert, Wein oder Kaffee getrunken,
geplaudert oder ernsthafte Gespräche geführt. Heute abend war die Stimmung eher
gedrückt. Ich hatte sofort, nachdem ich den Tatort verlassen hatte, bei Hank zu
Hause angerufen, aber nur seinen Anrufbeantworter erreicht; dann hatte ich es
in der Kanzlei versucht und festgestellt, daß er mal wieder Überstunden machte.
Nun, nachdem ich ihm erzählt hatte, was ich von dem Mord an Grant wußte,
überfiel mich bleierne Müdigkeit. Ich hatte das Gefühl, seit Tagen nicht mehr
geschlafen zu haben.
    »Wer untersucht den Fall?« fragte Hank.
    »Leo McFate. Erinnerst du dich noch an
ihn — der auch den Fall mit Willie...«
    »Ich erinnere mich. Ein Arschloch. Ich
dachte, er wäre zum Geheimdienst versetzt worden.«
    »Das war er auch, aber jetzt ist er
wieder im Morddezernat. Er wäre besser beim Geheimdienst geblieben — er ist ein
hinterhältiger Mistkerl, und das ist ein hinterhältiges Geschäft.« Die
Geheimdienstabteilung der Polizei in San Francisco war unter Beschuß geraten,
weil ihre Mitarbeiter Umweltschutzverbände, Schwulengruppen und die
Friedensbewegung ausspionierten, die in keiner Weise eine Bedrohung für die
staatliche Ordnung oder die öffentliche Sicherheit darstellten. In den
sechziger Jahren hatten Geheimpolizisten Versammlungen von Bürgerrechtlern und
Antikriegsdemonstranten infiltriert; vor einem Jahr stellte man fest, daß — trotz
Verbots solcher Aktivitäten durch ein 1975 erlassenes Gesetz — während des
Demokratischen Kongresses im Jahre 1984 so unterschiedliche Gruppen wie
»Solidarität mit den Menschen in El Salvador«, der Nationalverband der
Rechtsanwälte und ein unabhängiger Taxifahrerverband — der zu dem Zeitpunkt, an
dem die Delegierten in der Stadt eintrafen, mit einem Streik gedroht hatte — bespitzelt
worden waren. Meiner Meinung nach paßte McFate ausgezeichnet in diese
Abteilung.
    »Ich bin überrascht, daß er nicht
längst in Sacramento ist, mit wichtigeren Aufgaben« betraut.« McFate war ein
Aufsteiger mit politischen Ambitionen.
    »Ja, und ich weiß nicht, was mir lieber
wäre: daß er dort den Staat zerstört oder daß er mir hier auf den Wecker
fällt.«
    »Ich nehme an, er hat dich nicht lange
in Grants Haus geduldet.«
    »Er hat mich förmlich hinausgedrängt.
Hat meine Aussage aufgenommen und gesagt, ich solle mich morgen früh im
Justizpalast einfinden und das Protokoll unterschreiben. Für die Beziehung
zwischen Grant und Hilderly oder die Tatsache, daß Hilderly ein Opfer des
Heckenschützenmörders war, schien er sich nicht besonders zu interessieren. Als
ich ihm anbot, ihn zu informieren, falls sich bei den Gesprächen mit den
anderen Erben eine Spur ergäbe, meinte er, das werde nicht nötig sein.«
    »Wo liegt denn sein Problem?«
    Ich lächelte. »Ich habe ihn einmal
abblitzen lassen, als er sich an mich heranmachen wollte. Aber sein
eigentliches Problem ist, daß er — obwohl er sich mit sehr attraktiven Frauen
umgibt — Frauen nicht wirklich mag und unserem Geschlecht einfach nicht traut.«
    Hank grunzte unwillig. Ob ihn die
Vorstellung, daß McFate versucht hatte, mich anzumachen, mehr empörte oder der
Gedanke, daß McFate Frauen nicht mochte, konnte ich nicht erkennen.
    »Ich habe noch eine Frage zu Hilderlys
Testament«, sagte ich. »Was passiert nun mit Grants Anteil, nachdem er starb,
bevor er die Verzichtserklärung unterschreiben konnte?«
    »Eine Klausel in der Erstfassung
besagte: Wenn einer der Begünstigten die Verteilung des Vermögens nicht erlebt,
wird dieser Teil unter den verbleibenden Begünstigten aufgeteilt. Zum Glück hat
Hilderly diesen Absatz in seiner Abschrift übernommen, so daß Grants Anteil
nicht in sein Vermögen übergeht.«
    »Das vermutlich sowieso schon
beachtlich ist. Ich hoffe, er hat Angela Curtis etwas hinterlassen. Sie hat ihn
zwar geliebt, aber es war sicher nicht leicht, mit ihm auszukommen. Sie
verdient eine Entschädigung.«
    »Du

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