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Tote Pracht

Tote Pracht

Titel: Tote Pracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Eheschließung im Jahre
1975 war sie acht Jahre lang nicht berufstätig gewesen, und 1983 hatte sie im
City College an einem psychiatrischen Fortbildungskurs für Pflegepersonal
teilgenommen. Vor ihrer Heirat hatte sie von 1968 bis 1974 für das
Amerikanische Rote Kreuz gearbeitet. Ihre Familie und ihre Freunde beschrieben
Mary Davis als liebevolle Frau und Mutter, gute Nachbarin und engagierte
freiwillige Helferin in einer Organisation zur Beratung von Aidspatienten.
    Ich notierte mir einige Details über
Mary Davis. Allmählich kam mir eine Idee.
    Das dritte Opfer, John Owens, war ein
Veteran, der in Outer Sunset von seiner Invalidenrente lebte, in einem kleinen
Haus in der Nähe vom Strand. Seine Frau und seine Freunde beschrieben ihn als
jemanden, der alles reparierte, was in der Nachbarschaft so anfiel. Er hatte in
der Garage seine Werkstatt und für störrische Geräte eine geschickte Hand. Die
Tatsache, daß er aufgrund der Verletzungen, die er 1972 in einem Granatfeuer
nahe Saigon erlitten hatte, an den Rollstuhl gefesselt war, beeinträchtigte
seine Begabung, nahezu alles reparieren zu können, nicht im geringsten.
    Schon wieder Vietnam.
    Hilderly war dort gewesen. Auch Hank
und Willie. Und John Owens. Alle so ungefähr im gleichen Zeitraum. Ich
überprüfte meine Notizen über Mary Davis: Amerikanisches Rotes Kreuz von 1968
bis 1973. War sie auch in Vietnam gewesen? Vielleicht auch Bob Smith?
    Verbitterter Kriegsgegner erschießt
Veteranen mehr als achtzehn Jahre nach Kriegsende? Nein. Das klang zu sehr nach
einem schlechten Fernsehfilm. Außerdem waren Hilderly und Davis nicht beim
Militär gewesen. Und Hank konnte man auch nicht als den typischen Veteran
bezeichnen. Auch Willie entsprach diesem Bild nicht.
    Ich wünschte, Greg wäre hier, so daß
wir darüber sprechen könnten; er hatte eine Begabung dafür, Wahrscheinliches
von Unwahrscheinlichem zu trennen. Aber er würde erst am Nachmittag zurückkommen,
und ich mußte in weniger als einer Stunde in Berkeley sein.
    Ich brauchte mehr Informationen. Ich
griff nach Gregs Telefon und rief bei Hank zu Hause an; der Anrufbeantworter
schaltete sich ein. Das gleiche bei Willie. Ich rief die Auskunft an, um die
Nummer seines Hauptgeschäftes in der Market Street zu erfahren. Willie war auch
da nicht, aber ich spürte ihn schließlich in seinem Daly-City-Laden auf, wo er
eine Besprechung mit dem Geschäftsführer hatte.
    »Wann hast du Feierabend?«
    »Du lieber Himmel, McCone, das weiß ich
nicht. Ich habe heute einen vollen Terminplan und besuche alle meine Läden.«
    »Sag mir, wann du wieder in der Market
Street bist.«
    »Fünf? Halb sechs?«
    »Gut. Ich komme dann vorbei.« Ich
hängte auf, bevor er antworten konnte, und rief Ted in der Kanzlei an. »Wie
sieht Hanks Terminkalender heute aus?«
    »Laß mich — verdammt, komm da runter!«
    »Ted?«
    »Ich meinte Alice. Sie ist gerade über
die Tastatur marschiert, und jetzt spinnt der Computer. Geh weg, du Ungeheuer!«
Man hörte einen Plumps und ein kleines verärgertes Maunzen. »Also was?« fragte
er. »Hanks Terminkalender?«
    »Wenn es dich nicht zu sehr bei der
Ausübung deiner väterlichen Pflichten stört.«
    »Sei nicht ironisch. Du hättest sie mir
ja schließlich abnehmen können.«
    »Der Terminkalender...?«
    »Vormittags ist er bei Gericht. Kommt
gegen zwei zurück. Sagte, daß er ein paar Sachen fertigmachen und dann zur
Abwechslung einmal früh nach Hause gehen will.«
    »In Ordnung, kannst du ihm bitte
folgende Nachricht ausrichten und sagen, daß es dringend ist? Ich möchte ihn
zwischen fünf und halb sechs in Willies Laden an der Market Street treffen.
Beton bitte, daß es dringend ist.«
    »Bei Willie, Market Street, halb fünf.
Damit er rechtzeitig kommt; wie du weißt, kommt Hank immer zu spät. Ich werde
es ihm ausrichten und Zusehen, daß er kommt.«
    Es gibt Zeiten, da möchte ich mich bei
irgendeiner göttlichen Macht für Teds Gelassenheit und Tüchtigkeit bedanken.
»Großartig«, sagte ich. »Noch etwas — ist Rae schon in ihrem Büro?«
    »Ich glaube, ich habe sie vor etwa fünf
Minuten reinstolpern hören. Bleib dran.«
    Als Rae ihren Hörer abhob, klang sie
nicht besonders fröhlich. »Ich habe die Sache mit Tom Grant gerade in der
Zeitung gelesen«, sagte sie. »Warst du dabei?«
    »Ich traf dort ein, kurz nachdem seine
Sekretärin seine Leiche fand.«
    »Sie haben dich nicht erwähnt.«
    »Gut. Ich bin schon bekannt genug. Hör
mal, ich erzähle dir später mehr davon.

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